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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0621
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8. Memorial zur Kirchenzuchtordnung 1592

Gottes befelch29, aber diese Ordnung hat kein ander
schwerdt dann Gottes wort unnd christliche ver-
manung in aller sanfftmuth, unnd vorkompt30, das
man in der weltlichen obrig-| keit straffe nicht falle,
sondern mit weib, kindern und ganzer freund-
schafft31 vor schande und schmach bewahret werde.
Der weltlichen obrigkeit geschicht genug, wenn
die eusserliche straff an ehr, leib unnd guet volnzo-
gen, gehet nicht auffs herz unnd gewissen, ob das
bekehret sey worden oder nicht. Diese ordnung aber
sucht, das auch die hertzen bekehret werden und
nicht allein der ewigen straff entrinnen, sondern
auch anstat derselbigen Gottes gnad und also zu-
gleich beide, zeitliche unnd ewige wolfarth erlangen,
1. Timoth. 4 [8].
Auß diesen zweyen puncten erfolget der bericht, was
dann die seniores in ihrem ampt thun sollen:
1. Erstlich sollen sie alle woch einmahl ordinarie
bey dem pfarherr zusammen kommen unnd sampt-
lich bedencken, wie man durch christliche vermah-
nungen vorkommen möge, das die leut nicht in sun-
de, schande und schaden und also nicht in Gottes
unnd der obrigkeit straffe fallen, und also beide, die
seniorn und eltesten derc gemeinde, bey ehren unnd
glimpff32 erhalten werden.

c Im Text: oder.
29 Röm 13,4.

2. Item, daß allerley ergerniß und bös exempel
mogen verhutet unnd abgewendet werden, sonder-
lich aber beneben denen alten, das das dienst- unnd
junge volck zur gottseligkeit, ehrbarkeit, trew unnd
gehorsam gegen ihre herrschafft unnd eltern ermah-
net unnd verursachet werden.
3. Sollen helffen rathen, das den betrubten, als
haußarmen unnd andern, mit trost unnd rath, so
viel muglich, geholffen werde.
4. Sollen darauff sehen, das nicht allein den mi-
nistris unnd predigern in ihren ob- unnd anliegenden
sachen die hand gebotten, sondern auch, wo der kir-
chendiener selbsten in lehr oder leben straffbar oder
mangelhafft befunden, sie von wegen der christli-
chen gemeinde bruderlich ihn desen erinnern unnd
zur gebur weisen. |
5. Wo die befelchhaber erbawet, hette man die-
selbige bey erwelung oder ansetzung der seniorn zu
adhibiren.
Zu urkundt mit dem Isenburgischen secret under-
druckt unnd geben den 8ten Decembris anno Christi
[15]92
[Siegel]

30 Dem zuvorkommt, verhindert.
31 Verwandtschaft.
32 Gutem Namen, Grimm, DWb 8, Sp. 102.

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