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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0615
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7. Kirchenzuchtordnung 1591

Contra 6:
Neidharten19, so in stetigem unversönlichem haß
oder feindschafft wider ihren nechsten leben, item
balger20, haderer, so greuliche gezenck anfangen
oder zu einem todtschlag ursach geben, rath unnd
that beweißen, die sollen nach gelegenheit oder auch
mit dem christlichen bahn gestraffet werden.
Contra 7:
Eheleut, so ubel haußhalten, sich miteinander ubel
begehen oder ungezogene kinder haben unnd das ge-
sind ubel ziehen, ihnen mutwillige sünde, als hure-
rey, dieberey, auch andere schande unnd laster ge-
statten, unnd etwan darzu gewehnen, item alle, so
vor bestetigter ehe unehlich einander beiwohnen,
deßgleichen, so unzüchtige wort unnd werck führen,
sollen nach vorgehender des pfarrers unnd der elte-
sten vermahnung ernstlich gestrafft werden. Die
volsauffer, sonderlich, die auff der gassen offentlich
mit ruffen, kreischen unnd anderm unordentlichem
wesen die gemeine Gottes ergern, sollen an 1 fl ge-
strafft werden.
Demnach auch im bapsthumb ein mißbrauch
unnd noch, auff Philippi Jacobi21 die lehen auszu-
ruffen22 unnd auff Johannis Baptistae23 die eyer wie
auch umb faßnacht die faßnachtsbraten auffzuhe-
ben24 unnd andere unchristliche werck zutreiben,
soll solches alles gentzlich abgeschafft sein unnd sol-
len die ubertretter mit geburlichem auffsehen ge-
strafft werden. Also soll auch die faßnacht unnd
kirchweihe sampt allen reigen unnd dentzen, auch
alle spinnstuben unnd heimliche zusamenkunfften
durchaus abgeschafft unnd gentzlich verbotten sein
unnd bleiben.
Contra 8:
Wucherer unnd unchristliche handthierer sollen ih-

19 Neider, Grimm, DWb 13, Sp. 559.
20 Raufer, Zänker, Grimm, DWb 1, Sp. 1087f.
21 1. Mai.
22 Zum Lehenausrufen siehe oben, S. 128 Anm. 69.
23 24. Juni.
24 Von Haus zu Haus gehen und Fleisch erbitten, siehe
oben, S. 128 Anm. 70.

re | wahr durch ihre unchristliche mißhandlung ver-
wirckt haben, deßgleichen auch dieb, spieler, item,
so das ihre mit fressen, sauffen, rasseln25, unzucht
und andern bubenstücken verschwenden, verpras-
sen oder ubel zubringen, sollen gestrafft werden.
Contra 9:
Affterreder26, verleumbter unnd ehrendieb, so mit
ehrenrürigen schmeh- unnd scheltworten ihren
nechsten angreiffen, dadurch christliche lieb unnd
einigkeit getrennet wirdt, sollen der gebür gestraffet
werden.
Contra 10:
Diesse unnd dergleichen ubertrettungen werden in
den h. zehen gebotten27 so hart verbotten, das, zum
zehendten, Gott alß der einige hertzkundiger28 auch
die böse lust unnd begirde zu solchen sunden zu-
straffen dräwet29, wo man sich nicht bekehret unnd
bessert. Dann das verborgene der menschen wirdt
Gott richten, Rom. 2, 16.
Was aber offentliche, landrüchtige30, grobe sun-
der sindt, als zauberer, abgötterer, meineidige, gots-
lesterer, todtschleger, mörder, ehebrecher, blut-
schender, hurer, trunckenboltz, dieb, rauber unnd
dergleichen, sollen beides von der weltlichen obrig-
keit als Gottes dienerin31 unnd seiner gesetzten
handhaberin mit christlichem eiffer gestrafft unnd,
wenn schon dieselbige hierin auß erheblichen ursa-
chen dispensiren oder genad erzeigen würde, in ban
gethan unnd auß der gemeine Gottes geschlossen,
auch nicht wider angenommen oder absolviret wer-
den, sie haben dann zuvor offentliche busse gethan.
Dann wer die kirche Gottes offentlich ergert, soll
sich auch mit derselbigen wiederumb offentlich ver-
söhnen, 1. Tim. 5, 20.

25 Würfelspielen, Glücksspielen.
26 Üble Nachreder, Grimm, DWb 25, Sp. 785.
27 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
28 Apg 15,8.
29 Androht.
30 Landesweit bekannte, Grimm, DWb 12, Sp. 129.
31 Röm 13,4.

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