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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0667
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17. Kirchenordnung 1598

sohns undt also zu deinen kindern angenommen
hast und dieß alles uns mit dem heyligen | tauff ver-
siegelt undt bekrefftiget. Wir bitten dich auch durch
denselbigen deinen lieben sohn, daß du dieß kindt
(oder diesse kinder) mit deinem heiligen geist alle-
zeit wollest regieren, auff daß es christlich und got-
selig aufferzogen werde und in dem herrn Jesu Chri-
sto wachse und zunehme, auff daß es deine vatter-
liche güte und barmhertzigkeit, die du ihm und uns
allen bewiesen hast, bekennen und in aller gerech-
tigkeit under unserm einigen lehrer, könig und ho-
henprister Christo Jesu42 leben und ritterlich wieder
die sünd, den teuffel und sein gantzes reich streiten
und siegen möge, dich und deinen sohn Jesum Chri-
stum sampt den h. geist, den einigen und wahren
Gott, ewiglich zu loben und zu preisen.
Ihr geliebten in dem herrn Jesu Christo, dieweil
ihr euch dieses kindts angenommen habt, so ge-
denckt, daß unser Gott ein warhafftiger Gott ist
und wil, daß wir ihm in der warheit dienen, und
derhalben solt ihr, freundt und verwandten, inson-
derheit aber vätter und gevattern, allen vleiß an-
wenden, daß dieß kindt in rechter erkäntniß und
forcht Gottes laut der artickel des christlichen glau-
bens43I und der lehre, welche von Gott auß dem him-
mel geoffenbahret und im alten undt newen testa-
ment begriffen ist, dem herrn Christo aufferzogen
werde und, wan es zum verstandt kompt, ermahnen,
daß es durch empfahung dieses göttlichen bundtzei-
chens und siegels des h. tauffs offentlich für dem
angesicht Gottes, seinen h. engeln und christlicher
gemein dem teuffel und der welt mit allen ihren
wercken und lusten abgesagt undt sich dem herrn
ergeben und verpflichtet habe, ihm sein gantzes le-
ben lang in aller heiligkeit und gehorsamb seines
heyligen evangelions zue dienen, das verleihe euch

i Der vorige Abschnitt fehlt in B bis hier.
j B: etc. [in B fehlt der folgende Abschnitt bis S. 655
Anm. k].

42 Zum dreifachen Amt Christi vgl. Calvins Genfer Kate-
chismus von 1542, Fragen 34-39, Saxer, Genfer Kate-
chismus, S. 279-362, hier S. 295f. Zu Christus als Ho-
hepriester vgl. Hebr 4,14; 5,10.
43 Siehe oben, Anm. 38.
44 Sind im Text nicht markiert.

und ihme der ewige vatter unsers herrn Jesu Christi,
ameni.
Was mit den notis marginalibus44 gezeichnet, kan
von dem ersten an (welcher sich anfähet mit diesen
worten; Derhalben, zum ersten, da er will, daß wir
mit wasser) biß auffs andere (welches sich endet mit
denen worten: Also daß ich dein Gott sey undt dei-
nes samens nach dir) kurtze wegen ubergangen und
außen gelaßen werden.
Form der vorbereittung zum heiligen abentmal45I
Dieweil uns das wort Gottes jdiese drey stuck fur-
helt, erstlich unsere sunden, zum andern unsere er-
lösung, zum dritten die danckbarkeit, so wir Gott
dargegen schuldig sindt46, so stelle ihm47 ain jeder
fur die augen die summa der gebott Gottes, nemb-
lich: Du solt lieben Gott von gantzer seelen, von
gantzem gemüth und allen krefften und deinen neg-
sten als dich selbst48, in welcher uns der will Gottes
furgehalten wirdt; dargegen auch, nachdem wir de-
ren stuck nie keines gehalten, wirdt uns unsere sun-
de und elend, endtlich auch die ewige verdamniß als
in einem spiegel furgestelt. Derhalben frage ich euch
furs erste, ob ihr mit mir solches fur dem angesicht
Gottes bekennet und derwegen euch selbst mißfal-
let, und durstet euch nach der gerechtigkeit49 und
gnaden Jesu Christi?
Antwort: Ja.
Zum andern. Glaubt ihr auch, daß Gott nicht allein
barmhertzig, sondern auch gerecht sey, der die sun-
de nit wil ungestrafft laßen hingehen und (weil alle
creaturen solche straff fur uns nicht hetten mögen
ertragen) daß der einige sohn Gottes | auß barmher-

45 Das gesamte Kapitel stammt wörtlich aus der kurpfäl-
zischen Kirchenordnung von 1563, Sehling,
EKO XIV, S. 382f.
46 Siehe den Heidelberger Katechismus, Neuser, Kate-
chismus, S. 167-212.
47 Sich.
48 Mt 22,37-39; Mk 12,30-31; Lk 10,27; Lev 19,18;
Dtn 6,5.
49 Mt 5,6.

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