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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0342
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Nassau-Weilburg

34. Erläuterungspunkte zur Kirchenordnunga
5. März 1609
Fernere erleuderungspuncten der kirchenordnung1 etc. |147v leer, 148r

Unser, Ludwig , graven zu Nassaw, zu Sarprucken
und zu Sarwerden, herren zu Lahr, Wisbaden und
Idstein, fernere erleuterungs- und erklerungspunc-
ten, so zu der kirchenordnung gehorig.
Nachdem wier vermog tragenden oberkeitlichen
ampts unß darzu verpflicht erkennen, das unsere
underthanen des zeitlichen nutzens und der lieben
justitien nicht allein under unß geniesen und in gu-
tem frieden, ruhe und wohlstandt bey- und mittein-
ander leben mogen, sondern dieß das furnemeste
stucke solcher oberkeits unß von Gott vertrawter
verwaltung ist, das alle und jede unß ahngehorige zu
wahrem erkantnus Gottes gebracht und in der
christlichen religion trewesten fleises erbawet und
underwiesen, hingegen aber aller verachtung Gottes
und des geordneten gottesdienst mitt ernst geste-
wert und gewehret, wie auch sonsten in euserlichem
leben und wandel alle ergernuß, uhnchristlich und
uhnordentlich wesen, so viel moglich, abgeschaft
werden, so haben wier die zeit unserer regierung
uber zu erlangung dieses zweks fur die beste und
rechte mittel dieses ahngesehen, das diejenige kir-
chenordnung, so unß von unsern in Gott ruhenten
gottseligen vohrfahren, christmilten ahndenckens,
ufgeerbet und bis dahero in unsern grav- und her-
schafften (Gott lob) uhnveruckt geblieben und in
ublichem gebra[c]ht, gelesen und getrieben worden,
also noch furters in ihren wurden verbleiben und
dero ahnleidung nach gelebt werden mogte, hierumb
wier biß dahero durch unsere geistliche und weltli-
che diener jerlichen visitationes und besuchung aller
und jeder kirchen allenthalben ahn die hand nehmen

a Textvorlage A 1609 (Handschrift): HHStaatsA Wiesba-
den Abt. 150, Nr. 3827, fol. 147r-159v. Textvorlage
B 1613 (Handschrift): HHStaatsA Wiesbaden Abt. 150,
Nr. 3832, fol. lr-10v.

und unß darauf umbstendliche relationes zu under-
schiedlichen zeiten thun lassen, wie hin und wider
hausgehalten und dieser unser kirchenordnung
nachgesetzet werde.
Und nachdem es sich bey diesen verrichtungen
befinndt, das nicht alle diejenige, denen sichs ampts
wegen geburet, selbige ordnung allwege stracks fue-
ses3 nachkommen und theils solches uß uhnachtsam-
keit nicht gnugsam wahrgenommen, zum theil auch
durch die observantz, so etwa hier oder dort einge-
schlichen, gesehen, irr machen lassen oder auch in
etlichen puncten, sonderlichen die kirchendisciplin
undt handhabung derselbigen betreffent, ein mehrer
special- und ausgetrukte nachrichtung destiniret ha-
ben, daher es dan kommen, das viel strafbahre sa-
chen uhngeandet und ungestrafft gelasen worden,
hingegen aber viel guts stecken blieben, welches,
wan es ohn diesen mangel gewesen, wohl hette kon-
nen verbessert und in einen richtigern zustand ge-
bracht werden, |148v| alß haben wier solche unsere
kirchenordnung nachmaln fleisig lassen durchsehen,
auch selbsten erwogen und gleichwohl so viel im
werk gespuret, das zur kirchen wohlstant und des
einfaltigen volks not- und nutzlichen underrichtung,
auch erhaltung und ahnrichtung guter ordnung und
disciplin ersprieslich, das solches alles darinnen rich-
tig und lauter verfasset und man sich darauß, wie es
in einem oder dem andern in furfallenden gebrechen
zuhalten, gnugsam satten bericht hetten erholen
konnen. Damitt aber nuhn inskunfftig jeder unser
beampten noch4 kirchendiener oder andere, den[en]
tragentes ampts halber jedem ahn seinem ord oblie-

1 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 208 Anm. a.
2 Ludwig II. von Nassau-Weilburg (1565-1627).
3 Geradewegs, genau, Grimm, DWb 19, Sp. 598.
4 Wie auch.

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