Hanau-Münzenberg
9c. Visitationsfragena
[um 1600]
Puncten, derenhalben sich bey den ministris und kirchendienern zu erkundigen
1. Von ihren pfarrkindern
1. Ob undt wie sich dieselbe bey anhörung der pre-
digten gottliches worts undt gebrauch der heyligen
sacramenten finden.
2. Ob sie auch ihre kinder undt gesindt vleissig zur
kinderlehr schickhen undt selbst darbey sindt.
3. Ob undter ihnen verhanden, die in zertrenter
undt ohnrichtiger ehe sitzen, bey welche keine ver-
manung statt funde.
4. Ob undter ihnen auch offenbahre verächter Got-
tes worts gefunden werden undt offentliche sunde
wider die erste unndt andere taffel1 der gebott Got-
tes im sch[w]ang gehen, alß zauberey, segnerey, war-
sagerey, missbrauch deß gottlichen namens mit
schweren undt fluchen, item ehebruch, hurerey, fül-
lerey, unndt wie solche laster gestrafft werden,
wann keine vermanung helffen will.
5. Ob die, so daß almußen geniessen, sich auch fleis-
sig bey den predigten finden, ob sie die hauptstückh
christlicher lehr2 wissen, unndt wie sie wider die
fahrlässigen verfahren undt ob ihnen das allmosen
nicht biß zur besserung entzogen werde.
6. Ob noch offentliche täntz- undt rockhenstu-
ben3 verstattet werden. |
2. Von ihrer fürgesetzten obrigkeit
1. Ob selbige auch fleissig die predigten besuche
undt das heilig abendtmal gebrauche undt den un-
dterthanen mit guttem exempel vorgehe undt an-
dere deßgleichen zuthun anhalte.
2. Ob sie auch uber den mandatis von bettagen
unndt de non calumniando halten.
a Textvorlage (Handschrift): HStaatsA Marburg Best. 83,
Nr. 356.
1 Siehe oben, S. 420 Anm. 17.
3. Ob sie kirchen- undt schuldinern in billichen sa-
chen undt sonderlich dem kirchenbaw handthaben.
4. Ob sie die gebew der kirchen, pfarr- undt schul-
heusser in wesentlichem esse erhalten undt in zeit-
ten dazu sehen undt sie bessern.
5. Ob sie die rechnung deß einkommens der kirchen,
allmosen, hospitalien vleissig halten undt ob auch
pfarherr dazu gezogen werde.
6. Ob auch ann sonn-, bett- unndt feyrtagen undter
der predigt thor, bier-, brandtweinheuser unndt -lä-
den zugehalten werden.
3. Von schulen
1. Ob die verhanden, wie der schulmeister sein ambt
verrichte unndt sich sonsten im leben verhalte, also
auch von schulmeisterin etc.
2. Da kein schul verhanden unndt doch die notturfft
wehre, eine anzurichten, waß er fur vorschläg thun
undt waß die gemein dabey thun könne unndt wölle.
4. Von ihme selbsten undt seynen vicinis
1. Ob auch die conventus ecclesiastici von ihme undt
| andern besucht werden, wie offt die selbigen gehal-
ten unndt was fürnemlich dabey gehandelt werde.
2. Ob ihme sein competenz, zugehörige gütter, ze-
hendt unndt järliche besoldung auch richtig undt
ohne schmälerung gevolgt oder etwas davon entzo-
gen werde.
3. Wie sich sein inspector unndt andere fratres inn
lehr unndt leben verhalten.
4. Ob er unndt andere fratres auch von den jägern
oder sonsten beschweret werden4.
2 Zu der in Hanau-Münzenberg gebräuchlichen Katechis-
mus-Ausgabe siehe oben, S. 385f.
3 Spinnstuben, siehe oben, S. 129 Anm. 72.
4 Zwang zu Aufnahme und Unterhalt von Jagdleuten und
Jagdgesellschaften.
