Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

14. Kirchenordnung 1588

Darbey sollen wir nun sein gedencken unnd sei-
nen Todt verkündigen, nemlich, Daß er für unsere
Sünden sey gestorben unnd zu unserer Rechtferti-
gung wider aufferstanden unnd im darumb danck
sagen, ein jeder sein Creutz auff sich nemmen und
im nachfolgen und nach seinem Gebot eynander lie-
ben wie er uns geliebet hat. Dann wir alle seindt ein
Brot unnd ein Leib, dieweil wir alle eines Brots
theilhafftig sindt unnd auß einem Kelch trincken.
Demnach wollen wir nun in Christi Namen unnd
auff seinen befelch durch sein eygens Wort das Te-
stament also handlen unnd gebrauchen.
Nach dieser Vermahnung soll der Pfarrherr das Vat-
ter unser und darauff die verba institutionis entwe-
der singen oder je zum wenigsten mit hellen und ver-
stendigen worten verlesen. Darauff soll also bald die
Communion folgen.
In der Administration lasse man singen: Jesus
Christus, unser Heylandt etc.57 Item: Gott sey ge-
lobet und gebenedeyet58 und sonsten andere mehr
dergleichen Gesänge, wenn der Communicanten viel
ist, und in der Außtheylung deß gesegneten Brots
wirdt zu jedem Communi- | XIIIIa | canten inson-
derheyt gesagt: Nim hin unnd Iß, Das ist der wahre
Leib unsers Herrn Jesu Christi, für deine Sünden
inn den Todt gegeben, unnd in darreichung deß ge-
segneten Kelchs: Nim hin und trinck, daß ist das

wahre Blut unsers Herrn Jesu Christi, vor deine
sünden vergossen.
Nach der Communion folget die Dancksagung:
Wir dancken dir, Allmächtiger Herr Gott, daß
du uns (abermal) durch diese heylsame Gaben deß
Leibs unnd Bluts deines lieben Sohns Jesu Christi
hast erquicket, unnd bitten deine grundtlose Barm-
hertzigkeyt, du wöllest uns solches gedeyen lassen
zu starckem Glauben gegen dir und zu brünstiger
lieb under uns allen, durch Jesum Christum, deinen
lieben Sohn, unsern Herrn, Amen.
Ein ander Gebett nach der Communion:
O Allmächtiger, Ewiger Gott, wir sagen deiner
Göttlichen mildigkeyt lob und danck, daß du uns
mit dem heylsamen Fleisch unnd Blut deines lieben
Sohns Jesu Christi, unsers Herrn, gespeiset und ge-
trencket hast, unnd bitten dich demütiglich, du wöl-
lest durch deinen heiligen Geist inn uns wircken, wie
wir diß heilige Sa- | XIIIIb | crament mit dem
Mundt haben empfangen, daß wir auch also deine
Göttliche gnade, vergebung der sünden, vereinigung
mit Christo und ewiges Leben, so darinnen verheis-
sen unnd zugesaget ist, mit festem Glauben mögen
begreiffen und ewiglich behalten, durch unsern
Herrn Jesum Christum, deinen lieben Sohn, der mit
dir und dem heiligen Geist lebet unnd regieret, ein
wahrer Gott, immer und ewiglich, Amen.

Nachmittags Predigt und den Catechismum belangend

Erstlich soll man mit einem Christlichen Gesang
oder Psalmen anfangen, biß sich das Volck versam-
let, darauff einen Christlichen Gesang, der sich auff
die Predigt deß Catechismi schicket. Als wenn man
die zehen Gebot predigt, so singe man die zehen Ge-
bot59 etc., unnd so fortan. Darnach soll der Pfarr-
herr auff die Cantzel gehen und die fünf Hauptstück
deß Catechismi dem Volck fein deutlich vorsagen
und darauff alle Sontag ein Stück auß demselbigen

57 Luther: Jesus Christus, unser Heiland, der von uns,
AWA 4, Nr. 6.

fein einfältig und Christlich auß- |XVa| legen, die
Predigt mit einem Christlichen Gebett beschliessen
unnd alsdann mit der Jugendt das Examen halten,
Endtlich auch mit dem Gesang, Christlichem Ge-
bett für erhaltung Göttlichs Wort und dem Segen
diesen Actum vollenden. Es soll aber inn alleweg der
Catechismus Lutheri gepredigt, in stäter ubung be-
halten und seine Fragstück vom Nachtmal deß
Herrn der Jugend wol eyngebildet werden.

58 Luther: Gott sei gelobet und gebenedeiet, AWA 4, Nr. 4.
59 Luther: Dies sind die heilgen Zehn Gebot, AWA 4, Nr. 1.

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