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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0338
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Nassau-Weilburg

33. Kirchenzuchtordnung für das Amt Wehen3
[nach 1602]
Kirchenordnung und censur, Wehen |5v leer, 6r |
Kirchenordnung der durchleuchtigen unndt hochgebornen fürstin unnd frauwen, frauwen Elisabethen1,
geborner landgrävin zu Heßen, gravin und frauwen zu Naßaw Sarprücken wittiben, wie es hinfuro in dem
ampt Wehen in kirchen und schulen soll gehalten werden.

1. Dieweill der allmechtige, gütige Gott nach seiner
großen lieb und barmhertzigkeit in diesen letzten
tagen und gleichsam am endt der welt das hell schei-
nendt licht des evangelii2 in diesenn landen und kir-
chen widerumb angezindet, itzo aber dasselbige we-
gen der großen undanckbarkeit und schendligen ver-
achtung algemach wider begünnet zu verdunckeln
und unß auch weigen unser nachleßigkeit nicht der-
gleichen gedeyen und widerfahren möge, so setzen,
ordnen und wöllen wir, das unser beide verordnete
pfarrer [in] Wehen und Bleidenstat3 ihre sontägliche
und wochentliche predigten sambt dem catechismo
mit allem vleiß und gepürentem eyver in beiden kir-
chen treiben, das ampt eines evangelischen predi-
gers nach der vermahnung des apostels Pauli4
treuwlich verwalten, die gepürliche fest- und feyer-
tag sambt den ortenlichen bethtagen vleißiglichen
halten, falsche lehr und irthumb wie dann auch alles
sündtlich und unrecht auß Gottes wort ihren befoh-
lenen pfarrkindern und zuhöre[r]n auff der cantzell
anzeigen und straffen, das hochwertige abentmall
des leibs und bluts Christi zum we-| 6v | nigsten alle
monat nach dem ortenlichen bethtag und auff die
furnembste fest nach des herrn Christi selbst eigener
einsatzung5 treulich halten und also ihre pfarrkinder
im glauben zum ewigen leben versichern und versie-
geln.

a Textvorlage (Handschrift): HHStaatsA Wiesbaden Abt.
136, Nr. 91, fol. 5r-10v.
1 Elisabeth (1579-1655) war die Tochter Georgs I. von
Hessen-Darmstadt. Sie heiratete 1601 Graf Johann Ca-
simir von Nassau-Weilburg (1577-1602), einen Bruder
Ludwigs II.

2. Setzen, ordnen und gepieten wir hiermit ernstlich
allen unsern underthanen beider kirchen, das diesel-
bige hinfuro auf die sontag beides, des morgens und
mittags, wenn die underpredigt6 gehalten wirdt, sich
mit allem vleiß zur kirchen und predigt göttliches
worts und dem christligen catechismo halten, das
wort Gottes nicht allein hörren, sondern demselbi-
gen auch gemeß geleben, die wochenpredigten
sambt den ortentlichen bethtagen beneben ihren
kindern und gesinde vleißiger alß bißhero geschehen
besuchen und, wo nicht alle, doch zum wenigsten
auß idem hauß 2 oder 3 unverzuglich darzu fürhen.
Und sonderlich die ortenliche bethtag wöllen wir ei-
nem idenn dorff hiermit ernstlichen dieselbige zu
besuchen iniungiret und befohlen haben, und do
hierinnen einer oder der ander diesem unserm man-
dat und geboth zuwider und endtgegen leben wür-
den (doch wöllen wir den nothfall hiermit excipiret
und außgenommen haben, welcher doch gleichwoll
zuvor dem pfarherr oder desselbigen beygeortneden
senioren genugsam soll angezeigt werden), soll des-
wegen |7r | ein sonderlicher catalogus von unsern bei-
den pfarrer[n] ides orts gehalten werden, welcher in
beysein der seniorn nach gehaltener predigt, wenn
man den unfleiß vermerckt, vor der kirchen gelesen,
die abwesenden notiret und uffgezeichnet und so

2 2Kor 4,4.
3 Wehen und Bleidenstadt sind heute Stadtteile von Tau-
nusstein im Rheingau-Taunus-Kreis.
4 1Tim 3,2-8; Tit 1,5-9.
5 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
6 Zweite, nachgeordnete Predigt.

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