Nassau-Weilburg
und ernstlichs aufsehen haben, die verbrecher zu re-
gister und unnachleßiger straff bringen und dem
gottescasten verrechnen, und do sie gedachte straff
zuerlegen sich widersetzen würden, sollen dieselbige
verbrecher mit dem gefengnus nach erkandtnus der
ubertrettung genugsam gezuchtiget und darumb an-
gesehen12 werden.
6. Weill auch bißhero offtermals auf die sontag, und
sonderlich nach mittag under der underpredigt13
und kinderlehr, in wirtsheusern hin und wider un-
zeitige glach14 und zechen angestellet worden, dar-
durch dann der gottesdienst nicht wenig geschmeht
und in verachtung gestellet wirdt, so wöllen wir die-
selbige unzeitige zechen und glach under den predig-
ten allen und iden wirthen unsers ampts hiermit
ernstlich verbotten haben. | 9r |
Es sollen auch künfftig die wirth keinen wein
uber 9 uhr ihren gesten uftragen, derowegen hinfuro
alzeit zu 9 uhren ein gewiß zeichen mit der glocken
gegeben werden soll. Welche alßden dieses unsers
gebots uberdritter15 befunden werden, sollen uns
ides malß mit 5 fl straff unnachleßig verfallen sein,
welche unsere beambten uns verrechnen, die geste
aber mit 2 fl straff dem gotscasten sollen heimge-
wiesen werden, so die seniores und castenmeister
verrechnen sollen.
7. Dieweill auch bißhero noch vil heidnischer, un-
christlicher leichfertigkeiten der kirchenordnung zu-
wieder und zu endgegen dieses orts und ambts ge-
spüret werden, welche zur fastnacht, Walpurgi
[1. Mai], Johannestag [24. Juni] und andern zeiten
mehr durchs gantze jahr von gemeinem man geubt
und vorgenommen werden, so sollen auch dieselbige
abgottisch, unchristliche und heidnische breuch hir-
mit abgeschafft und die verbrecher, so offt sie be-
tretten16, mit einem gülden unnachleßiger straff
dem gottescasten verfallen sein.
b Im Text: sontag sich.
12 Gestraft, DRW I, Sp. 724.
13 Siehe oben, Anm. 6.
14 Gelage.
15 Übertreter.
8. Es seindt auch hiebevor der kirchenordnung zu-
wider und zu entgegen an ortten und enden, da sichs
nicht gezimet, leichtfertige däntz und darbey un-
züchtige wort und werck angestellet worden, so
christlicher jugent mitnichten gezimet noch künfftig
zugelaßen werden können. Wöllen demnach auch
dieselbige winckelldäntz, welche offtermals viell und
mancherley leichtfertige |9v| gebertten, wort und
werck verursachen, hiermit gäntzlich und zumall
abgeschafft haben. Im fall sich aber die jugendt auf
die sontagb vleißig zur kirchen und catechismo wirdt
gehalten, soll nach gelegenheit der zeit auf die son-
tag nach der underpredigt17 und gehaltenen cate-
chismo an einem ehrligen, offentlichen ortt von
2 uhr biß zu 5 und weiter nicht ein christlicher und
ehrliger dantz auß gnaden, wiewoll nicht allen ins-
gemein, sondern allein denen, die zuvor den gottes-
dienst besucht und dem catechismo beygewohnet,
vergönet und zugelaßen werden, doch also, das flu-
chen und gottslestern, das unzeitige abstoßen und
leichtfertige herumbwerffen, auch andere unzuchti-
ge geberten, wort und werck hiermit sollen ernstlich
verbotten und abgeschafft sein, darzu denn allezeit
zwo ehrlige, ufrichtige persohnen sollen geortnet
werden, die idesmals von anfang biß zu vollendung
des dantz ein vleißiges ufsehen haben sollen, das zu
obgemelter zeit der anfang und endt des dantz ge-
troffen und in allen diesen puncten gemeß gelebt
werden, die verbrecher notiren, welche jedesmall
umb 1/4 fl unnachleßig sollen gestrafft werden.
9. Dieweill auch hiebevor durch die hoch- und wol-
geborne gravin und frauw, frauw Annen18, geborne
gravinn zu Naßaw Catzenelnbogen, gravin und
frauw zu Naßaw Sarprücken, unser geliebte frauw
mutter, Gott dem allmechtigen zu lob und ehren,
zur fortpflantzung | 10r ] reiner lehre, erhaltung kir-
chen und guter bürgerlicher policeyen und ortnung
16 Ergriffen werden.
17 Siehe oben, Anm. 6.
18 Anna von Nassau-Dillenburg (1541-1616) war die Toch-
ter Wilhelms I. von Nassau-Dillenburg (1487-1559) und
Julianas von Stolberg-Wernigerode (1506-1580). Sie war
die Schwiegermutter Elisabeths von Nassau-Weilburg.
