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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0332
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Nassau-Weilburg

sollen unnd wollen, So laßt uns zuvor für ihme hertzlich de-
mütigen unnd umb Vergebung der Sünden im Namen unsers
Herren Jesu Christi bitten und sprechen also: O Allmechti-
ger, Ewiger, Barmhertziger Gott, Vatter unsers Herren unnd
Heylands Jesu Christi etc., Vide supra: Form der Beicht und
Absolution etc., Folio 8 et 9, biß uff den Verß: Darentgegen
aber sollen wissen etc. exclusive [siehe S. 229].
Ferner spreche er: Traget nun ferner dem lieben Gott für die
Notturfft und das anligen der gantzen Christenheit, und das
in der gewöhnlichen Kirchen Litaney, Und sprechet also:
Herr Gott Vatter im Himmel, Erbarm dich uber uns. Herr
Gott Sohn, der Welt Heyland, Erbarme dich uber uns. Herr
Gott Heyliger Geist, Erbarme dich uber uns. Sey uns gnädig,
Verschon unser, lieber Herre Gott. Sey uns gnädig, Hilff uns,
lieber Herre Gott. Für allen Sünden, Für allem Irrsal, Für
allem Ubel, Für deß Teuffels Trug unnd List, Für bösem,
schnellen Todt, Für Pestilentz und thewrer Zeit, Für Auff-
ruhr und Zwitracht, Für Hagel und ungewitter, Für Fewer
und Wassersnoth, unnd für dem ewigen Tod, behüte uns, lie-
ber Herre Gott.
Durch dein heylig Geburt, Durch deinen Todkampff und
blutigen Schweiß, Durch dein Creutz und Tod, Durch dein
heyliges aufferstehen und Himmelfarth, In unserer letzten
Noth und am jüngsten Gericht, Hilf uns, lieber Herre Gott.
Wir arme Sünder bitten, du wollest uns hören, lieber Herre
Gott, unnd deine heilige Christliche Kirch regieren und füh-
ren, Alle wahre Bischoffe, Pfarrherr und Kirchendiener in
heilsamer Lehr unnd heiligem Leben behalten, Deine Ge-
meinde allenthalben von Wölffen unnd Miedlingen erlösen
und ledig machen, Allen Rotten und Ergernüssen wehren,
Alle irrige und verführte widerbringen, Den Sathan unter
unsere Füsse tretten, Trewe Arbeiter in deine Ernde senden,
Deinen Geist unnd Krafft zum Wort geben, Alle Christliche
Schulen (hie und anderstwo) erhalten, segnen und benedey-
en, Allen Betrübten und blöden [=Verzagten] helffen unnd sie
trösten, Erhöre uns, lieber Herre Gott.
Allen Königen unnd Fürsten in dir Fried unnd Einigkeit ge-
ben, Unserem Keyser [Matthias] geben, dein Wort und Reich
zu fördern, und steten sieg wider deine Feinde verleyen, Un-
seren Fürsten und Gewaltigen, denen du dein heilig Evan-
gelium hast zu erkennen geben, Rath, Stärck und Hülff ver-
leyen, dein Volck bey deinem Wort zu schützen, Unsern gnä-
digen Landherren und I. G. Gemahlin [Anna Maria von Hes-
sen-Kassel] (wie auch deroselben altern Sohn [Wilhelm Lud-
wig von Nassau-Saarbrücken] und I[hrer] G[naden] Gemah-
lin [Anna Amalie von Baden-Durlach], sodann die junge
Herrschafft unnd Frewlein) bey langwiriger [=langwähren-
der] Gesundheit erhalten und für allem Ubel Leibes und der
Seelen bewahren, Auch deroselbigen Diener, Räth unnd
Amptleuthe vätterlich leyten und schützen, Erhöre uns, lie-
ber Herre Gott.
Die hie[s]ige gantze Gemeine segnen unnd behüten, Allen, so
in Noth unnd Gefahr seyndt, mit Hülff erscheinen, Allen
Schwangern unnd Seugerin fröliche Frucht und Gedeyen ge-
ben, Aller Kinder unnd Krancken pflegen und warten, Alle,
die umb Unschuld gefangen seyndt, loß und ledig machen,
Alle Wittwen unnd Waisen vertheidigen und versorgen, Aller
Menschen dich erbarmen, Unsern Feinden, Verfolgern und
Lästerern vergeben und sie bekehren, Die Frücht auff dem
Lande geben und bewahren und uns gnädiglich erhören, Er-
hör uns, lieber Herre Gott.