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9c. Visitationsfragena
[um 1600]
Puncten, derenhalben sich bey den ministris und kirchendienern zu erkundigen
1. Von ihren pfarrkindern
1. Ob undt wie sich dieselbe bey anhörung der pre-
digten gottliches worts undt gebrauch der heyligen
sacramenten finden.
2. Ob sie auch ihre kinder undt gesindt vleissig zur
kinderlehr schickhen undt selbst darbey sindt.
3. Ob undter ihnen verhanden, die in zertrenter
undt ohnrichtiger ehe sitzen, bey welche keine ver-
manung statt funde.
4. Ob undter ihnen auch offenbahre verächter Got-
tes worts gefunden werden undt offentliche sunde
wider die erste unndt andere taffel1 der gebott Got-
tes im sch[w]ang gehen, alß zauberey, segnerey, war-
sagerey, missbrauch deß gottlichen namens mit
schweren undt fluchen, item ehebruch, hurerey, fül-
lerey, unndt wie solche laster gestrafft werden,
wann keine vermanung helffen will.
5. Ob die, so daß almußen geniessen, sich auch fleis-
sig bey den predigten finden, ob sie die hauptstückh
christlicher lehr2 wissen, unndt wie sie wider die
fahrlässigen verfahren undt ob ihnen das allmosen
nicht biß zur besserung entzogen werde.
6. Ob noch offentliche täntz- undt rockhenstu-
ben3 verstattet werden. |
2. Von ihrer fürgesetzten obrigkeit
1. Ob selbige auch fleissig die predigten besuche
undt das heilig abendtmal gebrauche undt den un-
dterthanen mit guttem exempel vorgehe undt an-
dere deßgleichen zuthun anhalte.
2. Ob sie auch uber den mandatis von bettagen
unndt de non calumniando halten.
a Textvorlage (Handschrift): HStaatsA Marburg Best. 83,
Nr. 356.
1 Siehe oben, S. 420 Anm. 17.
3. Ob sie kirchen- undt schuldinern in billichen sa-
chen undt sonderlich dem kirchenbaw handthaben.
4. Ob sie die gebew der kirchen, pfarr- undt schul-
heusser in wesentlichem esse erhalten undt in zeit-
ten dazu sehen undt sie bessern.
5. Ob sie die rechnung deß einkommens der kirchen,
allmosen, hospitalien vleissig halten undt ob auch
pfarherr dazu gezogen werde.
6. Ob auch ann sonn-, bett- unndt feyrtagen undter
der predigt thor, bier-, brandtweinheuser unndt -lä-
den zugehalten werden.
3. Von schulen
1. Ob die verhanden, wie der schulmeister sein ambt
verrichte unndt sich sonsten im leben verhalte, also
auch von schulmeisterin etc.
2. Da kein schul verhanden unndt doch die notturfft
wehre, eine anzurichten, waß er fur vorschläg thun
undt waß die gemein dabey thun könne unndt wölle.
4. Von ihme selbsten undt seynen vicinis
1. Ob auch die conventus ecclesiastici von ihme undt
| andern besucht werden, wie offt die selbigen gehal-
ten unndt was fürnemlich dabey gehandelt werde.
2. Ob ihme sein competenz, zugehörige gütter, ze-
hendt unndt järliche besoldung auch richtig undt
ohne schmälerung gevolgt oder etwas davon entzo-
gen werde.
3. Wie sich sein inspector unndt andere fratres inn
lehr unndt leben verhalten.
4. Ob er unndt andere fratres auch von den jägern
oder sonsten beschweret werden4.
2 Zu der in Hanau-Münzenberg gebräuchlichen Katechis-
mus-Ausgabe siehe oben, S. 385f.
3 Spinnstuben, siehe oben, S. 129 Anm. 72.
4 Zwang zu Aufnahme und Unterhalt von Jagdleuten und
Jagdgesellschaften.
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