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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0565
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Einleitung

1. Die Grafschaft Ysenburg
Das Territorium der Grafschaft Ysenburg,1 am Ostrand der Wetterau gelegen, zwischen Kinzig im Osten
und Nidder im Westen, reichte im Norden fast bis zum Vogelsberg, im Süden bis zur Mainebene, wo es an
die Grafschaft Hanau-Münzenberg grenzte. Das Land unterstand zunächst den Herren von Büdingen, die
urkundlich erstmals 1131 begegnen. Im 13. Jahrhundert gelangte die freie Herrschaft Büdingen an das
Haus Ysenburg, das 1442 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.2
Im 16. Jahrhundert ergaben sich bedeutende territoriale Veränderungen. Ludwig II. hatte seine drei
Söhne Philipp (1467-1526), Diether (1470-1521) und Johann (1476-1533) in seinem Testament3 zur
gemeinsamen Regentschaft unter Philipps Führung ausersehen. Nach Ludwigs Tod (1511) kam es jedoch
nach wenigen Jahren gemeinsamer Herrschaft zu heftigen Auseinandersetzungen unter den Erben. Johann,
der jüngste, erzwang von seinen Brüdern die Teilhabe an der Regierung. 1517 wurde ein Erbbrüderver-
trag4 geschlossen, der die Grafschaft in zwei Hälften teilte, einen erhielt Johann, den anderen Philipp,
während sich Diether mit einer Abfindung zufrieden gab. Nach dessen Tod 1521 wurde auch sein geringer
Anteil unter Johann und Philipp aufgeteilt, die mit diesem Jahr die Linien Ysenburg-Birstein und Ysen-
burg-Ronneburg begründeten.5 Johanns Einschreiten gegen die testamentarische Verfügung seines Vaters
hatte zur Folge, dass Philipp, der die Grafschaft als Ganzes geerbt hätte, nur die Hälfte erhielt. Aus dieser
Demütigung resultierten die fortwährenden heftigen Spannungen zwischen der Birsteiner und der Ronne-
burger Linie, die sich auch unter den Grafen der folgenden Generationen in erbittert ausgetragenen Kon-
flikten um die konfessionelle Orientierung der beiden Landesteile fortsetzten.6
Zum Territorium der Linie Ronneburg, deren Regenten auf der gleichnamigen Burg7 residierten, gehörten
Büches, Vonhausen, Lorbach, Hain-Gründau, Mittel-Gründau und Diebach. Gemeinschaftsrechte besaßen
die Grafen an Petterweil, Staden und Münzenberg. Ferner standen unter Ronneburger Hoheit das von den
Ysenburgern gestiftete Prämonstratenserkloster Selbold und das diesem unterstellte Frauenkloster Meer-
holz.8

1 In den deutschsprachigen Dokumenten des 16. Jahrhun-
derts wurde durchgängig die Schreibweise mit „Y“ ver-
wendet, nachdem Graf Wolfgang Ernst I. (1560-1633)
die Namensform „Graf zu Ysenburg und Büdingen“ ver-
bindlich festgelegt hatte, freundlicher Hinweis von Dr.
Klaus Peter Decker, Büdingen. Vgl. Hanle, Graf Wolf-
gang, S. 1 Anm. 1. In der Forschungsliteratur findet sich
sowohl die Schreibweise mit „Y“ als auch die mit „I“,
wir verwenden „Y“, da dies der historischen Bezeich-
nung entspricht.
2 Zum Aufstieg der Herren von Ysenburg siehe Prinz,
Graf Ludwig II., S. 12-29; Demandt, Herren von
Büdingen, S. 49-84; Schmidt, Grafenverein, S. 536; Si-
mon, Geschichte 3, S. 260; Philippi, Territorialge-
schichte, S. 98f.; Hanle, Graf Wolfgang, S. 2f.
3 Abdruck bei Simon, Geschichte 3, S. 282f.
4 Vgl. Hanle, Graf Wolfgang, S. 5 Anm. 15.

5 Calaminus, Einführung, S. 13, 17, 32f.; Hanle, Graf
Wolfgang, S. 4f.; Stieniczka, Philipp, S. 216; Mi-
chaelis, Grafschaft, S. 15f.; Niess, Ronneburg,
S. 214f.; Meyer, Geschichte, S. 17; Schmidt, Grafen-
verein, S. 536; Simon, Geschichte 2, S. 250f.; Philippi,
Territorialgeschichte, S. 127-130.
6 Calaminus, Einführung, S. 33. Zu den Streitigkeiten
siehe Schmidt, Grafenverein, S. 536-543; Philippi,
Territorialgeschichte, S. 173-175.
7 Zur Ronneburg siehe Niess, Die Ronneburg, S. 212-244.
8 Hanle, Graf Wolfgang, S. 1-8; Steitz, Geschichte I,
S. 57; Calaminus, Einführung, S. 19; Simon,
Geschichte 2, S. 243; Michaelis, Grafschaft, S. 14f.;
Prinz, Graf Ludwig II., S. 149. Zu Umfang und Gren-
zen des Ronneburger Territoriums siehe Philippi, Ter-
ritorialgeschichte, Atlas, Karten III und IV sowie die
Karte bei Hanle, Graf Wolfgang, nach S. 150.

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