322
und ernstlichs aufsehen haben, die verbrecher zu re-
gister und unnachleßiger straff bringen und dem
gottescasten verrechnen, und do sie gedachte straff
zuerlegen sich widersetzen würden, sollen dieselbige
verbrecher mit dem gefengnus nach erkandtnus der
ubertrettung genugsam gezuchtiget und darumb an-
gesehen12 werden.
6. Weill auch bißhero offtermals auf die sontag, und
sonderlich nach mittag under der underpredigt13
und kinderlehr, in wirtsheusern hin und wider un-
zeitige glach14 und zechen angestellet worden, dar-
durch dann der gottesdienst nicht wenig geschmeht
und in verachtung gestellet wirdt, so wöllen wir die-
selbige unzeitige zechen und glach under den predig-
ten allen und iden wirthen unsers ampts hiermit
ernstlich verbotten haben. | 9r |
Es sollen auch künfftig die wirth keinen wein
uber 9 uhr ihren gesten uftragen, derowegen hinfuro
alzeit zu 9 uhren ein gewiß zeichen mit der glocken
gegeben werden soll. Welche alßden dieses unsers
gebots uberdritter15 befunden werden, sollen uns
ides malß mit 5 fl straff unnachleßig verfallen sein,
welche unsere beambten uns verrechnen, die geste
aber mit 2 fl straff dem gotscasten sollen heimge-
wiesen werden, so die seniores und castenmeister
verrechnen sollen.
7. Dieweill auch bißhero noch vil heidnischer, un-
christlicher leichfertigkeiten der kirchenordnung zu-
wieder und zu endgegen dieses orts und ambts ge-
spüret werden, welche zur fastnacht, Walpurgi
[1. Mai], Johannestag [24. Juni] und andern zeiten
mehr durchs gantze jahr von gemeinem man geubt
und vorgenommen werden, so sollen auch dieselbige
abgottisch, unchristliche und heidnische breuch hir-
mit abgeschafft und die verbrecher, so offt sie be-
tretten16, mit einem gülden unnachleßiger straff
dem gottescasten verfallen sein.
b Im Text: sontag sich.
12 Gestraft, DRW I, Sp. 724.
13 Siehe oben, Anm. 6.
14 Gelage.
15 Übertreter.
8. Es seindt auch hiebevor der kirchenordnung zu-
wider und zu entgegen an ortten und enden, da sichs
nicht gezimet, leichtfertige däntz und darbey un-
züchtige wort und werck angestellet worden, so
christlicher jugent mitnichten gezimet noch künfftig
zugelaßen werden können. Wöllen demnach auch
dieselbige winckelldäntz, welche offtermals viell und
mancherley leichtfertige |9v| gebertten, wort und
werck verursachen, hiermit gäntzlich und zumall
abgeschafft haben. Im fall sich aber die jugendt auf
die sontagb vleißig zur kirchen und catechismo wirdt
gehalten, soll nach gelegenheit der zeit auf die son-
tag nach der underpredigt17 und gehaltenen cate-
chismo an einem ehrligen, offentlichen ortt von
2 uhr biß zu 5 und weiter nicht ein christlicher und
ehrliger dantz auß gnaden, wiewoll nicht allen ins-
gemein, sondern allein denen, die zuvor den gottes-
dienst besucht und dem catechismo beygewohnet,
vergönet und zugelaßen werden, doch also, das flu-
chen und gottslestern, das unzeitige abstoßen und
leichtfertige herumbwerffen, auch andere unzuchti-
ge geberten, wort und werck hiermit sollen ernstlich
verbotten und abgeschafft sein, darzu denn allezeit
zwo ehrlige, ufrichtige persohnen sollen geortnet
werden, die idesmals von anfang biß zu vollendung
des dantz ein vleißiges ufsehen haben sollen, das zu
obgemelter zeit der anfang und endt des dantz ge-
troffen und in allen diesen puncten gemeß gelebt
werden, die verbrecher notiren, welche jedesmall
umb 1/4 fl unnachleßig sollen gestrafft werden.
9. Dieweill auch hiebevor durch die hoch- und wol-
geborne gravin und frauw, frauw Annen18, geborne
gravinn zu Naßaw Catzenelnbogen, gravin und
frauw zu Naßaw Sarprücken, unser geliebte frauw
mutter, Gott dem allmechtigen zu lob und ehren,
zur fortpflantzung | 10r ] reiner lehre, erhaltung kir-
chen und guter bürgerlicher policeyen und ortnung
16 Ergriffen werden.
17 Siehe oben, Anm. 6.
18 Anna von Nassau-Dillenburg (1541-1616) war die Toch-
ter Wilhelms I. von Nassau-Dillenburg (1487-1559) und
Julianas von Stolberg-Wernigerode (1506-1580). Sie war
die Schwiegermutter Elisabeths von Nassau-Weilburg.
322