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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0374
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Nassau-Weilburg

2. Das geleudte gegen das gewitter46, weill es
mehrerntheilß auß abgöttischem herkommenem
wahn und aberglauben herfleust, wollen wir, ob es
auch schon underm praetext, die leute dardurch
zum gebett yaufzuemuntern, angestellet were, umb
mehrer gleicheit unnd conformitet willen an den we-
nig ohrten, [da] es noch herkommen, hiermitγ abge-
schaffet haben.
3. Gleichmeßige meinung soll es mit dem neu an-
gestelten geleudte zue Wiespaden under dem vatter
unßer haben. 12v |
4. Wo überflüßige unnd mehr altarn seind alß
einer, hat mann dieselbige sampt den noch vorhan-
denen bildern bescheidenlich unnd mit guter christ-
licher discretion nach und nach abzueschaffen, ne
offendantur parvuli, unnd ahnstatt solcher altarn
gestühle in den kirchen zue setzen unndt zue ver-
ordtnen.
5. Die türckenglock mittags wie auch morgen-
unnd abendtsglock zue leuten unndt dardurch die
leute zum gebett ufzuemuntern, auch durch die kir-
chendiener offt dahien zu erinnern, hat seine gute
ursachen, darbei es zue lassen unnd, wo es nicht her-
kommen, nach ahnzuestellen ist.
Vom glocken ambt
Weiln unß der glöckner halber clag vorkommen, das
sie ahn etlichen ohrten mit dem büttellambt neben
der glöcknerey behengt unnd deßwegen den pfarrern
zue verrichtung ihres ambts nicht allweg zur handt
gehen können, wie es etwa sein solte, so soll daßel-
bige hienfüero durch unßere officianten, wie es füg-
lich zue geschehen unnd verbessern, abgeschaffet
unnd durch andere tügliche personen bestellet wer-
den.

γ-γ B: anreitze und ermahne, gleichfalß auch.
46 Das Wetterläuten war ein weit verbreiteter Brauch, bei
dem Gewitter und Unwetter mit Glockengeläut vertrie-
ben werden sollten, vgl. die Limpurger Kirchenordnung
von 1610, Sehling, EKO XVI, S. 623, die Sayner Kir-
chenordnung von 1590, Sehling, EKO XIX/1, S. 438,
die Kirchenzuchtordnung der Wild- und Rheingrafschaft
von 1563, Sehling, EKO XIX/2, S. 535, und die Sit-

Von salario der kirchen- und schueldiener
Nachdem unß auch die kirchen- unnd schueldiener
ihrer besoldung halber underthenig angelangt, be-
vehlen wir, das sie alle quartal befriedigt und ihr
verdienter lohn über gebüerliche zeit 13r | ihnen
nicht ufgehalten werde, die bezahlung also geschehe
unndt die müntzsorten über Rhein in dem valor ge-
legt werden, wie sie jederzeit zu Franckfurt geng
und gebe seindt.
Von jährlicher verlesung etlicher unserer ordnungen
Eß sollen unsere kirchendiener alle jahrs zum wenig-
sten zwey mahl, nemblich gleich nach ostern umb
Quasimodo47 unnd dann umb Michaelis [29. Sept.]
unndt negstfolgende sontäge hernacher, sonderlich
unsere ordnung von heimblichen verlöbnußen unnd
vermischungen, item von verbottener ehe wegen der
bluetverwandtnuß und schwägerschafft wie auch
die kirchencensurordnung48 von der cantzlen ver-
stendlich abgelesen unndt sonsten andere unsere
ordnungen, so zue erhaltung gueter christlicher dis-
ciplin angesehen und publicirt oder noch ferner ins-
künftig möchten publicirt werden, bey iren zueho-
rern und dem gemeinen volck zeitlich erfrischen, da-
mit sie bei ihnen desto baß hafften unnd nicht gantz
in vergeß gestellet oder zueletzt gar verächtlich
hindan gesetzt werden.
Hieruff wollen wir uns versehen, unsere obern
unndt andere amptleute, superattendenten, inspec-
tores und kirchendiener werden stricte diese zue
Gottes ehr und wolstendiger conformitet und glei-
cheit gemeinte articul und satzungen beneben unser
revidirten | 13v | kirchenordnung, so mit negsten pu-
blicirt werden soll49, ihnen zue gehorsam und getre-
wer observantz eiferich laßen angelegen sein.

tenzuchtordnung vom 24. Juli 1584 aus Ysenburg-Bir-
stein, unten, S. 616, Anm. 16.
47 Quasimodogeniti = erster Sonntag nach Ostern.
48 Die Kirchenzuchtordnung wurde 1557 publiziert, sie
scheint jedoch nicht überliefert zu sein, Münch, Zucht
und Ordnung, S. 58 Anm. 242, S. 69 Anm. 322.
49 Die Kirchenordnung von 1576 in der Fassung von 1618,
siehe oben, Nr. 32.

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