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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0363
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34. Erläuterungspunkte zur Kirchenordnung 1609

vatters christmilter gedechtnus, ausgangen kirchen-
agenda89 und disciplinordnung90, so viel exemparia
von noten und in allen i. g. pfarkirchen und filialn,
jenseits und dieseits Reines, den dhienern zu halden
ahnbevohlen werden.
2. Darnach, das die erleuterungspuncten, auch
die alte beschriebene castenordnung91 von erbawung
deren kirchen, pfar- und schuelbewen, dergleichen
von handhaldung der kirchen und castens eigen-
thumbliche guter und gerechtigkeiten, auch den ca-
stengefellen und -almosen, eygentlichen92 abcopiret
und besonders eines oder 2 exemplaria vor ihre g.
cantzeley mundiret werden, welches ihre g. mitt ei-
genen henden subscribiren wollen, damitt allen und
jeden kirchen-, auch schuldiener, copia uß den un-
derschriebenen exemplaribus mittgetheilet und sie
sich in ihrer administration darnach richten konnen.
3. Das ein jeder kirchendiener, pfarher, schul-
meister und glockener seine jarbesoldung undt
amptsnutzbarkeit, klein und gros, eigentlich ver-
zeigne, von den beampten und den gerichten jedes
orts underschrieben, in nechster visitation uberge-
ben solle.
4. Das die pfarguter, welche die pfarher nicht
erbawen93 konnen, alß itzunders besonders zu
Retterneschbach, Niederrosbach94 und Nieder-
cleen95, uf ihre g. ratification erblich verkaufft, das
kaufgelt uf gwonliche pension ufzulegen und die
pfarbesoldung damitt gebessert werde, wie in son-

utze thurn stehen, dieselbige sollen abgebrochen und die
todenbein erstlich in die erd begraben werden.
Diesen zu wahrer urkund haben wir unß zu end mitt
eigener hand unterschrieben. Actum Sarbrücken, den 9.
Junii anno 1613.
Ludewig, Grave zu Nassaw.

88 Albrecht II. von Nassau-Weilburg (1537-1593) war der
Sohn Philipps III. (1504-1559), siehe oben, S. 46
Anm. 229.
89 Kirchenordnung von 1576 in der letzten Fassung von
1609, siehe oben, S. 226.
90 Der erste Teil der Kirchenordnung von 1576 in der letz-
ten Fassung von 1609, siehe oben, S. 208-225.
91 Vgl. den Abschnitt „Von Allmosenstöcken und Gottes-
kasten“ in der Kirchenordnung von 1576 in der letzten
Fassung von 1609, siehe oben, S. 310.
92 Genau.

derheit ahn obgemelten orten ihre g. den itzigen fur-
schlag ihnen belieben lassen. |159v |
5. Das dem pfarher zu Jugenheim96 die eigen-
thumbliche wiesen, zum kirchencasten gehorig, wie
andern pfarhern fur anderm vergonnet werden sol-
len, jedoch, damitt dieselbige pfarher die jarliche
zinß dem casten entrichten.
6. Die Sonneberger kirchenbestallung belangent,
sind ihre g. gnedig zufrieden, das doctori Camber-
gern97 die 7 malter korn Mospach, welche er bishero
vom altar gehabt, erblich verbleiben, und aber alle
andere desselbigen altars gfell dem kirchendiener
hinfurder gefolget werden sollen, wie dan auch der
collator Johan Gottfrid vom Stein98, oberamptman
zu Waylburg, alle zum kirchendienst gehorige gefell,
auserhalb des hofs Lendaw genant, hierbey uberge-
ben hat.
7. Letzlich ist ihre g. gnedige meinung und be-
velh, das der superintendens zur visitationsachen
ihre g. pfarher zu Gravenwisbach99 adhibiren, ihm
bericht thun und derselbe auch jederzeit sich dazu
willfahrig erzeigen soll, da dan in seinem abwesen
ihrem g. pfarher zu Retterneschbach die pastorey
Gravenwisbach dargeben, beneben seiner pfar wie
auch die andere nechstgesessene versehen sollen.
Signatum Weylburgk, den 5. Martii anno 1609.
Ludwig mpd.

93 Bebauen, bewirtschaften, Grimm, DWb 3, Sp. 705.
94 Niederroßbach, vgl. Kleinfeldt/Weirich, Kirchen-
organisation, S. 168f.; Diehl, Reformationsbuch,
S. 310.
95 Niederkleen, nördlich von Butzbach, Kleinfeldt/
Weirich, Kirchenorganisation, S. 202.
96 Jugenheim bei Darmstadt, vgl. Diehl, Reformations-
buch, S. 311f.; Hoffmann, Reformationsgeschichte,
S.163-172.
97 Dr. Johann Ludwig Camberger war neben Dr. Bartho-
lomäus Werner der maßgebliche Beamte während der
Regierung Graf Ludwigs II. von Nassau-Weilburg
(1565-1627), Herrmann, Reformation, S. 78.
98 Johann Gottfried vom Stein war von 1604 bis 1626 Ober-
amtmann in Weilburg, May, Territorialgeschichte,
S. 160.
99 Grävenwiesbach, ca. 20 km östlich von Limburg.

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