Hanau-Münzenberg
2. Ob auch fromme, getreue leut verordtnet, so uff
das almosen sehen, daßelbig vermehren helffen und
recht außdeilen.
3. Ob deß sontags under der predigt und uff den
hochzeiten, item, wan furneme leut in die herberg
einziehen, nit die almusen colligirt werden.
4. Ob der brodtkorb und verschloßen buchße auch
in der wochen umbgedragen und das almosen ufge-
hoben11 werde.
5. Ob auch zur erndtezeit von den almosenpflegern
die zehendtherrn und andere wolhabige leut uff dem
felde ersucht werden, damit sie von solchen fruchten
den armen etwas steuren.
6. Item, ob nit zu practicirn, das von großen kauf-
summen den armen ein ehrlicher gottspfennig12 ge-
geben werde. 127r |
[7.] Item, wan ein armer sturbe, dem seine reiche
freunde kein underhalt geben wollen, ob nicht sol-
cher nachlaß den armen zuzueignen.
[8.] Item, ob auch die straffen, so der visitation ord-
nung13 annectirt, von den almosenpflegern durch
hulff jedes orts obrigkeit vleißig eingedrieben werde.
[9.] Item, ob der almosenpfleger jharlich von seinen
accepten und expensen gepurende rechnung thue et
cui.
[10.] Item, zum fahl, die jenigen, so aus dem almo-
sen gelebt, ein reiche erbschafft erlangen, ob sie nit
wiederumb etwas den armen zu remuneriren ange-
halten werden, etc. 127v |
De aedibus, bonis et stipendiis ecclesiasticis:
1. Qui sint ecclesiae collatores et quomodo ecclesia-
stica scholarum vel aedituorum aedificia sarta te-
staque sint.
2. Quomodo aedium ruinosarum quam commodissi-
ma fieri queat restitutio et unde.
11 Eingesammelt.
12 Trinkgeld, Handgeld, hier: Anteil.
13 Vgl. das Mandat zu Visitation und Sittenzucht vom 23.
Februar 1597 und die Kirchenzuchtordnung von
1599/1602 mit der detaillierten Auflistungen verschie-
dener Strafen oben, Nr. 6a und Nr. 7.
3. An ministrorum vel aedilium incuria aedes rui-
nosae factae.
4. An inventaria extent de suppellectilibus, quae in
templis aut aedibus parochialibus etc. relinqui op-
porteat.
5. An extent instrumenta, pub[lica] documenta et
indices vetusti de bonis et proventibus ecclesiasticis
et ubi illa asserventur.
6. Quae sit ratio stipendii pastoris, collegarum, pae-
dagogorum et aedituum.
[7.] Ob auch die einkunffte der praesentz14, kirchen-
baws, almosenkasten und dergleichen, was in resi-
duo, zu rechter zeit mit vorwißen der obrigkeit jedes
orts ausgedehnt und recht damit umbgangen werde.
[8.] Was jede fabric15 in der letzten rechnung zum
besten gehabt und ob auch bei jedem posten der
rechnung verzeichnet, wohero ein jedes komme, ge-
stifftet oder ausgeben werde, zufragen. 128r |
Sonsten kan man nit alzeit uff gewiße regeln gehen,
sondern eines jeden orts gelegenheit unndt zustandt
ponderiren, da man den zu zeitten befindet, das
eben nit ein jeder furzunemen, zuzeitten auch die
sachen sich also anlaßen, das man hinc inde inqui-
riren muß, damit man uf den rechten grundt der
sachen kommt.
Zu mehrer richtigkeit kan das ganze visitationwerck
in dieße drei capita abgedeilet unnd einem jeden
theil sein subiectum adiunctorum etc. adponirt wer-
den, nemblichen in personas, res et actiones, da
ich16 dan urputtig, wo nottig, ein kurtze taffel ab-
zufasen.
Was aber die privatas domesticas visitationes
belangt, muß ein jeder discretus visitator et pastor
sich nach der personen gelegenheit richten, 128v |
doch also, das er den zweck in acht neme, wie er den
menschen zur wißenschafft17 seiner seligkeit brenge
14 Vergütung für die Anwesenheit der Geistlichen bei den
Gottesdiensten.
15 Zur Kirchenfabrik siehe oben, S. 117 Anm. 37.
16 Hier spricht vermutlich der Hanau-Münzenberger Rat
Otto Schultheß, von dem das Schriftstück stammen
könnte, siehe oben, S. 383.
