Hanau-Münzenberg
13. Presbyteriumsordnunga
[1609]
Presbyterii- oder ältestenordnung, wie es damit in der grafschafft Hanaw Mintzenbergk
gehalten werden soll
Wir, Philipß Ludwig1, grave zue Hanaw und Rhien-
eck, herr zue Minzenbergk etc. entpieten unsern
verordneten zum consistorio, allen und jeden inspec-
torn, pfarrern, kirchendienern und eltesten unsern
graf- und herrschafften unsern grueß zuevor und fü-
gen auch hiemit zuewißen.
Nachdeme wir bei erkündigung unserer kirchen-
sachen uns erinnert, ja selbsten erfahren, daß dem
baw der christlichen kirchen nicht genueg damit ge-
holfen, wan schon die canzeln mit tauglichen kir-
chendienern besetzt, Gottes wort rein gepredigt, die
sacramenta nach der insatzung ausgespendet und
beedes, junge und alte, in rechter erkantnus ihrer
seeligkeit fleißig underrichtet werden, sondern auch
dabei eine hohe notturft seie, daß falsche, zweitrech-
tige lehre und irrthumb bei lehrern und zuehörern
verhütet, I303v | die kirchendienere und zuehörer je-
der in seinem beruf fleißig erhalten, alle ergernuße
und laster, dadurch der heilig nahme Gottes und
sein wort geschmehet wirt, abgeschafft und gottsee-
ligkeit und beßerung des lebens, zucht und erbarkeit
gepflanzet werde, daneben die glider der christlichen
gemeinde alle in einigkeit des glaubens und brüder-
licher liebe zuesammen halten, das ungöttliche we-
sen und die weltliche luste verleugnen und ein züch-
tig, gerecht und gottseelig leben in dieser welt zue
lob und ehren ihres vatters im himmell füren mögen,
daßelbig aber füglicher und beßer nicht geschehen
und erhalten werden kan, als daß in der kirchen
Gottes eine christliche disciplin und zucht, wie sol-
a Textvorlage (Handschrift): SUB Göttingen 2° Cod. Ms.
Jurid. 8, Bd. II, fol. 303r-322r.
1 Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg (1596-
1612).
2 Mk 3,14-19; Mt 10,1-4; Lk 6,12-16; vgl. Mk 16,14-18;
Lk 24,36-49; Joh 20,19-23.
3 In Abgang gekommen sind.
che hiebevor von dem herrn Christo selbs verord-
net2, und von anfang hero allewege in der kirchen
Gottes so lang ublich und brauchlich gewesen, biß
sie durch die tyrannei und grose finsternus des
babstums verblichen3, angerichtet und durch hier-
zue ordentlicher weise bestelte seniorn und eltisten
uf eines jeden christen leben, handel und wandel ein
fleißiges aufsehen und aufmercken geschehe und die
jenige, so etwa straucheln oder fallen, durch brüder-
liche I304r | ermahnungen uf den rechten weg wider
gebracht werden.
Und dan solche christliche, löbliche anstellung
bei weiland des wolgebornen unsers freundlichen,
lieben groß herrn vattern und herrn vattern4,
wolseeliger gedechtnus, wie auch hernacher und son-
derlich von anfang unser regirung ahn in unsern graf-
und herrschafften im brauch gewesen, gestalt die
darüber begriffene ordnungen solches bezeugen, so
haben wir derowegen solche unserer voreltern wie
auß unsere selbst eigene deshalben aufgerichte ord-
nung5 durch unsere darzue verordnete rhäte und
theologen fur die hand nehmen, durchsehen und
auch nach churf. Pfalz unß mitgetheilter ord-
nung6, soviel sich in unser ober- und bottmeßigkeit
thun laßen können und wollen, richten, verfertigen
und also publicirn laßen.
Befehlen und gebieten demnach allen und jeden
unsern angehörigen und verwanten, so viel einen je-
den diese ordnung betreffen mage, insonderheit aber
euch, obgedachten unsern con-I304v | sistorialen, in-
4 Siehe oben, S. 487 Anm. 8.
5 Ältere Presbyteriumsordnungen aus Hanau-Münzenberg
liegen nicht vor.
6 Abdruck in Sehling, EKO XIV, S. 593-603. Ein hand-
schriftliches Exemplar dieser Ordnung liegt auch dem
Göttinger Bestand an Hanau-Münzenberger Ordnungen
bei, SUB Göttingen 2° Cod. Ms. Jurid. 8, Bd. II, fol.
