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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0370
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Nassau-Weilburg

8. Undt nachdem wir vernehmen, daß zue Lau-
cken30 bey Usingen anstatt des kelches ein glaß ge-
braucht werde, soll man solches abschaffen unndt
sich mit einem kelch versehen.
9. Ob auch wol in ausspendung geistlicher güeter
kein underschiedt unndt ansehen der personen ist
unndt gielt, so soll es doch ordentlich zugehen, deß-
wegen wollen wir, wan daß heylig abentmal wirdt
gehalten, die leuthe ihrem stande nach zin gueter
ordnungz hienzugehen, die männer zum ersten, her-
nach die weiber unndt nicht promiscue durcheinan-
dera laufen, wie ahn etlichen orten gesehehenb. | 7v |
Von feiertagen undt wochenpredigten
1. Wir wollen unndt verordnen, daß hienfuro die
gantze feyertage mit zwo predigten unndt andern
göttlichen ubungen, der dritte tag in den weyh-
nacht-, oster- unndt pfingstfeyertagen mit einer pre-
digt, wie auch der tag Johannis Baptistae [24. Juni],
visitationis Mariae [2. Juli] unndt Michaelis
[29. Sept.] gleich den aposteltagen, halb feyerlich ge-
halten werden unndt die leute nach mittag, wann
der gottesdienst verrichtet, ahn ihre arbeit gehen.
2. Wir wollen auch bey ernster ohnnachläßiger
straf die abgöttische hagel- unndt mißfeiertage31
nicht gedulden, sondern gentzlich hiemit verbotten
haben.
3. Wo uff den gründonnerstags, qui dies institu-
tionis caenae dominicae est, daß nachtmal deß herrn
zue celebriren gewönlich, darbey laßen wir es ver-
pleiben, sonsten soll derselbige sampt dem charfrey-
tag nur halb feyerlich gehalten werden, ohnbenom-
men denen, so den grünen donnerstag zum tisch des
herrn cgangen, die ubungen der gottseligkeitc den-
selben tag zue continuiren mit feyern, lesen, beten
oder aber wiederumb ahn ihren ordentlichen beruef
undt arbeit zu gehen.
4. Wo wochenpredigten gehalten werden, sollen
z-z B: ordenlich.
a B: undereinander.
b Fehlt B.
c-c Fehlt B.
d B: versamlunge.
30 Ober- und Niederlauken, westlich von Usingen.

unsere |8r | superattendenten unndt inspectorn jeder
in seiner anbevohlenen inspection dahin bedacht
sein, daß solches zum besten undt fuglichsten immer
zue geschehen, frühe angestellet werde, bevorab zue
sommerzeiten, damit das arbeitsame volck, sonder-
lich uf dem landt, ahn der veldtarbeit nicht zu lang
gehindert werde. Wo aber bißhero die wochenpre-
digten wehren underlaßen worden unndt gleichwol
gelegenheit, solche anzustellen undt zu halten, ha-
ben sie die versehung der bewantnuß nach zue
thuen, damit der gottesdienst werde befordert.
Vom monatlichen bettage
1. Uf die monatlichen bettage laßen wirs geschehen,
daß die leute, dahzuemal ohne hinderung undt ei-
nige versaumnußd des gottesdiensts fur dem kir-
chengang ihre arbeit wie uf andere wercktag ver-
richten.
2. Es sollen hienfuro alle hochzeiten in der wo-
chen, wenn das new licht32 unndt der monatliche
bettage einfallet, bey vorbehaltener straf eingestel-
let sein unndt pleiben, auch sonsten die leuthe offt-
mal ernstlich von den kirchendienern errinnert wer-
den bey vermeydung der kirchen undt anderer ob-
rigkeits strafen, keine pancketen, große gastmahl,
alß schöffenimbß, weinkauf etc. undt dergleichen uf
die bettage zuhalten undt anzuestellen.
Von besuchung der krancken
Eß sollen kirchendiener auch unerfordert den
krancken ihren dienst ahnbiethen undt wiederfah-
ren laßen, weil sich offt zutregt, das wegen | 8v | gro-
ßer leibsschwachheit oder anderer mängel undt
heußlichen ohngelegenheit unndt nicht eben auß
verachtung weder sie noch ihre haußgenoßen so be-
dachtsam sein, das sie den pfarrn in zeiten beschi-
cken33.
31 In der katholischen Kirche wurde an bestimmten Tagen
um Abwendung von Hagel und Missernte gebetet, vgl.
Kyll, Nikolaus, Die Hagelfeier im alten Erzstift
Trier und seinen Randgebieten, in: RJVK 13/14
(1962/63), S. 113-171.
32 Neumond.
33 Zur rechten Zeit holen lassen.

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