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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0349
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34. Erläuterungspunkte zur Kirchenordnung 1609

Woher weistu das?
Auß den h. zehen gepotten.
Wehr hatt die zehen gebott geben?
Gott der [herr] hatt sie gegeben uf dem berg Sy-
nai uf 2 steinern taffeln.
Warzu hatt er sie gegeben?
Zum ersten, das wier drauf unsere sunde fur
Gott erkennen lernen, darnach, das wier drauß ler-
nen die werck erkennen, die Gott wohlgefallen, die
wier thun sollen, das wier ein ehrlich leben fuhren.
Warumb sollen wier gute werck thun?
Nicht darumb, das wier die sunde busen und das
ewig leben verdienen, dan Christus hatt allein die
sund gebuset und das ewige leben verdienet, son-
dern darumb, das wier darmitt unsern glauben be-
zeugen und unserm herren Gott fur seine guthaten
danckbar sein.
Konnen wier auch die zehen gebott erfullen?
Nein, gar nicht.
Warumb?
Darumb, das wier von natur in sunden empfan-
gen und geboren unndt der ahngebornen erbsunden
halber unsere werck nicht volkomlich gut, sondern
fur Gott ein uhnreins und beflecktes tuch seien.
Waß verdienen wier mitt unsern sunden?
Gottes schweren, uhnertreglichen zorn und un-
gnad, den zeitlichen und ewigen tod und die helli-
sche verdamnus.
Wie werden wier arme menschen dan von unsern
sunden und deren straffen ledig?
Durch den glauben ahn Jesum Christum. 152v |
Waß ist der glaube?
Der glaub ist ein herrlich vertrawen und ein gwi-
ße, uhngezweifelte zuversicht uf Christum.
Waß und wer ist Christus?
Er ist Gottes und Mariae sohn, wahrer Gott und
mensch in einer unzertrenlichen person.

Warumb ist Gottes sohn mensch worden?
Darumb, das er uns menschen von unsern sun-
den, vom tod und gewalt des teuffels erlosete.
Womitt hatt er uns erlost?
Nicht mitt golt oder silber, sondern mitt seinem
h. tewren blut undt mitt seinem uhnschuldigen lei-
den und sterben.
Wo stehet das geschrieben?
Johannes, der apostel, spricht, 1. [Joh] cap. 1 [7]:
Das Blut Jesu Christi machet unß rein von allen
unsern sunden. Und 1. Pet. 1 [18-19] stehet ge-
schrieben: Wisset, das ihr nicht mitt vergenglichem
silber oder golt erlöset seyt von ewrem eydel wan-
del, sondern umb dem tewren blut Christi alß eines
uhnschuldigen, uhnbefleckten lambs.
Warumb und warzu hatt unß Christus erlöset?
Nicht darumb, das wier drauf sundigen, sondern
das wier sein eygen sein, in seinem reich under ihm
leben, im dienen in ewiger gerechtig- und heiligkeit,
uhnschuld und seligkeit.
Dieweyl Christus Gottes [sohn] ist, wieviel haben
wier Christen dan gotter?
Nuhr einen Gott nach dem wesen.
Wieviel personen sind in demselben einigen gotli-
chen wesen?
Drey.
Wie heisen sie?
Gott vatter, sohn und h. geist.
Wo stehet das geschrieben?
Christus, unser heilant, spricht, Matt. 28 [19]:
Tauffet sie im nahmen des vatters, des sones und des
h. geistes.
Soll man diesen Gott allein ahnrufen?
Ja.
Ist auch recht, das man die abgestorbene heilige
ahnrufft?

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