Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0344
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nassau-Weilburg

auch der catechismus mitt ernst getrieben, die kin-
der und uhnverstendigen in den hauptstuken christ-
licher lehr underwiesen undt das beyden, jung und
alt, was zu ihrer seelen heyl und seligkeit notwendig
ist, zu lernen stets ahngehalten werden.
Dan wie konnen die predigten fruchtbarlich ahn-
gehoret werden, wenn man nicht zuvor von den din-
gen, so alda weidleufftig mitt vielen worten gehan-
delt werden, einen klaren und kurtzen bericht hatt
eingenomen etc.? Unnd in „Es sollen auch etc.“8: Es
sollen die pfarher nicht allein das jung volck hiezu
(verstehe: zum catechismo) ernstlichen ahnhalten,
sondern auch die alten etc. in § „Und dieweyl
etc.“9: Es soll keine person, sie seye gleich jung oder
alt, zur christlichen tauff zu gevattern stehen und
zum gebrauch des h. abentmalß alß dergleichen zu
einsegnung christlicher ehe zugelassen werden, sie
wiese dan ihren catechismum von stuk zu stuk zu
erzelen. Weiter in der forma der ordination eines
pfarhers im § „Den catechismum etc.“10 stehen diese
word: Den catechismum und kinderlehr soll er mitt
grosem fleiß treiben und die hauptstuk christlicher
lehr beyde, alten und jungen personen, einbilden.
Vom catechismo und
der form des einfeltigen underichts
Furs ander. Damitt das einfeldig volck nit irr ge-
macht werde, indem man underschiedene arten des
examinis gebrauchen, hierinnen alle jar varriere und
abwechseln oder aber in diesem ort also, anderwo
aber anders, solchen catechistischen underricht ahn-
stellen wolte, zugeschweigen, das wier ohnedas fur
ein nutz- und notwendiges werck achten und in un-
ser grav- und herschafften |149v | umb des christli-
chen wohlstands und guter ordnung willen eine ein-
helige gleichheit (so viel nach gelegenheit der orten
solche kan ahngestelt und gehalten werden) haben
α Welches die kirchendiener zwar dirigiren, die schueldie-
ner aber ahn den orten, da schueln sindt, mer verrichten
helfen sollen.

8 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 235.
9 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 236.

wollen, so behalten wier in unsern kirchen zur norm
solches underrichts den kleinen catechismum d. Lu-
theri11 s[eligen], so beneben denn kurtzen, einfalti-
gen fragstucken, so unser kirchenordnung under der
rubric „Von der confirmation der kinder etc.“12 ein-
verleibet, welche man ahn denen orten, da sie bis-
hero den leuthen eingebildet und bekant gemacht
worden, auch forders also uben und behalten mag
oder, wen es erbawlicher ahn solchen ortern sein
wird, ahn dero statt die kurtze fragstuck, so bishero
in der Sarpruckischen kirchen ublich gewesen und
getrieben worden wie noch13, darinnen sowohl fur
das jung volck alß dem ubrigen einfaltigen pofel das
notwendigst, so einem christen zu wissen obliget, uf
das allerkurzte ist verfasset und begriefen, die wier
zu diesem ende unserer kirchenordnung eintrucken
lassenn, das nach solcher ahnleidung und form un-
sere pfarher ihr examina in stetten und uf dem land
uniformiter ahnrichten und uhnverruckt halten sol-
len.
αEs soll aber das catechistisch examen also ge-
schehen, das der jugent, so ein mehrers fassen und
begreiffen, auch weiders alß andere kan gebracht
werden, der catechismus Lutheri in seinen haupt-
stucken sampt der uslegung beneben diesen fragstu-
cken fleisig nach ferner ahnleidung der kirchenord-
nung in obgedachter rubric „Vom catechismo oder
kinderlehr etc.“14 eingebildet werden. Bey den alten
aber und ubrigen, die solch gedechtens nicht haben
(wie den die kirchendiener ihrer discretion nach ei-
nes jeden gelegenheit, wie weit es mitt ihm zubrin-
gen oder nicht, fleisig in acht nehmen soll), soll zwar
ebenmesig der catechimus Lutheri gantz obgedach-
ter massen verbleiben und keinesweges abgeschaffet
werden, allein sollen die pfarher bey solchem uf das
recitiren und ahnzehlen von wort zu wort, sonder-
lich, was die weitleufferige uslegung Lutheri15 ahn-
langet, nicht so hart tringen, weyl man ohnedas ver-
10 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 293.
11 Luthers Kleiner Katechismus, BSLK S. 499-541.
12 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 251.
13 Noch heute.
14 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 234.
15 Luthers Großer Katechismus, BSLK S. 543-733.

326
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften