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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0662
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Ysenburg- Birstein

17. Kirchenordnunga
1. Mai 1598
bKirchenordnung, wie es mit reiner, christlicher lehr, außtheilung der heiligen sacramenten, ordentlichen
kirchenceremonien und gebetten in unserer, Wolffgang Ernsten1 von Ysenburgk, graffen zu Büdingen graff-
und herrschafft gehalten werden soll, anno etc. 1598b

Wir, Wolffgang Ernst von Ysenburgk, grave zu Bü-
dingen, entpieten allen pfarrherrn und kirchendie-
nern unserer grave- und herschafft unsere genade
undt fügen [euch] hiermit zu wißen, daß obwohl
nach seligem absterben weilandt des wolgebornen
herrn Philipsen2 von Ysenburgk, graffen zu Büdin-
gen, unsers geliebten herrn vaters christ- und wol-
seliger gedächtnuß, bey angehender unserer von
dem almechtigen ahnbefohlener regierung wir uns
nichts höchers und mehrc angelegen sein laßen, alß
das reine, christliche religion undt wahrer gottes-
dienst zu außbreitung göttliches namens, ehr und
erbawung des ewigen heils unserer undergebener un-
derthanen neben ihrer zeitlichen wolfahrt zuforderst
gesucht und fortgepflantzet werde, dannochter3
nicht allein ettwas von bäpstischem aberglauben
und mißpräuchen in den kirchen nach gelegenheit
der zeitten uberblieben, sondern auch durch etliche
ohnruige modernos theologos in die kirch Christi
eingefuhrte irthumb viele einfeltige hertzen betrü-
bet und darneben die reine, seligmachende lehr | ver-
dunckelt und underdruckt worden, wan dan uns als
einer christlichen obrigkeit auch diesfals gebürlich
einsehens zu haben obliegt, so haben wir krafft des-
sen, auch erforderung der notturfft, erwehnten aber-
glauben, mißbreuche und eingeschlichene irrige mei-
nungen abzustellen, biß dahero allen muglichen
ernst undt vleiß furgewandt, des gentzlichen furha-
bens, vermittelst göttlicher hülffe hinfuro auch in

a Textvorlage A (Handschrift): FYBA Büdingen Kultur-
wesen Fasz. 16/93. Textvorlage B (Handschrift): SUB
Göttingen 2° Cod. Ms. Jurid. 8, Bd. II, fol. 374r-386.
Abdruck: Hanle, Graf Wolfgang, S. 109-130.
b-b Fehlt B.
c Fehlt B.
d B: furnembsten, hochwichtigsten und furtreflichsten.

diesem unwidersprechlich furnembstend werck ange-
regtes unser ambt zu verrichten. Weil auch, göttli-
chem befelch gemeß, daß in der kirchen Gottes alles
ordentlich undt gebürlich angestellet sein soll4, ha-
ben wir wolgedachtes unsers herrn vaters kirchen-
ordtnung5 zugleich revidirn und in nachbeschriebe-
ne formb und kirchenordnunge nach anleitung hey-
liger göttlicher schrifft und Augspurgischer Confes-
sion6 in schrifftmäßigem verstandt verfaßen und da-
hin richten laßen, damit benachbarter chur- und
fürsten, auch graff- undt herschafften reformirter
und unserer evangelischer kirchen eine christliche
conformitet undt gleichheitt gestifftet und gehandt-
habt wurde, wie | wir dann wollen, daß gemelte dies-
se unsere kirchenordtnung biß auff anderwerttliche
algemeine vergleichung der reformirten kirchen ihn
unserer herrschafft fest und unverruckt gehalten
werde.
Ist demnach unsere ernste meynung undt befehl
an alle und jede unserer graffschafft kirchendiener,
daß sie dasselbige in ihren anbevohlenen kirchen
brauchen, sich darnach richten und nichts darwieder
vor ihre personen vornehmen noch durch andere zu
geschehen gestatten, in massen, wir auch selbst
durch göttliche genad und beystand solche unsere
ordnung undt sie darbey schützen und handhaben
wöllen, behalten aber auch uns und unsern nach-
kommenden fur, dieselbe auff erheischende notturfft
und gelegenheit, so viel die euserliche ceremonien

1 Wolfgang Ernst I. von Ysenburg-Birstein (1596-1633),
siehe oben, S. 559 Anm. 76.
2 Philipp II. von Ysenburg-Birstein (1526-1596), siehe
oben, S. 556.
3 Demnach, Grimm, DWb 2, Sp. 749.
4 1Kor 14,40.
5 Kirchenordnung von 1588, oben, Nr. 14.
6 Confessio Augustana von 1530, BSLK S. 44-137.

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