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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0383
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39. Predigermandat 1589

Derwegen zu schuldiger volg unnd gehorsam der
höchsten, ernstlichen, | onwandelbaren gebotten
gottlicher mayestett, darmitt inn unnsern graf-
unnd herrschafften ein gleichmeßiger verstandt inn
dem christlichen glauben erhalten unnd allem miß-
verstandt unnd unfriden der weg versperret unnd
verlegtt7, auch desto mehr frid, einigkeit unnd wol-
meinendt vertrawen zwischen unns unnd unnsern
benachtbartten vortgepflantzt, sintemal wir nit ge-
meindt, derwegen mit jemandts inn zanck unnd
streit unns einzulaßenn“, dann wir haltens eigent-
lich8 darfur, daß inn diesen letsten zeiten vonn ett-
lichen mußigen leuten vil aufgebracht, disputirt
unnd geschriben werde, das unter das ongeistliche,
böese geschwätz, wortgezenck unnd närrische, un-
nutze fragen, darfur der apostell so trewlich unnd
ernstlich warnet9, nicht unzeitig gerechnet werden
mögen, so haben wir solches nicht fruchtbarlicher,
beßer, angenehmer unnd geschicklicher zubeschehen
errachten unnd befinden mögen, dann wo unsere
pfarrhern unnd kirchendiener inn ihrem anbevolhe-
nen unnd vertrawten ampt unnd beruf getrew unnd
vleißig sein, sich deß onnötigen disputirens mäßigen
unnd unntereinander eintrechtig leben, das wort
Gottes rein unnd lauter lehren unnd sich inn iren
predigten gegen ihren widerpart und dern anhen-
gern mit christlicher bescheidenheit unnd gedult er-
zaigen, auch sich deß stumpffirens10 unnd schme-
hens enthalten unnd sonsten inn ihrem eußer- | li-
chen wandell aller tugendten unnd erbarkeiten be-
vleißenn.
Demnach setzenn, ordnen unnd wöllen wir, daß alle
unnd jede unnsere prediger unnd kirchendiener inn
ihrem ambt unnd beruf vornemblich mit allem vleis
und ernst dahin sehen unnd trachten sollen, daß sie
nitt allein vor sich selbst bey der reynen, gesundten
lähr deß heyligen göttlichen worts, so unns inn den
prophetischen unnd apostolischen schrifften offen-
bahret unnd inn den heyligen, bewehrten symbolis

a A maiore ad minus.
7 Verschlossen, Grimm, DWb 25, Sp. 757.
8 Insbesondere.
9 1Tim 6,20; 2Tim 2,16.23; Tit 3,9.

der kirchen11, auch der Augsburgischen Confes-
sion12 in kurtze articull verfast ist (welche das rechte
fundament, die einige norma iudicii, regul unnd
richtschnur sein, nach welchenn alle furfallende
streitt unnd irrungen dirimirt unnd hingelegt werden
mögen), bestendiglich verharren und die eintracht,
so bey lebzeiten unnserer geliebten vorelltern seeli-
gen biß anhero inn diesen unnsern grave- unnd herr-
schafften inn kirchen unnd schulen gewesen ist, auch
hinfuhro unnter sich erhallten, sonderlich aber sich
inn das onnötige ergerlich unnd gefehrlich disputiren
unnd zancken, so vonn etlichen streitigen theologen
zu wenig erbawung der kirchen erregt würdt, nicht
inmengen, sondern sich deßen gäntzlichen enthalten
unnd das volck vonn den articuln unnserer wahren
christlichen religion mit hindansetzung aller onnöti-
gen, | unndienstlichen spitzfindigkeit unnd vorwit-
zigkeit fragen, die nach obangedeuter lehr deß apo-
stels auf die cantzel gar nicht gehören, auch bey den
zuhörern nichts bawen, einfeltig unnd nach dem
grundt gottliches worts unnd Augsburgischer Con-
feßion lehren unnd unterweisen.
Es sollen auch gedachte unnsere pfarrhern unnd
prediger bey den worten unnd text der evangelien
pleiben, die erclären unnd den zuhörern dermaßenn
einbilden13, damit sie die desto beßer unnd vhester
zu gedächtnus ziehen unnd hierinn ein solcher be-
dacht, bescheidenheit, ernst unnd eifer gebraucht
werden, das jedermann sehen unnd spuren mög,
auch im hertzen zeugnus geben müße, daß da an-
derst nichts dann die ehre Gottes unnd der zuhö-
rendten gemein beßerung gesucht werde, dann da-
rumb ist es nitt zu thun, daß weittleufftig unnd mit
vilen worten von sachen geredt, die gegen lehren mit
allerley bevlißnen, unartigen, hönischen, schmehli-
chen tittuln unnd nachnamen angegriffen unnd be-
festiget und der prediger sein kunst, memorien unnd
affect ostendier unnd beweise, sondernn daß die un-
verstendige unnd irrende oder abgewichene zuhörer
freundtlich unnd bruderlich unterwiesen unnd wi-

10 Spottens, Grimm, DWb 20, Sp. 472.
11 Apostolisches, nizänisches und athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30.
12 Confessio Augustana von 1530, BSLK S. 44-137.
13 Einprägen.

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