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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0289
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32. Kirchenordnung 1574/1576

Darnach fragt er auch die Braut: N., Ir bekennet
allhie offentlich vor Gott unnd dieser Christlichen
gemeine, das ihr gegenwertigen N. genommen habt
und nemmet, auch haben unnd behalten wöllet zu
euwerem eheliehen Gemahl?
Antwort: Jaj
kHie laß er sie einander die Treuwringe geben unnd
die beyde rechte hende zusammenfügen unnd spre-
che: | a4v |
Was Gott zusammenfüget, sol keinl Mensch
nicht scheidenk
mDarnach sprech er weiter:
Weil dann N. unnd N. einander zur Ehe begeren
und diß ir gemüth und willen alhie offentlich für
Gott unnd dieser Christlichen versamlung bekandt,
auch darauff die hende unnd Treuwringe einander
gegeben haben, so spreche ich sie Ehelich zusammen
im Namen Gottes, deß Vatters unnd deß Sons und
deß heiligen Geistes, Amen.
Also schreibet der Prophet Moises im ersten buch
am andern Capitel [18.21-24]:
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, das
der Mensch allein sey; ich wil im ein gehülffen ma-
chen, die sich zu im halte. Da ließ Gott der Herr
einen tieffen schlaff fallen auff den Menschen, und
er entschliff, und nam seiner rippen eine und schloß
die stedte zu mit fleisch. Und Gott der Herr bauwet
| b1r | ein Weib auß der Rippe, die er von dem Men-
schen nam. Da sprach der Mensch: Das ist doch
bein von meinen beinen und fleisch von meinem
fleisch, man wirdt sie Mennin heissen darumb, daß
sie vom Mann genommen ist; Darumb wirdt ein
Mann seinen Vatter und Mutter verlassen und an
seinem Weibe hangen, und sie werden sein zwey ein
fleisch.
Darnach wende er sich zu inen beyden unnd rede sie
an also:
k-k Agende 1618: Haben sie denn Ring, mögen sie dieselbi-
gen einander geben. Darauff heisse sie der Pfarrer nider-
knien und spreche also.
l KO/Agende 1609: der.

Weil ir euch beyde in den Ehestandt begeben
habt in Gottes Namen, so höret auffs erste das ge-
bott Gottes uber diesen standt. So spricht S. Paulus,
Ephes. 5 [22-29]: Ihr Menner, liebet euwere Weiber,
gleich wie Christus geliebet hat die gemeine und hat
sich selbß für sie gegeben, auff das er sie heiliget,
und hat sie gereiniget durch das Wasserbadt im
wort, auff daß er sie im selbst zurichtet, eine gemei-
ne, die herrlich sey, die nicht habe einen flecken oder
runtzel oder deß et-| blv | was, sondern daß sie heilig
sey und unstrefflich. Also söllen auch die Menner ire
Weiber lieben als ire eigene leibe. Wer sein Weib lie-
bet, der liebet sich selbs, denn niemandt hat jemals
sein eigen fleisch gehasset, sondern er nehret es und
pfleget sein gleich wie auch der Herr die Gemeine.
Die Weiber seyen underthan iren Mennern als
dem Herrn, Denn der Mann ist deß Weibes heupt,
gleich wie auch Christus das heupt ist der Gemeine,
und er ist seines leibes Heilandt. Aber wie nu die
Gemeine Christo ist underthan, also auch die Wei-
ber iren Mennern in allen dingen.
Zum andern. Höret auch das Creutze, so Gott
auff disen stand gelegt hat: Also, sprach Gott zum
Weibe: Ich wil dir viel schmertzen schaffen, wenn du
schwanger wirst. Du solt mit schmertzen Kinder ge-
beren und dein wille sol deinem Mann underworffen
sein, unnd er sol dein Herr sein181. |b2r| Unnd zum
Mann sprach Gott: Dieweil du hast gehorchet der
stimme deines Weibes unnd gessen von dem Baum,
davon ich dir gebot und sprach: Du solt nicht davon
essen; Verflucht sey der Acker umb deinetwillen.
Mit kummer soltu dich darauff nehren dein leben
lang, dorn und disteln sol er dir tragen, und solt das
Kraut auff dem Felde essen. Im schweiß deines an-
gesichts soltu dein brodt essen biß daß du wider zur
Erden werdest, davon du genommen bist, Denn du
bist Erden und solt zu Erden werden182.
Zum dritten. So ist das ewer trost, daß ihr wisset
und gleubet, wie euwer Stand für Gott angeneme
und gesegnet sey, denn also stehet geschrieben: Gott
schuff den Menschen ihm selbst zum bilde, ja, zum
Fehlt Agende 1618 hier, siehe oben, S. 269 Anm. i.
181 Gen 3,16.
182 Gen 3,17-19.

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