32. Kirchenordnung 1574/1576
reisen, auff den Sontag aber nach verrichtem Gottesdienst
widerkommen, da solches hinfürter eigenes Willens und Ge-
fallens ohne erheblich Ursach und Erlaubnus der Beampten
und Kirchendiener geschicht, sollen sie nach Erkantnus
gleichmässig mulctirt und gestrafft werden.
8. Als auch bißweilen beydes, in Stätten unnd auff den Dorf-
fern, deß Sontags vor unnd unter der Predigt gefahren und
damit nicht allein dem dritten Gebott [Ex 20,8-11;
Dtn 5,12-15] Gottes zuwider der Feyertag entheiliget unnd
dann auch andere Leuth durch solch fahren unnd Gerümpel
am Gehör deß Göttlichen Worts gehindert werden, So wollen
wir solch fahren auff die Sonn- und hohe Feyertag hiemit
ernstlich unnd bey zween Gülden Kirchenstraff nachmaln
verbotten haben, Es were dann sach, daß es die höchste Not-
turfft erfordert unnd mit vorwissen jemands auß unsern Of-
ficianten, wie die jedes Orts seyndt, beschehe, Die doch sol-
ches dem Pfarrer, und warumb es geschehe, zuvor anzeigen
und one dessen Bewilligung nit erlauben sollen.
9. Welche von der Catechismus Lehr außbleiben unnd etwan
zur selbigen Zeit auff den Gassen, unter den Pforten, Rath-
häussern, Kirchhöffen oder sonsten anderstwo neben der
Kirchen gesehen unnd gefunden werden, es seye, wer es auch
wolle, jung oder alte, in Stätten oder auff dem Land, sollen
entweder selbsten oder dero Eltern vier alb[us] erlegen, In-
gleichem Krämer, Becker, Metzger, so uff Son-, Feyer- unnd
monatliche Bettage ihre Wahren zu feylem Kauff außlegen,
nach Bewantnus mulctirt werden.
10. Welche aber unter dem jungen Volck und den unberich-
ten Alten Leuthen für verrichter Catechismus Lehr und Un-
terricht auß der Kirchen ihres blossen Gefallens, ohne erheb-
liche Ursachen außlauffen, alle mal vier Pfenning oder nach
Gelegenheit ein Alb. erlegen; Den Dienstbotten mögen es die
Herrschafften an irem Lohn wider abziehen.
11. Wer uff die halbe Feyertag vor unnd unter der Predigt
auff dem Felde oder in seiner Handwercksarbeit ersehen
wirdt oder die Predigt verseumet, In gleichem, wer die Bet-
tags Predigten nicht besucht, soll vier Alb. Straff erlegen.
12. Wann nicht wochentlich, wo unnd wann die Predigten
gehalten und der Gottesdienst verrichtet wirt, auß jedem
Hauß zum wenigsten eine Person zur Kirchen kompt, soll der
Haußvatter zween Alb. erlegen.
13. Wer Sonn- unnd Feyertags oder uff die Bettäge von in-
heimischen unter den Predigten unnd dem Gottesdienst inn
Würthshäussern gefunden wirt, soll zum ersten mal ein hal-
ben, der Würth aber ein gantzen Gülden erlegen, fürs ander
mal doppel soviel und darneben der Obrigkeit zu höherer
straff angezeigt werden.
14. Wann jemand, so das H. Abendmahl empfangen, hernach
auff solchen Tag ins Würtshauß oder offene Zeer- unnd
Trickstuben sich verfügt unnd beweinet [=sich mit Wein be-
trinkt] oder sonsten andere Leichtfertigkeit und Uppigkeit
geübet und getrieben, der soll ein Gülden Kirchenbuß erle-
gen, auch nach grösse der Verbrechung Thurn- und andere
Obrigkeits Straffen gegen solchen vorbehalten seyn.
15. Es sollen die Kirchen Censorn per vices allwegen ihrer
zween wochentlich Son- und Feyertags und sonsten zwischen
den Predigten und dem Gottesdienst umbgehen, uff diejenige
Achtung geben, so uff der Gassen, dem Kirchhoff, Würths-
häussern, ihrer Werckstätt, Schewren oder sonsten anderswo
ausserhalb der Kirchen sich befinden; welche Kirchen Cen-
sorn hieran säumig, wissen ihre Straff.
