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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0390
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Hanau-Münzenberg

Philipp Ludwig II. (1576-1612)
Vormundschaftsregierung: 1580-1595 durch Johann VI. von Nassau-Dillenburg, Ludwig I. von Sayn-
Wittgenstein, Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg (1580-1585), Philipp V. von Hanau-Lichtenberg
(1585-1595) und Johann Casimir, Administrator der Kurpfalz (1591/92).
Selbständige Regierung: 1595-1612.
Die Einführung der Reformation in der Grafschaft Hanau-Münzenberg ist aufgrund einer schmalen Quel-
lenbasis schlecht dokumentiert. Bis Mitte der 1590er Jahre sind nur einzelne kirchenordnende Texte erhal-
ten. Um so deutlicher zeichnet sich das Ordnungsschaffen Philipp Ludwigs II. in der seit 1595 reichen
Quellenüberlieferung ab.8

2. Die Reformation Wittenberger Prägung (1540er Jahre - 1595)
Aufgrund der wenigen überlieferten Quellen zur Reformationseinführung in der Grafschaft Hanau-Mün-
zenberg lassen sich lediglich einzelne lokale Zentren mit reformatorischer Bewegung erkennen, hierzu gehör-
ten die Städte Hanau und Münzenberg. Seit September 1523 hielt zunächst Adolf Arbogast9 in Hanau
evangelische Predigten, die an der Lehre Zwinglis und der Straßburger Theologen orientiert waren, 1528
berief Philipp II. den Prediger Philipp Neunheller (Enneobolus)10 nach Hanau, der hier 24 Jahre
wirkte.11
In Münzenberg wurden der Pfarrer Georg Textor und sein Helfer und späterer Nachfolger im Pfarramt
Henrich Rod von Weckesheim12 um 1525 zum Mittelpunkt einer evangelischen Bewegung. Auch die beiden
Orte Rumpenheim und Nauheim waren Zentren früher evangelischer Lehre. In Rumpenheim wirkte seit
1526 Konrad Demuth als Pfarrer, der eine evangelische Gemeinde um sich scharte, die nach seinem Tod
1541 der Lutheraner Jakob Klein betreute, Nauheim wurde Mitte der 1530er Jahre evangelisch.13
In Hanau, Münzenberg, Rumpenheim, Nauheim und einigen anderen Orten ist also bereits früh eine
reformatorische Bewegung nachweisbar und in den 1540er Jahren gelten die meisten Gemeinden der Graf-
schaft als evangelisch.14 Obwohl Graf Philipp II. in den 1520er Jahren die Prediger Arbogast und Neun-
heller nach Hanau berufen hatte, blieb er selbst zeitlebens altgläubig. Die Vormundschaftsregierung, die
nach seinem Tod 1529 zunächst die Regentschaft übernahm, vertrat in religiösen Fragen eine neutrale
Position, indem sie die reformatorische Bewegung weder förderte noch unterdrückte.

8 Cuno, Philipp Ludwig II., S. 64f.; Müller-Ludolph,
Philipp Ludwig II., S. 170-190.
9 Adolf Arbogast immatrikulierte sich 1511 in Heidelberg,
er war von 1523 bis zu seinem Tod 1531 Pfarrer in
Hanau, Aschkewitz, Pfarrergeschichte, S. 2; Mar-
tiny, Köpfe, S. 38.
10 Philipp Neunheller studierte seit 1515 in Heidelberg, von
1528 bis 1531 war er Arbogasts Helfer, anschließend bis
zu seinem Tod 1552 dessen Nachfolger auf der Hanauer

Pfarrei, Aschkewitz, Pfarrergeschichte, S. 3f.; Mar-
tiny, Köpfe, S. 38.
11 Heppe, Kirchengeschichte 2, S. 224; Scheer, Einfüh-
rung, S. 5; Dietrich, Landes-Verfaßung, S. 140.
12 Hess, Münzenberg, S. 18f.
13 Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch VII, S. 36-38;
ders., Evangelische Bewegung, S. 56-58, 71f.; ders.,
Reformationsbuch, S. 180-191.
14 Dietrich, Landes-Verfaßung, S. 17, 141.

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