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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0509
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12f. Ordnung der Katechisation 1609

und das mitgetheilte helle licht des evangelii25
dancken, auch ihn bitten, daß er uns friede und rhue
verleihen wolle, daß wir also offt zuesammen kom-
men und ihn recht erkennen lernen mögen, sonder-
lich auch fur die andere unwißende mitbrüder, so

das wort Gottes ihnen nicht sonderlich angelegen
sein laßen, bitten, daß sie Gott erleuchten und zur
rechten er-178r | kantnus ihres einigen heils fuhren
und bringen wolle und darnach den coetum mit dem
segen dimittiren.

Der dritte theill: Von underweisung der alten uff dem lande

Art. I: Wie solche underweisung
soll angefangen werden
Die underweisung uf dem lande soll nach vorgan-
gener abtheilung nach den quartieren aus dem vor-
hin erwenten grosen catalogo alle sontag umb 12 uhr
beschehen. Darzue dan zue gelangen zwei wege sein,
erstlich, daß der pfarrherr alle sontag nach der frühe
predigt uf der canzel der jenigen nahmen, an wel-
chen die ordnung der underweisung, ablesen und sie
nach verrichtetem geleut sich gehorsamblich inzue-
stellen erinnere oder aber durch die underbeampten,
als schultheßen oder centgreven, fordern laßen.
Wan nun die gemeinde bei einander, soll der
pfarrherr die predigt mit gewonlichem gebet und ge-
sang anfangen und diesem nach die funf hauptstück
und die fragen der gantzen gemeinde von der canzel
fein, clar und teutlich furlesen und von solchem eine
kurtze, 178v | erbawliche erclerung thun und in der-
selbigen dahin sehen, daß die zeit und der zweck
recht in acht genommen werde.
Art. II: Von catechisation der jugendt
Nach vollendter kurtzen predigt soll pfarrherr,
schueldiener und glöckner die in 5 claßes abgetheilte
kinder verhören und es damit in allermasen halten,
wie droben von der catechisation in den stätten mel-
dung beschehen.

25 2Kor 4,4.
26 In Gedanken, im Stillen.
27 Siehe oben, S. 489.
28 Diese originelle Wendung stammt aus kurpfälzischen

Art. III: Von der underweisung selbst
Wan auch solches verrichtet und also predigt und
catechisation der kinder mit einem gebet geschlo-
ßen, soll die gemeind sampt den kindern zue hauß
gelaßen werden. Die jenige aber, an welchen die ord-
nung oder [die] zue erscheinen erinnert worden, in
der kirchen verharren und darnach sich mans und
weibs personen, wie auch sohne und döchtere jedes
an seinen ort gestellet, auch die kirchenthüren zue-
gethan werden.
Darnach der pfarrherr (dan schueldiener und
glöckner mit dieser underweisung nichts zueschaf-
fen) abermals nach beschehenem kurtzen gebet ih-
nen in beisein einer oder 2 gerichts-179r | personen
die fünf hauptstücke und die abgefaste fragen fein
langsam, klar und deutlich furlesen und die zuehörer
ihme heimlich26 nachsprechen sollen.
Darauf er sie nach einander abzuefragen und da-
bei so lange zue verharren hat, biß sie dieselbige wi-
ßen, es were dan des alters, ubel hörens oder anders
halben solches gar in die leute nicht zuebringen weh-
re, uf welchen fall er als dan zue dispensirn und sich
deswegen dem art. 6 des andern theils dieser ord-
nung27 gemeeß zueverhalten hette.
Art. IV: Von erklerung der fragstucken
Dieweill auch hoch nötig, daß der pfarrherr achtung
gebe, daß die leut nicht ohne verstand, allein mit
auswendig gelerneten worten wie der papagei28 uf
die fragen antworten, sondern den verstand selb-

Vorlagen: Mandat zur Institution und Sonntagsheili-
gung vom 25. Februar 1595, Mandat zur Institution
[1595], Mandat zum Katechismusunterricht vom 1. Fe-
bruar 1599, Sehling, EKO XIX, S. 855, 866, 890.

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