16. Und damit ja die außbleibende, so den Gottesdienst ver-
seumen, desto weniger ubersehen werden, soll die Anstellung
geschehen, wo es nicht allbereit im Schwang, daß insonder-
heit in Flecken und Dorffschafften, bevorab Sontags und uff
die höhere Fest-, Feyer- und Bettage, vor der Kirchen von
Hauß zu Hausse umbgezehlet unnd diejenige, so ohne erheb-
liche Ursach und vorher gebettener Erlaubnus abwesendt
befunden, ohnnachlässig mit einer gewissen Mulcta oder Kir-
chenbuß nach Inhalt dieser Censur Ordnung gestrafft wer-
den.
17. Von dieser Schuldigkeit sollen auch nicht befreyet seyn
Herrndiener und deren Gesinde, Item, die in gefreyten Häus-
sern sitzen, wie auch der Außschuß nicht, noch Müller, Be-
cker, Würth, Handwercksgesinde, Fuhrleute und dergleichen
Personen.
18. Es sollen aber die Kirchendiener uff die Hirten auch gut
Achtung geben, daß dieselbige in der Zeit, wann sie mit dem
Viehe nicht außzufahren haben, gleich andern sich beym
Gottes Dienst einstellen und finden lassen.
19. Welchem etwa ein Fluch nicht eben auß vorsätzlicher
Boßheit entfehret, soll ein Alb., Wer aber sich etwas gröblich
mit Gotteslästern unnd fluchen, anderen zum Ergernus unnd
bösen Exempel, vergreiffet, ein Orts Gülden Kirchenbuß er-
legen, nach Gelegenheit aber höher belegt werden. Die gar
ärgerliche verschreyete [=offenkundige] Flucher und Gotts-
lästerer, bey denen kein Kirchenbuß, Vermahnung unnd
Warnungen helffen wöllen, gehoren schlecht [=schlicht]
und bloß nechst Gottes Gericht in der Obrigkeit ernste
Straff.
20. Und weil solch fluchen, schweren und Gottslestern zu
mehrem theil vollertrunckner weiß geschicht, daher auch
mancher sein Gottloß ungehalten Maul und andere Laster
mit dem ubrigen Trunck wil entschuldigen unnd beschönen,
da doch solcher mit doppler Schuld sich beladen, solle solch
viehisch vollsauffen auch allwegen mit einem Orts Gülden
gestrafft werden, Wenn aber ergerliche Flüche darbey vor-
unnd mit unterlauffen, diese Straff auff ein halben Gülden
oder wol ein mehrers erhohet werden. Im ubrigen, wie diesen
beyden Lastern zu stewren, gibt die Ordnung sub Rubrica:
Von Gottslestern und vollsauffen richtig Maß unnd ferner
Nachrichtung, deren sich Beampten, Pfarrer und Censorn
gemeß zu verhalten.
21. So unter ledigen Personen hinfüro jemand in Hurerey
und Unzucht betretten wirdt, soll Jedes in den Gottskasten
für die Armen zween Floren zu erlegen schuldig seyn, und
behalten wir uns nach gestalt der sachen die Oberkeitliche
abstraffung bevor.
22. Wann Hochzeiten seynd, mag man ziemlich dantzen,
doch daß solches nicht unter der Predigt oder zu der Zeit,
wann der Catechismus gehalten wirt, darzu ehrlicher weise,
geschehe, und dann das Nachttantzen, deßgleichen das ab-
stossen an Däntzen, auch das herumbwerffen und sonsten
alle unzüchtige Gebärden und Wort gäntzlich unterlassen
unnd vermitten werden. Darzu dann an einem jeden Ort
beydes, in Stätten, Flecken unnd Dörffern unsere Beampten
neben dem Rath in Stätten und Vorstehern in Dörffern, et-
liche redliche Personen ordnen sollen, die jedesmal bey den
Däntzen seyn unnd bleiben und darauff achtung geben, daß
dieser unser Ordnung gelebt, zu rechter Zeit angefangen und
aufgehört, die Uberfahrer den Beampten angezeigt und von
denselbigen in gebürliche Straf gezogen werden.
