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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0524
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Hanau-Münzenberg

gewonnen. Höret er I306v | dich nicht, so nim noch
einen oder zween zue dir, uf daß alle sachen beste-
hen auf zweier oder dreier zeugen mundt. Horet er
die nicht, so sage es der gemeinde. Höret er die ge-
meinde nicht, so halt ihn als einen heiden und zöl-
ner. Durch die gemeind werden alhier verstanden,
welche sonsten in der schrift eltesten genant werden
und die ganze gemeinde vertretten und repraesen-
tirn, dieweill es schwerfallen würde, auch grose un-
gelegenheit, unordnung und ubelstand gebehren, da
jedesmal wegen gegebenen ergernußen die ganze ge-
mein zuesammen erfordert werden solte.
Darnach so hat auch Christus der herr diese sei-
ne ordnung durch die heiligen apostel erstlich zue
Jerusalem (da sie mit dem evangelio haben sollen
den anfang machen) und folgents hin und her in al-
len andern kirchen ufrichten laßen.
Die kirchen zue Jerusalem belangendt, erschei-
net solches aus dem 15. cap. der geschichten8, da
Paulus und Barnabas zue den aposteln und eltesten
umb einer frage willen abgefertigt wurden, dan da-
selbsten wirt wol funf mal, nemblich vers 2, 4, 6, 22
und 23 neben den aposteln auch der eltesten ge-
dacht. I307r | So viel aber ander kirchen betreffen
thuet, welche ihm der herr Christus durch den dinst
seiner aposteln unter den juden und heiden hin und
her in der weiten welt aufgerichtet hat, bezeuget sol-
ches
1. Erstlich S. Lucas in den geschichten, cap. 14,
v. 23: Und sie (Paulus und Barnabas) ordneten ih-
nen hin und her eltesten in den gemeinen, beteten
und fasteten und befolen sie dem herrn, an den sie
glaubig worden wahren; cap. 20, v. 17: Von Mileto
sante er Paulus gen Ephesum und ließ fordern die
eltesten von der gemein.
2. Der apostel Paulus in seinen episteln, Tit. 1,
v. 5: Derhalben ließ ich dich in Creta, daß due sol-
lest vollend anrichten, da ichs gelasen habe, und be-
setzen die stätte hin und her mit eltisten, wie ich dir
befolen habe. Item 1. Corinth. 12, v. 28: Gott hat
gesetzet in der gemeine aufs erst die aposteln, aufs
ander die propheten, aufs dritte die lehrer, darnach
die wunderthäter, darnach die gaben, gesund zue
machen, helfer, regirer, mancherlei sprachen. Durch
8 Apostelgeschichte.

die helfer werden alhie verstanden die almosenpfle-
ger, durch die I307v | regirer aber die eltesten. Item
1. Timoth. 5 vers. 17: Die eltesten, die wol furste-
hen, die halte man zwifacher ehren werth, sonder-
lich, die da arbeiten in dem worth und in der lehr; da
der apostel zweierlei seniorn oder eltesten in der kir-
chen Gottes bestelt und macht, 1. die lehrer, welche
das wort Gottes lehren und predigen, welches die
pastoren, hirten oder kirchendiener seint, 2. die er-
bawliche, erbare männer aus der gemein, welche ne-
ben solchen kirchendienern insonderheit uf die dis-
ciplin oder kirchenzucht bestelt seint.
3. Der apostel Petrus in seiner ersten epistel cap.
5, v. 1: Die eltesten, so unter euch seint, nemblich in
Ponto, Galitia, Cappadocia, Asia, Bithinia (wie sol-
ches die uberschrifft dieser epistel, cap. 1, v. 1, aus-
weiset), ermahne ich, der mittelste9 und zeuge der
leiden, die in Christo seint, und theilhaftig der her-
ligkeit, die offenbahret werden soll. Und ist sonder-
lich aus diesem spruch zue mercken: Weill Petrus
sich einen mittelsten nennet, wie hoch von den apo-
steln der eltisten rhat gehalten worden.
4. Der apostel Jacob, cap. 5, vers. 14, sagt: Ist
jemand kranck, der rufe zue sich die eltesten von der
gemeind. I308r |
Art. 3: Von notwendig- und nutzbarkeit
der eltisten rhat
Dieweill dan aus angezogenen zeugnußen genugsam
erwiesen, daß diese ordnung erstlich von dem all-
mechtigen Gotte, der ja am besten weiß und ver-
stehet, was zue seiner ehre, dahin all unser thun und
laßen soll gerichtet sein, dienet und was uns men-
schen guet und notwendig ist, seiner kirchen anbe-
fohlen und in derselben ist erhalten worden, und dan
durch dieselbe auch die ehre Gottes befürdert wirt,
indeme die jenigen, so rechte christen und kinder
Gottes sein wollen, ihr leben und wandel darnach
also anstellen, daß es mit dem willen Gottes uber-
einstimmen und solches menniglich sehen und er-
kennen möge, da sonsten dagegen, wan die, so sich
christen und kinder Gottes nennen, als haiden und
kinder des teufels nach ihren bösen lüsten in aller
9 Mitälteste.

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