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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0628
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Ysenburg-Birstein

2. Die ehebrecher gsollen der hohen obrigkeitt
furgebrachtg werden, das sie nachh vermoge der key-
sserlichenn und gewonlichenn landtsrechtenige-
strafft werden. Undi so sich etlich gebrechen in ehe-
sachen oder auch sunst andern großen uberfarungen
begeben, die nochj nit gantz ruchtpar werenk, sollen
die seniores lden kirchendienern und pfarhern solchs
anzeigenn, dieselbige sollenl die beschuldigte oder
verdechtigte personen furfordern mund sie zum bes-
serung ires lebens vermanenn. So solchs aber nit
hellffen wolt und die sach offenbar wurde, soll
omit inen nach vermoge dieser ordenungo verfarn
werden.
3. Die beschlaffene pmegde sollen in hafft gezo-
gen und ein monat mit waßer und brott in thurn
gelegt werden, die beschlaffer aber zwen monat, zu-
dem das, [was] inen von der obrigkeitt erkent15 wirtt
zu gebenn zur straff, und auch der beschlaffenen, eß
sei dann, das sie einander zur ehe nemen wollen, so

g-g 1583, 1584: und ehebrecherin sollen uns furbracht und
angezeigt.
h Fehlt 1583, 1584.
i-i 1583, 1584: am leben gestrafft werden, wie im offenen
mandat [unten, Nr. 11] vermeldet wirdt.
j Fehlt 1583, 1584.
k 1583, 1584: weren, solche.
l-l 1583, 1584: oder kirchenruger dem pfarhern anzeigen,
welche denn.
m-m 1583, 1584: zur busse und.
n 1583, 1584: vermanen und untterweisen sollen.
o-o 1583, 1584: vermöge geburlicher straffe gegen sie.
p-p 1583, 1584: ledige mägdt sollen in hafft gezogen werden
und 1 monat lang im thurm mit waßer und brott abge-
speiset werden, der beschlaffer aber mit zweyen mona-
ten, zudem auch, was ihnen weiter von uns ihrer ver-
wirckung nach zu erkennet, zur straffe geben, eß were
dann, das sie zur ehe nemen wollten, so solt man geduldt
mit ihnen haben und die vorgenommene straffe lindern.
q-q 1583, 1584: uneheliche personen im ehebruch und hure-
rey.
r-r 1583, 1584: endthalten.
s-s 1583, 1584: Dieweil auch zu allerley sunden, schanden
und ergernis die gehalttenen gemeinen spinnstuben [sie-
he oben, S. 129 Anm. 72] bißher wintterzeits bey altten
und jungen personen ursach und vorschub gegeben, also
wollen wir hiemit ernstlich dieselbigen verbotten und ab-
geschafft haben bey straff, so offt dieselbigen befunden
werden, drey tornus, welche der wirtt, so solches aus-
und eingeleufft der buben und unzuchtigen magd in ih-
ren heusern zugelassen, erlaubet und gestattet haben,

soll man mit inen ein gedult habennp. | Gleicher ge-
stalt sollen auch diejenigen, so qdie personenq zusa-
menkuppeln oder inn iren heussern rauffhaltenn,
gleicher gestaltr wie die verbrecher selbst gestrafft
werdenn.
s4. Alle, so gantze tag und nacht in zechen sit-
zenn, sollen mit einem halben fl oder thurn gestrafft
werden.
5. Die spiel, welcherlei sie sein mogen, sollen all
abgethon und verbottenn sein bei straff eines halben
fl. Die wirtt, so solchs wissentlich in iren heussern
gestatten und nit anzeigenn, sollen noch so vil ver-
fallen sein.
6. Im sommer nach 9, im winter nach 8 uhrn soll
khein zech, sonderlich in offentglichen [!] gastheus-
sern, gestatet werden.
7. Eß soll auch gar khein zech uberall nir-
gent16 gehalten werden, an feiertagen under der pre-
digt bei peen eines ortt fl, es sein dan wanderleuth.

also balde in den gotteskasten erlegen sollen. Do sie aber
weitter ubertretten und solch bulisch zusammengeleufft
in ihren heusern zugeben [=zulassen] wurden, sollen sie
alsdenn der hohen obrigkeit durch den schuldtheissen
oder pfarrer angezeigt und nach verwirckung ihres mut-
willens geburliche straffe weitter empfahen.
Item, die sich auch verkerter, antichristischer, wider-
teuffrischer secten und lehr anhengig und teilhafftig ma-
chen, item, die umb unversuhnliches hasses willen die
gemeinschafft des h. sacraments in windt schlagen, ver-
seumen und etwa lang nicht empfahen, auch die, so
muthwilliglich und aus halßtarriger, vorgesetzter hinles-
sigkeit [=Nachlässigkeit] den text und die wortt des
h. catechismi nicht lernen wollen, diese alle, wasserley
standes sie seien, sollen, nachdem sie zuvor, wie obge-
meldet, vonn ihrem pfarrer treulich unterwiesen, gelehrt,
abgemahnet und verwarnet sindt, fur keine christen ge-
haltten, sondern nach dem bevehl Christi, Matth. 16
[19], 18 [18] und Johan. 20 [23] als unbußferttige von der
gemeine Christi außgeschlossen, zu der gemeinschafft
des h. nachtmals, auch zu der gevatterschafft nicht zu-
gelassen werden. Und do sie nicht durch reue und bekeh-
rung wiederumb zur christlichen kirchen sich wendeten
und mit derselbigen vereiniget und also von ihrer uber-
trettung nicht absolviret wurden und daruber todtlich
verfielen, sollen sie auch von der gemeinen christlichen
begrebnis abgesondert werden.

15 Zuerkannt, auferlegt.
16 Überhaupt irdendwo, Grimm, DWb 23, Sp. 128.

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