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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0643
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14. Kirchenordnung 1588

Nach der Collect folget der Segen, Num. 6 [24-26]: euch genädig, Der Herr erheb sein Angesicht auff
Der Herr gesegene euch unnd behüte euch, der euch und geb euch seinen frieden, Amen.
Herr erleuchte sein Angesicht uber euch und sey

Vom Nachtmal deß Herrn unnd vorhergehender Beicht

Wenn man auff die Sontage das Nachtmal deß
Herrn will halten, soll man es acht Tag zuvor auff
der Cantzel nach gehaltener Predigt verkundigen,
damit sich das Volck die Wochen uber desto besser
darzu mög schicken und be- | Xb | reyten. Nachfol-
gendes Sonnabendts soll der Glöckner, Sommerßzeit
umb drey Uhr, Winterßzeit aber halbig drey, zur
Vesper leuten. Nach dem leuten gehen die Schüler
sampt dem Schulmeister inn die Kirchen. Wenn sie
inn die Kirchen kommen, so singt der Schulmeister
mit den Schülern Erstlich eine Psalmen unnd das
Magnificat teudsch45, darauff das Da Pacem
teudsch: Verleyhe uns frieden genädiglich etc.,46
Letzlich beschleust der Pfarrherr mit der Collecten
Wie folgt.

Last uns beten:
Allmächtiger, Ewiger Gott, himlischer Vatter,
Der du heiligen muth, guten Rath unnd rechte
Werck schaffest, gib deinen Dienern friede, Welchen
die Welt nicht kan geben, auff daß unsere Hertzen
an deinen Gebotten hangen unnd wir unsere zeit
durch deinen Schutz still und sicher für feinden le-
ben, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, un-
sern Herrn, Amen.
Darauff folget die Benedictio: Der Herr gesegne
euch und behüte, etc.47
Nach gehaltener Vesper Soll der Pfarrherr diejeni-
gen, so deß folgenden Sontags Communicirn wöllen,
jeden insonderheyt verhören, sie auß | Xla | Gottes
wort underrichten, trösten, zum Gottseligen Wandel
vermahnen und endtlich absolviren.

Form der Beicht, deren sich das junge Volck gebrauchen mag

Wirdiger, lieber Herr, Ich bitte euch, ihr wollet als
ein Diener Christi, an Gottes statt verordnet, meine
Beicht anhören und mir die Vergebung meiner sün-
den sprechen umb Gottes willen.
Ich armer, sündiger Mensch bekenne mich für
Gott dem Allmächtigen aller sünden schuldig, in-
sonderheyt aber vor euch als einem Diener Gottes,
daß ich inn sünden empfangen und geborn bin48 und
leyder allezeit darinn gelebt habe mit bösen ge-
dancken, Worten und Wercken, denn ich hab Gottes
Wort nicht mit fleiß gehöret noch gelernet, meines
Beruffs nit treulich gewartet, bin meinen Eltern
(oder Herrn) ungehorsam gewest, hab meinen Nech-
sten nicht geliebet als mich selbst49, sondern mit

45 Lk 1,46-55; Meine Seele erhebt den Herrn, vgl. das Wit-
tenberger Gemeindegesangbuch, AWA 4, S. 338.
46 Luther: Verleih uns Frieden gnädiglich, AWA 4, Nr. 30.
47 Num 6,24-26.

ihme gezür-1 Xlb | net, bin unschampar50 gewesen in
Worten unnd Wercken. Diese und alle andere meine
Sünden, so ich wider die heiligen zehen Gebott51
Gottes begangen hab, die reuwen mich von hertzen
unnd sindt mir leidt. Ich hab aber zuflucht zu der
gnad und barmhertzigkeit Gottes umb Christi Jesu,
seines lieben Sohns, willen, verhoffe und gedencke
auch, hinfurt mit verleihung Göttlicher hülff mein
Leben zu bessern, etc.
Forma Absolutionis:
Der Allmächtig Gott hat sich deiner erbarmet
und durch das verdienst deß allerheiligsten Leidens,
Sterbens und Aufferstehung unsers lieben Herrn

48 Ps 51,7.
49 Lev 19,18.
50 Schändlich, grob, Grimm, DWb 24, Sp. 1316.
51 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.

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