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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0294
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Nassau-Weilburg

das ewig leben haben196; darauß offenbar ist, daß
Gott allen bußfertigen sündern wil gnedig sein unnd
inen ihr sünde vergeben, unnd deß zum gewissen
pfande hat er seinen einigen Son lassen Mensch wer-
den, aller menschen sünde auff sich nemmen unnd
mit seinem Todt unnd sterben darfür bezalen und
gnugthun. Auff solche seine verheissung und zusage
sprech ich als ein ordentlicher Diener Gottes euch
und alle bußfertige ledig und loß von allen euwern
sünden, daß sie euch söllen verziehen und vergeben
sein so reichlich, als der Sohne Gottes solchs mit
seinem bitter leiden unnd sterben erworben unnd
durch sein heiliges Evangelion aller Welt zuverkün-
digen befohlen hat197, im Namen Gottes deß Vat-
ters, deß Sohns unnd deß Heiligen Geistes, Amen.
Nach vollendeter Beicht unnd Absolution sol der
Pfarrherr oder Caplan eacht nemen, daß der Tisch
|c4r| bereitet sey, unnd sol darauff mit dem kran-
cken das Vatter unser betene.
Darnach spreche er die Wort ddeß Testa-
mentsd198:
Unser Herr Jhesus Christus, in der nacht, da er
verrahten wardt, nam er das Brodt, dancket unnd
brachs unnd gabs seinen Jüngern und sprach: Nem-

c-c Agende 1618: den Krancken fragen, ob er kein heimlich
anligen in seinem Hertzen und kein Beschwerung in sei-
nem Gewissen habe, die ihn trucke, unnd ihn vermah-
nen, seinem Hertzen zu raumen [=Raum zu machen, es
zu reinigen] und dawider Bericht und Trost zuverneh-
men; Item, ihn erinnern, alle heimliche, verborgene
Feindschafft, Neyd oder Hasß abzulegen und allen Men-
schen zu vergeben, wie ihm Gott umb Christi willen ver-
ziehen hab. Wenn sich der Krancke deßwegen richtig er-
kläret, so folge denn darauff diß Gebet:
Allmächtiger Gott, Himmlischer Vatter, sintemal ich dir
nicht denn allein in deinem geliebten Sohn, unserem
Herren Jesu Christo, wolgefallen mag, so heylige mein
Leib und Seel und gieb mir, sein Leib und Blut in seinem
Heyligen Abendmahl mit rechtglaubiger Begierde und
Danckbarkeit also zu empfangen, das ich deiner ewigen
Güte unnd Liebe gegen mir abermals getröstet und, in
meinem Glauben gestercket, nach deinem Willen gedul-
tig leyden, gehorsamlich leben und seliglich sterben mö-
ge, durch unseren Herren Jesum Christum, Amen.
d-d Agende 1618: der Einsatzung deß H. Abendmahls.
e Agende 1618: deß.

met hin und esset, das ist mein Leib, der für euch
gegeben wird; Solchs thut zu meinem gedechtnuß.
Auff diese wort reiche man dem krancken den Leib
deß Herrn, also sprechende:
Der Leib unserse Herrn Jhesu Christi, für
fdich inf Todt gegeben, stercke unnd beware dichg im
glauben zum ewigen leben, Amen.
Darnach spreche er weiter: | c4v |
Desselbigen gleichen nam er auch den Kelch
nach dem Abendmal und sprach: Nemmet hin und
trincket alle darauß. Dieser Kelch ist das neuwe Te-
stament in meinem blut, das für euch vergossen
wirdt zur vergebung der sünden; Solches thut, so
offt irs trincket, zu meinem gedechtnuß.
Unnd auff solche wort reiche man dennh auch dem
krancken das Blut deß Herrn, also sprechende:
Das Blut unsers Herrn Jesu Christi, für deinei
sünde vergossen, stercke und beware dichj in rech-
tem glauben zum ewigen leben, Amen.
kDarnach spreche man mit dem krancken den hun-
dertunndsechtzehenden Psalmk199: Lobet den
Herrn, alle Heiden, preiset in, alle Völcker, denn sei-

f-f Agende 1618: dich (euch) in den.
g Agende 1618: dich (euch).
h Fehlt Agende 1618.
i Agende 1618: deine (ewre).
j Agende 1618: dich (euch).
k-k Agende 1618: Dancksagung nach dem H. Abendmahl:
Ich dancke dir, Herr Jesu Christe, das du mich durch
diese heylsame Gabe deines Leibs unnd Bluts erquicket
hast, unnd bitte deine Barmhertzigkeit, daß du mir sol-
ches gedeyen lassest zu einem starcken Glauben gegen
dir, zu hertzlicher Liebe gegen meinem nechsten, zu
Christlicher Gedult in allem Leyden und zu schuldigem
Gehorsam im Leben unnd Tode, der du mit Gott, dem
Vatter, in Einigkeit deß Heyligen Geistes lebest und re-
gierest immer und ewiglich, Amen. Man mag gleichfals
mit dem Krancken den 117. Psalm sprechen.

196 Joh 3,16.
197 Vgl. Mt 28,19-20.
198 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
199 Ps 117.

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