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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0543
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14. Konventsordnung [1609]

der censur an dem pastore loci gemacht werden, da-
bey dan die notturft erfordern will, daß umb desto
beßerer nachrichtung willen nachfolgende drey din-
ge abgelesen werden: Erstlich von dem scriba aus
dem prothocoll alles das, so pastori loci in negst bey
ihme gehaltenen convent aus gemeinem schluß nach
gehaltener censur angemeldet worden ist, darnach
von dem inspectore die censura des ihme uber-
schickten catalogi der zuehörer, so er oben darauf
geschrieben, endlich von dem praeside diese nach-
folgende neun interrogatoria:
1. Ob pfarrherr deßelben orts die ihme hiebevor
undersagte50 mängel verbeßert habe oder nicht.
2. Was man an der jetzigen seiner gethanen pre-
digt I280v | fur mängel befunden und weßen er zue
erinnern seye.
3. Ob er auch sonsten erbawlich und nervos pre-
dige und der kürze sich befleißige oder aber seine
daheim geschriebene commentaria uf die canzel
bringe, subsistire oder auch des scheltens sich ge-
brauche.
4. Ob an seinem jetzo angehörten modo institu-
tionis einiger mangel erfunden worden oder nicht.
5. Ob auch aus gehaltenem tentamine habe kön-
nen vermerckt werden, daß die gemein seither dem
negsten51 convent dieß orts zuegenommen habe.
6. Ob er, pastor loci, etwan mit irthumb in der
religion behafft oder sich deßen mit etwas verdech-
tig gemacht habe.
7. Ob er auch fleißig studire, was er fur autores
lese und ob er auch mit seinen vicinis ministris con-
ferire.
8. Ob er auch nebenhändel, kaufmanschafft und
anders treibe und dardurch sein ampt verseume.
9. Wie er in seinem eigenen leben und wandel
beschaffen seie und wie sich sein weib, kinder, gesin-
de und hausgenoßen verhalten.
Damit aber in censuris concionum nicht etwan
ungelegenheit und ungleicheit furlaufe, sondern es
an einem ort wie an dem andern gehalten werde und
50 Vorgehaltenen, gerügten, Grimm, DWb 24, Sp. 1740.
51 Seit dem letzten.
52 Siehe oben, S. 474 Anm. 43.
53 Beschluss.
54 Verteidigen, Grimm, DWb 3, Sp. 613.

also die kirchendiener eine gewiße formb beede, zue
predigen und auch die predigten ihrer fratrum dar-
nach zue censurirn, haben mögen, so sollen sie sich
nach deme von unß bey ihnen angeordneten me-
thodo Bucani52 richten und verhalten. I281r |
Wan nun alle fratres uf obgesetzte neun puncten
ordentlich nach einander gehört, soll der praeses aus
gutachten mehrer theils schließen, was ihme pastori
anzuezeigen und denselben gemeinen schluß53 den
scribam aufzeichnen laßen. Nachdeme er aber wider
herein gefordert, soll er zuevor erinnert werden, daß
er sich hüten solle, solcher wolgemeinten und von
unß als seiner hohen obrigkeit anbefolner censur
gleichsam von puncten zue puncten sich zue ent-
schütten54, vielmehr wider den praesidem oder fra-
tres zue disputiren mit deme anhang, da er etwan
vermeinen würde, daß entweder er nicht gnugsam in
der predigt wehre verstanden oder daß die fratres in
der censur sich sonsten hetten verstoßen55, daß er,
nachdeme er den sachen recht nachgedacht, ad par-
tem mit dem inspectore oder praeside sich freund-
lich deswegen underreden möge und alsdan darauf,
wan solche notwendige erinnerung vorhergangen,
soll ihme der schluß der jetz gedachten censur
freundlich und bescheidenlich in nahmen des ganzen
convents angemeldet werden.
Im fall aber pfarrherr deßelben orts collegas het-
te, und nicht eben er selbst, sondern einer aus den-
selben den convent hielt und demnach die predigt
gethan, sollen wegen des fünften interrogatorii jede
collegae, wegen der andern aber der allein, so ge-
predigt hat, censurirt werden.
Art. 17: Von der censur der schulen und
schueldiener I 218v I
Nach verrichter censur pastoris loci soll praeses der
schueldiener halben bey denen, so die schulen visi-
tirt haben, umbfrage halten:
1. Ob unserer schuelordnung56 in allen und jeden

55 Geirrt, Grimm, DWb 25, Sp. 1786.
56 Die Schulordnung Wilhelm Zeppers von 1590, Abdruck
bei Pixberg, Calvinismus, S. 39-44 und Gbiorczyk,
Entwicklung, S. 490-493.

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