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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0600
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Ysenburg-Ronneburg

vatter unndt mutter lassenn unndt an seinem weibe
hangen, und werden zwey ein leib? Waß nun Gott
zusammengefugt hat, daß soll der mensch nicht
scheidenn. Da sprachen sie: Warumb hat dann Moy-
ses gebottenn zu geben einen scheidtbrieff undt sich
vonn ihr zu scheidenn? Er sprach zu ihnen: Moyses
hat euch erlaubt zu scheidenn vonn ewern weybern
vonn ewers herzenn härtigkeit wegenn. Vonn anbe-
gin aber ist es nit also gewesenn. Ich sage euch aber:
Wer sich | vonn seinem weib scheidet, es sey dann
umb des ehebruchs wegenn, undt nimbt ein andere,
der bricht die ehe, undt wer die abgescheidene
nimbt, bricht auch die ehe.
Zum drittenn, so sollenn sie auch das gebott Gottes
hörenn, wie sie sich gegen einander sollen halten:
Also schreibt S. Paulus74: Ihr männer, liebet
ewre weiber, wie Christus geliebet hat die gemein
undt hat sich selbst fur sie gegeben, auf das er sie
heyliget, undt hat sie gereyniget durch das wasser-
badt im wort, auf das er ihm selbst darstellet ein
heylige gemein, die nit habe fleckenn oder runtzeln
oder dero etwaß, sonder das sie heilig seye unnd un-
strefflich. Also sollen auch die männer ihre weiber
liebenn als ihre eigene leib. Wer sein weib liebet, der
liebet sich selbs. Dann niemandt hat jemals sein ei-
gen fleisch gehasset, sonder nehret es unndt pfleget
sein, gleichwie auch der herr sein gemein. Die weiber
seyen underthann ihren männern als dem herrnn.
Dann der mann ist des weibs haupt, gleichwie auch
Christus das haupt ist der gemein, unndt er ist sei-
nes leibs heylandt. Aber nun, wie die gemein Christo
ist underthan, also auch die weiber ihrenn männern
in allen dingenn.
Zum vierdtenn sollenn sie hören den segen, damit
unser her Gott denn ehelichenn standt gesegnet hat:
Dann also stehet geschriebenn75: Gott schuff den
menschen im selbß zum bildt, ja zum bildt Gottes
schuff er ihn; unndt schuff sie ein mannlin undt

74 Eph 5,25-28; 22-24; vgl. Kol 3,18-19.
75 Gen 1,27-28.
76 Spr 18,22.
77 Gen 3,16-19.

fräwlin. Undt Gott segnet sie unndt sprach zu ih-
nen: Seydt fruchtbar unndt mehret euch unndt ful-
let die erdenn unndt machet sie underthan. So
spricht auch Salomon76: | Wer ein weib uberkompt,
der uberkompt ein gut ding, unndt wirdt wolgefal-
lenn vonn dem herren schöpffenn.
Zum funftenn sollenn sie auch hören das creuz, das
Gott auf denn ehelichenn standt gelegt hat:
Also sprach Gott zum weib77: Ich will dier vill
kummer schaffenn, wan du schwanger wirst. Du solt
deine kinder mit kummer geberenn undt solt dich
duckenn vor deinem mann, unndt er soll dein herr
sein. Unndt zum mann sprach Gott: Dieweil du ge-
horchet hast der stim deines weibs undt gessenn
vonn dem baum, davon ich dirs gebott unndt
sprach, du solt davon nit essenn, verflucht sey der
acker umb deinetwillenn, mit kummer soltu dich
darauf ernehrenn dein leben lang, Dorn unndt di-
stell soll er dir tragenn, undt solt das kraut auff dem
felde essenn. Im schweiß deines angesichts soldu
dein brot essenn, biß das du wieder zur erden wer-
dest, darvon du genommen bist. Dann du bist er-
denn unndt zur erdenn soltu werdenn.
Zum sechstenn soll neben dem creutz auch der trost
unndt underhaltung78 in dem creuz vermerckt wer-
den. Dann unser herr Christus hat die sunde, von
derwegen der mensch mit dem creuz beladen wirdt,
auf sich genommen undt gebusset, auch durch sein
creuz, daß er vonn unsertwegen auf sich genommen,
alle creuz denen, so ann ihn glaubenn, gesegnet undt
geheiliget. Darumb sagt der psalm vonn dem
mann79: Wol dem, der denn herren förchtet unndt
auf seinem wege gehet. Du wirst dich nehrenn mit
deiner handt arbeit; wol dir, du hasts guet. So
schreibt auch Paulus vom weib also80: Das weib
wirdt selig durch kinderzeugen, | so sie bleibt im
glaubenn undt in der liebe undt in der heyligung
sampt der zucht.

78 Halt, Hilfe, Grimm, DWb 24, Sp. 1607f.
79 Ps 128,1-2.
80 1Tim 2,15.

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