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reisen, auff den Sontag aber nach verrichtem Gottesdienst
widerkommen, da solches hinfürter eigenes Willens und Ge-
fallens ohne erheblich Ursach und Erlaubnus der Beampten
und Kirchendiener geschicht, sollen sie nach Erkantnus
gleichmässig mulctirt und gestrafft werden.
8. Als auch bißweilen beydes, in Stätten unnd auff den Dorf-
fern, deß Sontags vor unnd unter der Predigt gefahren und
damit nicht allein dem dritten Gebott [Ex 20,8-11;
Dtn 5,12-15] Gottes zuwider der Feyertag entheiliget unnd
dann auch andere Leuth durch solch fahren unnd Gerümpel
am Gehör deß Göttlichen Worts gehindert werden, So wollen
wir solch fahren auff die Sonn- und hohe Feyertag hiemit
ernstlich unnd bey zween Gülden Kirchenstraff nachmaln
verbotten haben, Es were dann sach, daß es die höchste Not-
turfft erfordert unnd mit vorwissen jemands auß unsern Of-
ficianten, wie die jedes Orts seyndt, beschehe, Die doch sol-
ches dem Pfarrer, und warumb es geschehe, zuvor anzeigen
und one dessen Bewilligung nit erlauben sollen.
9. Welche von der Catechismus Lehr außbleiben unnd etwan
zur selbigen Zeit auff den Gassen, unter den Pforten, Rath-
häussern, Kirchhöffen oder sonsten anderstwo neben der
Kirchen gesehen unnd gefunden werden, es seye, wer es auch
wolle, jung oder alte, in Stätten oder auff dem Land, sollen
entweder selbsten oder dero Eltern vier alb[us] erlegen, In-
gleichem Krämer, Becker, Metzger, so uff Son-, Feyer- unnd
monatliche Bettage ihre Wahren zu feylem Kauff außlegen,
nach Bewantnus mulctirt werden.
10. Welche aber unter dem jungen Volck und den unberich-
ten Alten Leuthen für verrichter Catechismus Lehr und Un-
terricht auß der Kirchen ihres blossen Gefallens, ohne erheb-
liche Ursachen außlauffen, alle mal vier Pfenning oder nach
Gelegenheit ein Alb. erlegen; Den Dienstbotten mögen es die
Herrschafften an irem Lohn wider abziehen.
11. Wer uff die halbe Feyertag vor unnd unter der Predigt
auff dem Felde oder in seiner Handwercksarbeit ersehen
wirdt oder die Predigt verseumet, In gleichem, wer die Bet-
tags Predigten nicht besucht, soll vier Alb. Straff erlegen.
12. Wann nicht wochentlich, wo unnd wann die Predigten
gehalten und der Gottesdienst verrichtet wirt, auß jedem
Hauß zum wenigsten eine Person zur Kirchen kompt, soll der
Haußvatter zween Alb. erlegen.
13. Wer Sonn- unnd Feyertags oder uff die Bettäge von in-
heimischen unter den Predigten unnd dem Gottesdienst inn
Würthshäussern gefunden wirt, soll zum ersten mal ein hal-
ben, der Würth aber ein gantzen Gülden erlegen, fürs ander
mal doppel soviel und darneben der Obrigkeit zu höherer
straff angezeigt werden.
14. Wann jemand, so das H. Abendmahl empfangen, hernach
auff solchen Tag ins Würtshauß oder offene Zeer- unnd
Trickstuben sich verfügt unnd beweinet [=sich mit Wein be-
trinkt] oder sonsten andere Leichtfertigkeit und Uppigkeit
geübet und getrieben, der soll ein Gülden Kirchenbuß erle-
gen, auch nach grösse der Verbrechung Thurn- und andere
Obrigkeits Straffen gegen solchen vorbehalten seyn.
15. Es sollen die Kirchen Censorn per vices allwegen ihrer
zween wochentlich Son- und Feyertags und sonsten zwischen
den Predigten und dem Gottesdienst umbgehen, uff diejenige
Achtung geben, so uff der Gassen, dem Kirchhoff, Würths-
häussern, ihrer Werckstätt, Schewren oder sonsten anderswo
ausserhalb der Kirchen sich befinden; welche Kirchen Cen-
sorn hieran säumig, wissen ihre Straff.