O Jesu Christe, Gottes Sohn, Erhör uns, lieber Herre Gott.
O du Gottes Lamb, das der Welt Sünde trägt, Erbarm dich
uber uns.
O du Gottes Lamb, das der Welt Sünde trägt, Erbarm dich
uber uns.
O du Gottes Lamb, das der Welt Sünde trägt, verleyhe uns
stäten Fried.
Christe, erhöre uns.
Ach Herr, handel nicht mit uns nach unsern Sünden und
vergilt uns nicht nach unser Missethat [Ps 103,10].
Herr, Barmhertziger Gott unnd Vatter, der du der Elenden
Seufftzen nicht verschmähest und der betrübten Hertzen
verlangen nicht verachtest, Sihe doch an unser Gebet, wel-
ches wir dir in unser Noth fürtragen, und erhöre uns gnädig-
lich, daß alles, so beydes, von Teuffel unnd Menschen, wider
uns strebet, zunichte und nach dem Rath deiner Güte zer-
trennet werde, auff daß wir, von aller Anfechtung unverseh-
ret, dir in deiner Gemeine dancken unnd dich allezeit loben,
durch unsern Herren Jesum Christum, deinen Sohn, der mit
dir in Einigkeit deß Heyligen Geistes regieret und herrschet
immer und ewiglich, Amen.
Gebet, so gemeiniglich nach den Predigten zu sprechen:
Allmächtiger, Barmhertziger Gott, ewiger Vatter, unsers
Heylands Jesu Christi Erschaffer, sampt deinem Sohn und
Heyligen Geist, wir bitten dich hertzlich, du wollest deine
H. Kirche mit iren Dienern und Zuhörern durch deinen H.
Geist in diesen Landschafften selbst regieren, auff daß sie
bey der rechtschaffenen Weyde deines Allmächtigen und ewi-
gen Worts und vor aller falscher Lehre rein erhalten werde,
dardurch der rechte Glaube gegen dir gestercket und die Lieb
gegen allen Menschen in uns erwachse und zuneme. Wollest
auch dem Römischen Keyser und anderer vorgesetzten Ob-
rigkeit, Insonderheit aber unserem gnädigen Landherren
(und ihrer G. Gemahlin wie auch deroselben Eltern Sohn und
ihrer G. Gemahlin [siehe linke Spalte], Sodenn der jungen
Herrschafft unnd Frewlein) unnd dem gantzen Hauß Nas-
saw Sarprücken langes Leben, bestendige Gesundheit sampt
aller zeitlichen unnd ewigen Wolfarth verleyhen, auch dero-
selben Räthe unnd Amptleuthen Gnade und Einigkeit geben,
die Unterthanen nach deinem Göttlichen Willen unnd Wol-
gefallen zu regieren, Auff daß die Gerechtigkeit gefordert, die
Boßheit aber verhindert unnd gestrafft werde, Darmit wir in
stiller Ruhe unnd gutem Frieden, als Christen gebüret, unser
Leben vollstrecken mögen, Daß auch unsere Feinde und Wi-
dersacher ablassen und sich mit uns friedlich und sanfftmü-
tig zu leben begeben wollen. Alle die, so in Trübsal, Armuth,
Kranckheit, Kindsbanden [=Schwangerschaft] und anderen
Anfechtungen sind, auch die, so umb deines Heyligen Na-
mens unnd der Warheit willen angefochten, gefangen oder
sonsten Verfolgung leyden, tröste sie, O Gott, mit deinem
Heyligen Geist, daß sie solches alles für deinen vätterlichen
Willen auffnemen und erkennen. Wollest auch alle Früchte
der Erden, zur leiblichen Notturfft gehörig, mit fruchtbarer
Wachsung wol gerathen unnd gedeyen lassen. Auch bitten
wir für alles das, darfür du, O ewiger Gott, gebetten seyn
wilt, daß du uns solches gnädiglich verleyhest, durch das bit-
tere Leyden und sterben Christi Jesu, deines einigen Sohns,
unsers geliebten Herren und Heylands, welcher mit dir unnd
dem Heyligen Geist lebt und regieret, gleicher, wahrer Gott,
hochgelobt in Ewigkeit, Amen. Vatter unser, etc.

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