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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0357
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34. Erläuterungspunkte zur Kirchenordnung 1609

tung, ddarvon sich died pfarher und kirchendie-
nere gemeß zu verhalten.
fVerbott derkirmesenf:
Wier ernewren auch hiermit bey uhnachlesigem
ernst die in unserer kirchenordnung inverleibte sat-
zung von verbott undt abstellung der kirmeßen und
darinnen specificirte straffenn60, damitt wier keinen
verbrecher inskunfftig gedencken zu verschonen,
wen sie unß nuhr richtbahr gemacht und nicht ver-
tuscht werden.
Sontagstentzg:
Die sontagskirben und dergleichen andere tentze
aber, so ebenmesig die kirchenordnung und unser
hiebevohr publiciret mandat61 ernstlich verbeut,
sollen bei jedem ahnh dem jungen gesindlein mitt
j1 ortsi fl jedesmahl gestrafft, die pfeiffer aber
zuej 1/2 fl gelts undt kdarzu semptlichen zur thurn-
straff ahngewiesenk werden.
Hochzeittentzl:
Von hochzeittentzen, welche zimlich und be-
scheidentlich seind und nicht in die diefe nacht mitt
grober, verbottener leichtfertigkeit, yppigkeit und
geschreym erstreckt werden, ist in der kirchenord-
nung auch also verordnung geschehen, das, wan
dien gehorsame volg jedes orts geleistet wird, wie
wier unß diesen versehen wollen, alßdan solch erli-
che zulesige ergetzlichkeit bey dergleichen hoch-
zeitlichen freudenwesen wohl mag geduldeto wer-
den. |157r |
Dergleichen mogen wier uß allerhandt nachden-

d-d B: deren sich beampten.
e B: kirchen seniorn sich.
f-f Fehlt B.
g Fehlt B.
h B: auß.
i-i B: 1/4.
j Fehlt B.
k-k B. darneben zur turn straff gehalten.
l B: NB.
m B: geschrey sollen.
n B: dero.
o B: gehuldet.

ken und erheblichen ursachen der christlichen ju-
gent, da solche sonsten gegen Gott, ihre oberkeit,
eltern, hern, frawen und wehr ihnen sonsten ahn der
statt furgesetzt, sich from, gehorsam, zuchtig und
geflissen erzeigen, solche zimliche freude nicht aller-
dings abschneiden, sondern wollen solche nach der
zeit des jars etwa ein mal oder zwei, sonderlich, wo
die bey den gwonlichenp kirmessen und jarmarken
von alter herkommen, gedulten und nachsehen,
doch mitt der gwissen maß und bescheidenheit, das
etwa ein stund, zwo oder zum lengsten drey den er-
sten, und nicht zwen oder 3 tag ahneinander, ohne
verbottene leichtfertigeq yppigkeit dieselbige in ge-
genwart und ahngesicht der beampten des orts, kel-
ler, schultheisen oder meyers wie auch einer uß den
kirchencensorn bey tag, und nicht bei nacht und ne-
bel, in offenem, nicht im winckel, verdechtigen oder
geferlichen ortern ahngestelt, ahngefangen und ge-
endet, auch gute, fleisige achtung gegeben werden,
das man ordnung im tantzen halte, und diejenige, so
hieruber in einigen wegr zu verbottenen zeiten tan-
tzen, leichtfertigkeit uben unds zu zank und anderer
uhnordnung helfen und ursach geben, in gute acht
nehmen fur die monatliche kirchencensur furfor-
dern, nach gestalt der verbrechung zuforderst
dert pfeifer mitt dem thurnstraff und 1/2 fl gelts, die
tentzer aber mitt ueinem ortsu fl oder eines mehrers
eingeschrieben und straffen oder, da der begangene
exceß und verfahrung zu grob, solchen beneben den
beampten zu unser cantzeley berichten; gedencken
wier uf solche begebende fälle, dav sie unß anders
ahngezeiget und nicht, wie geschihet, gantz hoch-
strefflicher weiß vertuschet werden, ein solch in-

p B: gwonlichen järlichen.
q B: leichtfärtigkeit und.
r B: weg thun.
s Fehlt B.
t B: die.
B: 1/4.
v B: das.

60 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 216f.
61 Liegt nicht vor.

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