290r-302r.
504
13. Presbyteriumsordnunga
[1609]
Presbyterii- oder ältestenordnung, wie es damit in der grafschafft Hanaw Mintzenbergk
gehalten werden soll
Wir, Philipß Ludwig1, grave zue Hanaw und Rhien-
eck, herr zue Minzenbergk etc. entpieten unsern
verordneten zum consistorio, allen und jeden inspec-
torn, pfarrern, kirchendienern und eltesten unsern
graf- und herrschafften unsern grueß zuevor und fü-
gen auch hiemit zuewißen.
Nachdeme wir bei erkündigung unserer kirchen-
sachen uns erinnert, ja selbsten erfahren, daß dem
baw der christlichen kirchen nicht genueg damit ge-
holfen, wan schon die canzeln mit tauglichen kir-
chendienern besetzt, Gottes wort rein gepredigt, die
sacramenta nach der insatzung ausgespendet und
beedes, junge und alte, in rechter erkantnus ihrer
seeligkeit fleißig underrichtet werden, sondern auch
dabei eine hohe notturft seie, daß falsche, zweitrech-
tige lehre und irrthumb bei lehrern und zuehörern
verhütet, I303v | die kirchendienere und zuehörer je-
der in seinem beruf fleißig erhalten, alle ergernuße
und laster, dadurch der heilig nahme Gottes und
sein wort geschmehet wirt, abgeschafft und gottsee-
ligkeit und beßerung des lebens, zucht und erbarkeit
gepflanzet werde, daneben die glider der christlichen
gemeinde alle in einigkeit des glaubens und brüder-
licher liebe zuesammen halten, das ungöttliche we-
sen und die weltliche luste verleugnen und ein züch-
tig, gerecht und gottseelig leben in dieser welt zue
lob und ehren ihres vatters im himmell füren mögen,
daßelbig aber füglicher und beßer nicht geschehen
und erhalten werden kan, als daß in der kirchen
Gottes eine christliche disciplin und zucht, wie sol-
a Textvorlage (Handschrift): SUB Göttingen 2° Cod. Ms.
Jurid. 8, Bd. II, fol. 303r-322r.
1 Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg (1596-
1612).
2 Mk 3,14-19; Mt 10,1-4; Lk 6,12-16; vgl. Mk 16,14-18;
Lk 24,36-49; Joh 20,19-23.
3 In Abgang gekommen sind.
che hiebevor von dem herrn Christo selbs verord-
net2, und von anfang hero allewege in der kirchen
Gottes so lang ublich und brauchlich gewesen, biß
sie durch die tyrannei und grose finsternus des
babstums verblichen3, angerichtet und durch hier-
zue ordentlicher weise bestelte seniorn und eltisten
uf eines jeden christen leben, handel und wandel ein
fleißiges aufsehen und aufmercken geschehe und die
jenige, so etwa straucheln oder fallen, durch brüder-
liche I304r | ermahnungen uf den rechten weg wider
gebracht werden.
Und dan solche christliche, löbliche anstellung
bei weiland des wolgebornen unsers freundlichen,
lieben groß herrn vattern und herrn vattern4,
wolseeliger gedechtnus, wie auch hernacher und son-
derlich von anfang unser regirung ahn in unsern graf-
und herrschafften im brauch gewesen, gestalt die
darüber begriffene ordnungen solches bezeugen, so
haben wir derowegen solche unserer voreltern wie
auß unsere selbst eigene deshalben aufgerichte ord-
nung5 durch unsere darzue verordnete rhäte und
theologen fur die hand nehmen, durchsehen und
auch nach churf. Pfalz unß mitgetheilter ord-
nung6, soviel sich in unser ober- und bottmeßigkeit
thun laßen können und wollen, richten, verfertigen
und also publicirn laßen.
Befehlen und gebieten demnach allen und jeden
unsern angehörigen und verwanten, so viel einen je-
den diese ordnung betreffen mage, insonderheit aber
euch, obgedachten unsern con-I304v | sistorialen, in-
4 Siehe oben, S. 487 Anm. 8.
5 Ältere Presbyteriumsordnungen aus Hanau-Münzenberg
liegen nicht vor.
6 Abdruck in Sehling, EKO XIV, S. 593-603. Ein hand-
schriftliches Exemplar dieser Ordnung liegt auch dem
Göttinger Bestand an Hanau-Münzenberger Ordnungen
bei, SUB Göttingen 2° Cod. Ms. Jurid. 8, Bd. II, fol.
290r-302r.
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