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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0353
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34. Erläuterungspunkte zur Kirchenordnung 1609

hilf unß gnediglich, das wier unß dieser erlosung dei-
nes lieben sohns itzt und alzeit, sonderlich aber in
unsern todesnoten, konnen von hertzen trosten, das
wier in diesem trost auch konnen frolig sterben und
also selig werden, welchem samptt dier und dem
h. geist sey lob, preiß, ehr und dancksagung in ewig-
keit, Amen.
Gebet, so alwege nach der predigt zu sprechenn:
Allmechtiger, barmhertziger Gott und vatter un-
sers hern Jesu Christi, ein herr himmels und der er-
den, wier bitten dich hertzlich, du wollest deine
h. kirche mitt ihren dienern durch deinen heiligen
geist regiren, uf das sie bey der rechtschaffenen weide
deines almechtigen und ewigen worts erhalten werde,
dardurch der glaub gegen dier gesterckt, die liebe ge-
gen alle menschen in unß erwachse und zunehme.
Wollest auch die weltliche oberkeit, den romi-
schen kayser, alle chur- und fursten und stenden des
reichs, in sonderheit unserm gnedigen landshern und
ihre g. fraw mutter, gemahlin, junge herschafft und
frawlin und dem alten, loblichen hauß Nassaw, lan-
ges leben, bestendige gesundheit sampt aller zeitli-
cher und ewiger wohlfahrt verleyen, auch derselben
räthe und amptsleut fried und einigkeit geben, die
|155r | underthanen nach deinem gotlichen wiln und
wohlgefallen zu regiren, uf das die gerechtigkeit be-
furdert, die bosheit verhindert und gestrafft werde,
damitt wier in stiller ruhe und gutem frieden, alß
christen geburet, unser leben volnstrecken mogen,
das auch unsere feind und wiedersacher ablaßen und
sich mitt unß friedlich und sanfftmutig zu leben be-
geben wollen, alle die, so in trubsal, armut, kranck-
heit, kindesnoten, -banden und andern ahnfechtun-
gen sind, auch die, so umb deines h. nahmens und
der wahrheit willen ahngefochten, gefangen und
sonsten verfolget sind, troste sie, o Gott, mitt dei-
nem h. geist, das sie solches alles fur deinen vatter-
lichen willen ufnehmen und erkennen. Wollest unß
auch alle fruchte der erden, zur leiblichen noturfft

b Hier beginnt Text B.
c Fehlt B.
d B: gehen etc.
e-e' B: und kirchen.
f B: oder aber.

gehorig, mitt fruchtbahrer wachsung wohl gerathen
und gedeyen lasen. Auch pitten wier fur alles, darfur
du, ewiger Gott, gebetten sein wilt, das du unß sol-
ches gnedig verleyest durch das bitter leiden und
sterben Christi Jesu, deines einigen sohns, unsers
geliebten hern und heilants, welcher mitt dier und
dem h. geist lebet und regiret, gleicher, wahrer Gott,
hochgelobet in ewigkeit, Amen.
Von der kirchencensur unndt -disciplin etc.
Demnach alle gute ordnung mitt der zeit uß der
acht gelassen und nicht gehalten, endlich auch ohne
schew ubertretten werden, wo nicht ein nachtruck
durch gwisse busen und straffen wie auch durch der
oberkeit oder anderer ahn dero statt hierzu verord-
neter erbarer leut pflicht und fleisiges ufmercken er-
folget und fleisig exequiret bwirdt, hatt es zwar ahn
dergleichen nutzlichen ordnungen auch diesfals und
ahn heilsamen benampten mitteln nicht gemangelt,
so in unser kirchendordnung under der rubric „Das
die underthanen fleisig in die predigt und zu der lehr
des h.c catechismi gehen“d51 mitt deutlichen worden
begrieffen, so haben wier auch eben diesen puncten
ufs new kurtz verschiener jar durch ein offentlich
publiciret mandat52 uß der kirchenordnung wieder-
holen und scherpfen lassen, welches aber alles hin
und wieder nicht den effect erreichen und so viel
verfangen wollen, alß wier uß christlicher, vatterli-
cher fursorg gern gesehen hetten und der sachen no-
turfft erheischet; konnen nicht gedencken, ob ahn
den kirchensenioren oder pfarher oder beampten be-
sondere oder in allen zugleich der mangel gehafftet,
das entweder epfarher unde seniorn durch die finger
gesehen und nichts ahnzeigen wollen (gestalt dan
bey jungst gehaltener visitation, wie wier under-
thenig von den unserigen berichtet worden, so viel
vermerckt, das der mehrer theil der kirchenseniorn
hierin fast und nachlesig gewesenn) oderf ob die
beampten die hende sinken lassen und ihnen die

51 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 213.
52 Liegt nicht vor.

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