Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Hanau-Münzenberg

unnsere vor diesem zu solchem ziell bereidts ahn-
befohlene speciale verordnunngen7 allenthalbenn zu-
gelangen, unnß getröstenn, auch unser zuversicht
unnd hoffnung leben, alß haben wir dieser obberür-
ten sondern wolmeinung vorige unnsere regiments-
verfaßungen8, wie auch unserer samptlichen getre-
wen rhäte und sonderlich eines jeden vorschlag
unnd gutachten mit fleiß widerumb ersehen unnd
demnach auß obligender notturfft diese unnsere spe-
cial canntzlei-, consistori- unnd cammerordnung un-
derschiedtlich nachfolgenden umbstenndtlichen9 in-
halts ennttwerffen unnd verfaßen, auch uff gehab-
ten rhadt wol erwogen, unnsern getrewenn rhäten
unnd dienern zu publicirn unnß beliebenn laßenn.
Setzen, ordnen unnd wollen demnach mit gene-
digen befheln, daß solche unnsere ordnungen biß uff
fürfallende notturfft unnserer vermehrung, ende-

rung unnd verbeßerunng hinfurter in allen ihren in-
haltungen, articul[n] unnd puncten gehalten wer-
den, daß auch unnser canzley, wie nicht weniger zu
unnserem gaistlichen consistorio unnd unser cam-
mer I456v | verordnete verwalter, directoren, rhäte,
diener, verwante unnd gehörige personen, sambt al-
len unnd jeden, so unter diesen ordnungenn begrif-
fenn, so viell dieselbe einen jeden berüren werden,
denselben festiglich unnd unverbrochenlichen nach-
setzen, darwider nichts fürnemmen noch hanndlen
sollen, in keine weiß gebürendes unnser einsehenn
unnd straffe zuvermeitenn, wie wir unnß daß zu ih-
nen allen samptlich unnd einem jedwedern in son-
derheit in gnadenn gänntzlich versehenn und verla-
ßenn.
[fol. 456v-486v: Hanawische canzlei ordnung]

487r | Hanawische consistorial ordnung

Nachdem wir im ahnfangk unnserer gräffelichen re-
gierunng aus bewegender uhrsachen unsere consis-
torial-, kirchen- unnd schulsachen zu mehrer unnd
befürderlicher erbauwunng der christlichenn kir-
chen von unnsern canzlei- unnd cammersachen mit
einhelligem rhadt unndt gutachten unnser getre-
wenn rhäte abgesondert unnd nuhnmehr eine gute
zeit hero durch die tägliche erfharung vermerckett,
auß waß dringenden unnd unvermeitlichen ursa-
chen, welche sowol bei den kirchendienern alß der-
selben ahnbefohlenen pfarkindern in beschwerungen
derselben lehren, lernen, leben unnd underhaltungen
unnd andern täglich fürfallendenn mengeln, zu-
vo[r]derst aber durch verhinderunng unnd wider-
stanndt deß feinnds der warheit sich ereugen, eine
solche formbliche separation unnd verfaßunng sehr
unnd hoch nötig, inmaßen wir dan weniger nicht bei
benachbarten churfursten, gräfflichen unnd anderen
stenden ein ebenmeßiges vornemmen, welche nach
dem heillsamen uffgerichten deß heiligenn reichs re-
ligionfrieden10 zu hanndthabunng der gaistlichen
7 Konsistoriumsordnung, Entwurf von 1609, siehe oben,
S. 390f.
8 Vgl. die Ordnung der Landesverwaltung von 1600, oben,
Nr. 10.

iurisdiction in bestellunng der kirchenn unnd schu-
len unnd waß derselben fernner ahnhengig, ihre ver-
ordnete consistoria in fleißiger observantz haltenn
laßen, unndt wir aber biß dahero durch solche unn-
sere wolgemeinte verordnung den gewunscheten ef-
fectum mit erbauwunng der kirchen derselben glie-
der unserer armen underthanen |487v| noch nicht
allerdings zu unnserem gnügen erreichen können,
deßen aber in fleißiger erwegunng diese nicht die ge-
ringeste uhrsache vermercket, daß auß mangel flei-
ßiger unnd stettiger unverruckter observanz ahnge-
ordnetes unnsers consistorii, wie auch deßelbenn
formblichenn verfaßunng solches gebrechen succes-
su temporis nicht zum beharligstenn unnd fleißig-
stenn nachgetrachtet werden können, sonndern biß
ahnhero ahnstatt derselben fast11 die bestellungen
unnd unterhaltungen der kirchen- unndt schulldie-
ner unnd waß denen fernner ahnhengig, einzig oder
jah den mehrern theil allein tractiret unnd ver-
hanndlet worden, inmaßen daßelbe die prothocolla
bezeugen.
9 Ausführlichen.
10 Augsburger Religionsfrieden 1555.
11 Vor allem.

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