16. Und damit ja die außbleibende, so den Gottesdienst ver-
seumen, desto weniger ubersehen werden, soll die Anstellung
geschehen, wo es nicht allbereit im Schwang, daß insonder-
heit in Flecken und Dorffschafften, bevorab Sontags und uff
die höhere Fest-, Feyer- und Bettage, vor der Kirchen von
Hauß zu Hausse umbgezehlet unnd diejenige, so ohne erheb-
liche Ursach und vorher gebettener Erlaubnus abwesendt
befunden, ohnnachlässig mit einer gewissen Mulcta oder Kir-
chenbuß nach Inhalt dieser Censur Ordnung gestrafft wer-
den.
17. Von dieser Schuldigkeit sollen auch nicht befreyet seyn
Herrndiener und deren Gesinde, Item, die in gefreyten Häus-
sern sitzen, wie auch der Außschuß nicht, noch Müller, Be-
cker, Würth, Handwercksgesinde, Fuhrleute und dergleichen
Personen.
18. Es sollen aber die Kirchendiener uff die Hirten auch gut
Achtung geben, daß dieselbige in der Zeit, wann sie mit dem
Viehe nicht außzufahren haben, gleich andern sich beym
Gottes Dienst einstellen und finden lassen.
19. Welchem etwa ein Fluch nicht eben auß vorsätzlicher
Boßheit entfehret, soll ein Alb., Wer aber sich etwas gröblich
mit Gotteslästern unnd fluchen, anderen zum Ergernus unnd
bösen Exempel, vergreiffet, ein Orts Gülden Kirchenbuß er-
legen, nach Gelegenheit aber höher belegt werden. Die gar
ärgerliche verschreyete [=offenkundige] Flucher und Gotts-
lästerer, bey denen kein Kirchenbuß, Vermahnung unnd
Warnungen helffen wöllen, gehoren schlecht [=schlicht]
und bloß nechst Gottes Gericht in der Obrigkeit ernste
Straff.
20. Und weil solch fluchen, schweren und Gottslestern zu
mehrem theil vollertrunckner weiß geschicht, daher auch
mancher sein Gottloß ungehalten Maul und andere Laster
mit dem ubrigen Trunck wil entschuldigen unnd beschönen,
da doch solcher mit doppler Schuld sich beladen, solle solch
viehisch vollsauffen auch allwegen mit einem Orts Gülden
gestrafft werden, Wenn aber ergerliche Flüche darbey vor-
unnd mit unterlauffen, diese Straff auff ein halben Gülden
oder wol ein mehrers erhohet werden. Im ubrigen, wie diesen
beyden Lastern zu stewren, gibt die Ordnung sub Rubrica:
Von Gottslestern und vollsauffen richtig Maß unnd ferner
Nachrichtung, deren sich Beampten, Pfarrer und Censorn
gemeß zu verhalten.
21. So unter ledigen Personen hinfüro jemand in Hurerey
und Unzucht betretten wirdt, soll Jedes in den Gottskasten
für die Armen zween Floren zu erlegen schuldig seyn, und
behalten wir uns nach gestalt der sachen die Oberkeitliche
abstraffung bevor.
22. Wann Hochzeiten seynd, mag man ziemlich dantzen,
doch daß solches nicht unter der Predigt oder zu der Zeit,
wann der Catechismus gehalten wirt, darzu ehrlicher weise,
geschehe, und dann das Nachttantzen, deßgleichen das ab-
stossen an Däntzen, auch das herumbwerffen und sonsten
alle unzüchtige Gebärden und Wort gäntzlich unterlassen
unnd vermitten werden. Darzu dann an einem jeden Ort
beydes, in Stätten, Flecken unnd Dörffern unsere Beampten
neben dem Rath in Stätten und Vorstehern in Dörffern, et-
liche redliche Personen ordnen sollen, die jedesmal bey den
Däntzen seyn unnd bleiben und darauff achtung geben, daß
dieser unser Ordnung gelebt, zu rechter Zeit angefangen und
aufgehört, die Uberfahrer den Beampten angezeigt und von
denselbigen in gebürliche Straf gezogen werden.
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