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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0634
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Ysenburg-Birstein

gentzlichenn unnd ernstlich verboten, ufgehaben
und abgeschaft seinn.
Wie dann auch, furs viert, uns glaublichen ange-
langt, daß bey nechtlicher weill S. Johannis12 daß
jung gesindt mit gotlosem geschrey umbher lauft,
eier samlet13 unnd allerley schendliche und unzüch-
tige bulenlieder singenn sollenn etc.; solcher pieuri-
scher14 mißbrauch soll gleichfalß hiemit durchauß
nit gestattet, sonndernn mit ernst abgewert wer-
denn.
Zum funftenn soll in sonderheit inn unnsernn
dorffschaften der böse unndt unchristliche gebrauch
hiemit verbottenn unnd abgeschaft seinn, uf den
pfingstabent mit pfeifen unnd spielleuten unndt un-
gewönlich leichtfertigem jauchtzen, ruffenn unnd
geschrey uber felt zuwandern, volgendenn hohfest
des hailigenn | pfingstags einheimisch oder auch
sonnstenn anderßwo inn die wirtsheuser zu krie-
gen15 unnd mit dollem geschrey den hailigenntag
uber wein zu saufenn.
Alß wir auch, zum sechsten, befindenn, daß das
wetterleuten16 zu anderst nicht dann nur zu aber-
glauben und abgötterei verursacht, hierumb wöllenn
wir daßelb hiemit gleichem abgeschafft habenn.
Letzlichenn habenn wir nicht mit geringer betru-
bung vernommen, welchermaßenn daß fluchenn,
schweren unnd gotlesternn bey jungen und alten
uberhandt genommen und im schwangkh gehet. Ob
nun woll inn unnser jungst publicirten ruegord-
nung17 versehen und verordnet, welcher gestaltt die-

12 24. Juni.
13 Von Haus zu Haus gehen und Eier erbitten, siehe oben,
S. 128 Anm. 70.
14 Bäuerischer, grober.
15 Streben, Grimm, DWb 11, Sp. 2226.
16 Zum Wetterläuten siehe oben, S. 356 Anm. 46.
17 Hier ist die Kirchenzuchtordnung von 1557 bzw. ihre
Neuauflage vom 20. Mai 1584 gemeint, die unter der

selbe gotslesterer gestraft werdenn sollenn, so wöllen
wir doch ein solches hiemit erwidert18 und allen den-
jenigenn, so uns verpflichtet, mit ernst anbevolenn
habenn, daß sie dießelbe iderzeit, sobaldt sie die ge-
dachte flüch unnd gotslesterungen gehört, unnsernn
schulteßen unnd bevelhabernn ideß orts bey irenn
pflichten anzeigen, geburende straf gegenn inen19
habenn vorzunemenn.
Gepietenn demnach hieruff euch allenn unnd
idenn hiemit ernstlich unndtt | wöllenn, daß ihr, wie
ihr zu thun schuldig etc. unnd sich euer pflichten
wegen gebueret, diese unnsere satzung, ufhebung
und dilgung dieser unnd anderer unchristlichenn,
haidnischenn mißbreuch inn allen unnserenn obrig-
keitenn und gepiethen uf den cantzeln und sonsten,
damit sich kunftig der unwißenheit niemandt zu be-
clagenn hab, ofentlich ableßenn und verkünden, vol-
gents auch an gewönlichen orten anschlagenn laßet
unnd fur euch selbsten ambtß halb mit embsigem
vleiß unnd ernst darob haltet. Ahn dem allem voln-
bringet ihr unsere gnedige unnd wolgefellige mai-
nung.
Zu urkhundt habenn wir unnser secret zu endt die-
ses edicts uftruckenn laßenn.
Gebenn Ofenbach20 uf freitagß vor Jacobi apo-
stoli21, den vierunndzwantzigistenn monatstags Julii
deß funftzehennhundert unnd vierunndachtzigi-
stenn jahrs.

Überschrift „Straff der gotteslesterung“ einen entspre-
chenden Abschnitt enthält, siehe oben, Nr. 10.
18 Wiederholt.
19 Sie.
20 Offenbach am Main. Hier hatte Graf Reinhard von
Ysenburg-Birstein ein Schloss errichten lassen, Gram-
lich, Anfänge, S. 12.
21 25. Juli.

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