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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0324
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Nassau-Weilburg

lich Gespräch und Collation angestellt werden von einem
vornemen loco communi oder Capite Christlicher Lehre,
Fürs dritte, von dem ubrigen Kirchenwesen, so zu Erhaltung
reiner Lehr, erbawlicher Ceremonien unnd fortpflantzung
Christlicher Zucht gehörig, Item von Gleichheit in Ceremo-
nien und Kirchengebräuchen und was sonsten dem Kirchen-
wesen mehr anhängig, Was auch ein oder ander Kirchendie-
ner vor Gravamina, Mängel unnd Gebrechen anzuzeigen, die
bey seiner oder benachbarten Kirchen vorfallen und darvon
zu deliberiren nötig, Unterred gepflogen, Letzlich Censura
Morum zwischen den Kirchendienern vorgenommen unnd
bey diesem allem, wo es Verbesserung bedarff, solche verfü-
get und angeordnet werden, Von welchem sampt und sonders
wir uns, da nötig, fernere Special Verordnung thun zu lassen
vorbehalten.
Von Visitationibus:
5. Es ist heylsam und nützlich, daß alwege in durchgehenden
Land Visitationibus, so wir in einer oder mehren Graffe- und
Herrschafften lassen anstellen, und in Particular Visitationen
je nach erheischender Notturfft unnd Gelegenheit den Su-
perintendenten, Inspectorn und Predigern eine oder mehr
Gottsförchtige qualificirte Politische Personen (wie nechst
erwehnet) zugegeben werden, deren Verrichtung seye, auff
alles mituffsicht haben, wie die Prediger beschaffen, wie sie ir
Ampt führen, wie es in den Kirchen, Schulen, Hospitalien
zugehe, wie die Allmosen angelegt, die Kirchenzucht unnd
Christlicher Gehorsam in gemeinen Leben erhalten werde
nach fernerer Außweise folgender Verordnung.
6. Bey diesen Verrichtungen aber (darunter wir auch dißfalls
die Synodos verstanden haben wollen) sollen in allwege bey-
des, die Kirchendiener unnd andere zugeordnete, sich also
bequemen und anschicken, daß die Kirchen Ministerien
unnd ämpter mit der Obrigkeits Verwaltung weder unorden-
lich vermenget noch bößlich voneinander gerissen werden,
sondern einander die Hand bieten unnd, was insgemein zu
verrichten, also vertrawlich, friedsam und geflissen expedirn,
das es Gott zu Ehren, zu der Kirchen Wolfart, auch uns als
der Obrigkeit zu schuldigem Gehorsam unnd Respect gerei-
chen möge.
7. Wir achten für sehr nütz unnd nothwendig, daß unsere
Superintendenten und Inspectorn die Kirchen hin unnd wi-
der zeitlich visitirn unnd durchwandern, bißweilen auch un-
vermerckt unnd ohne Zuziehung anderer mehr Personen,
weil es der Kirchen Zustand nicht ist noch den Kosten er-
tragen möchten, wann solche Besuchungen durch mehr Per-
sonen allemal geschehen solten.
8. So offt es aber der Kirchen Notturfft erfordert, sollen
je zu Jahrs oder zwey Jahrs frist solennes Visitationes ange-
stellet werden, denen neben den Superintendenten unnd In-
spectorn (uff massen, vorgemeldet) auß unsern Kirchen Rä-
then auch andere Officianten nach Gelegenheit sollen bey-
wohnen.
9. Bey solchen Visitationen soll gleich zur Ankunfft der ver-
ordneten Visitatorn der Pfarrer deß Orths, da man ange-
langt, mit den Gravaminibus, so bey seiner Kirchen vorfal-
len, gefaßt seyn, und was er Ampts halber anzuzeigen, Punc-
tensweise nach Anleitung dieser Visitations Ordnung
schrifftlich ubergeben.
10. Ferner, wann es die Zeit leyden mag, soll durch densel-
bigen eine kurtze Sermon oder Predigt gehalten werden,

nachmals der Superintendens oder Geistliche Visitator einen
Vortrag thun, dahin sonderlich gerichtet, daß dem Volck ein-
gebildet werde, warumb die Visitation angestellet und wohin
solche gemeynet oder angesehen seye.
11. Nach diesem soll mit den Alten und Jungen das Ca-
techistische Examen durch die Geistliche Visitatorn vorge-
nommen und der profectus im Christenthumb bey jedwedern
explorirt werden.
12. Folgends soll der Superintendens oder Inspector unnd
zugeordnete Räthe oder Officianten die Pfarrer und Kirchen-
diener der Stätt unnd Dörffer einen jeden insonderheit für-
nemen, ihre ubergebene Verzeichnus uff nechstfolgende Visi-
tations Articul durchsehen unnd sie bey iren Pflichten, damit
sie Gott, der Kirchen unnd Uns, dem Lands Herrn, ver-
wandt, erinnern, hierüber, da nötig, fernern gründlichen Be-
richt zuthun.
Articul, darauff die Pfarrer und
Kirchendiener zu befragen
1. Ob er die vornembste Articul unserer Christlichen Religi-
on vermög Prophetischer und Apostolischer Schrifften, wie
die in der ungeenderten Augspurgischen Confession, so in
Anno [15]30 Keyser Carolen, dem V. dieses Namens, uber-
geben worden, kürtzlich verfasset und in andern bewehrten
Symbolis der reinen Evangelischen Kirchen (so der ungeen-
derten Augspurgischen Confession zugethan und verwandt
seynt) widerholet werden, seiner befolhenen Gemeine fleissig
und trewlich fürtrage.
2. Ob er die Heyligen Sacrament unnd andere Ceremonien
Gottes Wort und unserer Christlichen Kirchenordnung
gleichförmig und gemeß administrire und halte.
3. Ob er den Catechismum sampt den Fragstücken mit dem
jungen unnd ubrigen einfältigem Volck vermög unserer Kir-
chenordnung fleissig treibe, Item wann, wie offt unnd uff was
weise dasselbige geschehe.
4. Ob die Eltern ihre Kinder zum Catechismo anhalten unnd
zuvorderst sich auch selbst darbey einstellen, unnd ob er die
Eltern, so in diesem irem Ampt nachlässig, gnugsam darzu
vermahne.
5. Wieviel er Predigten thue an Feyer- und Sontagen, der-
gleichen in der Wochen, zu welcher Zeit unnd Stunde.
6. Ob er auch die Evangelia Dominicalia unnd was er sonsten
für andere Bücher deß Alten oder Newen Testaments dem
Volck fürlese und erkläre, Was er in seiner Außlegung für
einen Methodum, Art und Ordnung halte.
7. Ob er auch die Bettage zu rechter unnd gewohnlicher Zeit
halte und ob das Volck dieselbige unnd andere Predigten mit
gebührendem fleiß besuche.
8. Ob das Volck, so die Predigten, sonderlich auff die Son-
tage, verseumet, deßwegen zu Rede gesetzet und die Con-
tumaces derohalben auch von der Obrigkeit in gebürliche
Straff genommen werden.
9. Was er auff vollendete Predigten für Gebete spreche.
10. Item, was er vor und nach der Predigt vor teutsche Lob-
gesange mit der Schul unnd gemeiner Kirchen gebrauche und
ob auch die Gemeine mitsinge.
11. Ob die Leuth ohne Noth unter den Predigten und für
gehaltenem gemeinen Gebet auß der Kirchen lauffen oder
langsam nach angefangenem Gottesdienst unnd Gesang pfle-
gen zur Kirchen zu kommen.
12. Ob unter dem Gottesdienst Zechen und Versammlungen

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