17 Erkenntnis.
434
2. Ob auch fromme, getreue leut verordtnet, so uff
das almosen sehen, daßelbig vermehren helffen und
recht außdeilen.
3. Ob deß sontags under der predigt und uff den
hochzeiten, item, wan furneme leut in die herberg
einziehen, nit die almusen colligirt werden.
4. Ob der brodtkorb und verschloßen buchße auch
in der wochen umbgedragen und das almosen ufge-
hoben11 werde.
5. Ob auch zur erndtezeit von den almosenpflegern
die zehendtherrn und andere wolhabige leut uff dem
felde ersucht werden, damit sie von solchen fruchten
den armen etwas steuren.
6. Item, ob nit zu practicirn, das von großen kauf-
summen den armen ein ehrlicher gottspfennig12 ge-
geben werde. 127r |
[7.] Item, wan ein armer sturbe, dem seine reiche
freunde kein underhalt geben wollen, ob nicht sol-
cher nachlaß den armen zuzueignen.
[8.] Item, ob auch die straffen, so der visitation ord-
nung13 annectirt, von den almosenpflegern durch
hulff jedes orts obrigkeit vleißig eingedrieben werde.
[9.] Item, ob der almosenpfleger jharlich von seinen
accepten und expensen gepurende rechnung thue et
cui.
[10.] Item, zum fahl, die jenigen, so aus dem almo-
sen gelebt, ein reiche erbschafft erlangen, ob sie nit
wiederumb etwas den armen zu remuneriren ange-
halten werden, etc. 127v |
De aedibus, bonis et stipendiis ecclesiasticis:
1. Qui sint ecclesiae collatores et quomodo ecclesia-
stica scholarum vel aedituorum aedificia sarta te-
staque sint.
2. Quomodo aedium ruinosarum quam commodissi-
ma fieri queat restitutio et unde.
11 Eingesammelt.
12 Trinkgeld, Handgeld, hier: Anteil.
13 Vgl. das Mandat zu Visitation und Sittenzucht vom 23.
Februar 1597 und die Kirchenzuchtordnung von
1599/1602 mit der detaillierten Auflistungen verschie-
dener Strafen oben, Nr. 6a und Nr. 7.
3. An ministrorum vel aedilium incuria aedes rui-
nosae factae.
4. An inventaria extent de suppellectilibus, quae in
templis aut aedibus parochialibus etc. relinqui op-
porteat.
5. An extent instrumenta, pub[lica] documenta et
indices vetusti de bonis et proventibus ecclesiasticis
et ubi illa asserventur.
6. Quae sit ratio stipendii pastoris, collegarum, pae-
dagogorum et aedituum.
[7.] Ob auch die einkunffte der praesentz14, kirchen-
baws, almosenkasten und dergleichen, was in resi-
duo, zu rechter zeit mit vorwißen der obrigkeit jedes
orts ausgedehnt und recht damit umbgangen werde.
[8.] Was jede fabric15 in der letzten rechnung zum
besten gehabt und ob auch bei jedem posten der
rechnung verzeichnet, wohero ein jedes komme, ge-
stifftet oder ausgeben werde, zufragen. 128r |
Sonsten kan man nit alzeit uff gewiße regeln gehen,
sondern eines jeden orts gelegenheit unndt zustandt
ponderiren, da man den zu zeitten befindet, das
eben nit ein jeder furzunemen, zuzeitten auch die
sachen sich also anlaßen, das man hinc inde inqui-
riren muß, damit man uf den rechten grundt der
sachen kommt.
Zu mehrer richtigkeit kan das ganze visitationwerck
in dieße drei capita abgedeilet unnd einem jeden
theil sein subiectum adiunctorum etc. adponirt wer-
den, nemblichen in personas, res et actiones, da
ich16 dan urputtig, wo nottig, ein kurtze taffel ab-
zufasen.
Was aber die privatas domesticas visitationes
belangt, muß ein jeder discretus visitator et pastor
sich nach der personen gelegenheit richten, 128v |
doch also, das er den zweck in acht neme, wie er den
menschen zur wißenschafft17 seiner seligkeit brenge
14 Vergütung für die Anwesenheit der Geistlichen bei den
Gottesdiensten.
15 Zur Kirchenfabrik siehe oben, S. 117 Anm. 37.
16 Hier spricht vermutlich der Hanau-Münzenberger Rat
Otto Schultheß, von dem das Schriftstück stammen
könnte, siehe oben, S. 383.
17 Erkenntnis.
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