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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0672
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Ysenburg-Birstein

hafften, sondern unsere hertzen und glauben | uber
sich in den himmel erheben, da Christus Jesus ist
unser fursprecher zur rechten seines himlischen vat-
ters, dahin uns auch die artickel unsers christlichen
glaubens weisen, und nicht zweiffeln, daß wir so
warhafftig durch die wirkung seines heiligen geistes
mit seinem leib und blut an unsern seelen gespeist
und getrenckt werden, als wir das heilig brodt und
tranck zu seiner gedechtnuß empfangen.
Hie soll der kirchendiener einem jeden vom brodt
des herren brechen undt ihm darreichen, spre-
chendt: Das brot, das wir brechen, ist die gemein-
schafft des leibs Christi, Und der ander kirchendie-
ner ihm darreichen den kelch, sprechendt: Der kelch
der dancksagung, damit wir dancksagen, ist die ge-
meinschafft des bluts Christi73.
In dem soll nach gelegenheit der menge der com-
municanten, auch nach der gestalt einer jeden kir-
chen, under der communication entweder gesungen
oder etliche capitel, zu der gedechtnuß des todts
Christi dienlich, als das 14., 15., 16., 17., 18. Johan-
nis undt 53. Esaie, gelesen werden, und mag hierin
gebraucht | werden, welches jeder kirchen am fug-
lichsten und erbawlichsten ist.
Nach verrichteter communion soll der diener spre-
chen:
Ihr geliebten in dem herrn, dieweil jetzundt der
herr an seinem tisch unsere seelen gespeiset hat, so
laßet uns samptlich mit dancksagung seinen namen
preisen, und spreche ein jeder in seinem hertzen
also:
Lobe den herren, meine seele, und was in mir ist,
seinen h. namen. Lob den herren, meine seel, und
vergiß nicht, was er mir gutts gethan hat: Der dir
alle deine sunde vergibt und heilet alle deine gebre-

73 1Kor 10,16.
74 Ps 103,1-4.
75 Ps 103,8.
76 Ps 103,10-13.
77 Röm 8,32.

chen, der dein leben von dem verderben erlöset, der
dich krönet mit gnaden und barmhertzigkeit74.
Barmhertzig ist der herr, gedultig und von großer
güte75. Er handelt nicht mit uns nach unsern sünden
und vergilt uns nit nach unser mißethat. Dan so
hoch der himmel uber der erden ist, so lest er seine
gnad walten uber die, so ihn förchten; so weit als der
auffgang der sonnen ist vom niedergang, also weit
thut er unsere ubertrettung von | uns. Wie sich ein
vatter uber seine kinder erbarmet, so erbarmet sich
der herr uber die, so in förchten/6, welcher auch sei-
nes eignen sohns nit verschonet, sonder hatt ihn fur
uns alle dahin gegeben und uns alles mit ihm ge-
schencket77. Darumb beweiset Gott seine lieb gegen
uns, das Christus fur uns gestorben ist, da wir noch
sunder wahren, so werden [wir] vielmehr durch ihn
behalten werden fur dem zorn, nachdem wir durch
sein blut gerecht worden sindt. Dan so wir Gott ver-
sönet seindt durch den todt seines sohns, da wir
noch feindt wahren, vielmehr werden wir seelig wer-
den durch sein leben, nachdem wir ihm versöhnet
sindt78. Darumb soll mein mundt und hertz des her-
ren lob verkundigen von nun an biß in ewig-
keit79.
Oder also:
Almechtiger, barmhertziger Gott und vater, wir
dancken dir von gantzem hertzen, daß du auß
grundloser barmhertzigkeit uns deinen eingebornen
sohn zum mittler und opffer fur unsere sundt und
zur speiß und tranck des ewigen lebens geschenckt
hast und giebest uns wahren glauben, dardurch wir
solcher deiner wolthaten | teilhafftig worden, hast
uns auch zur sterckung desselben deinen lieben sohn
Jesum Christum sein h. abentmal einsetzen la-
ßen80. Wir bitten dich, getrewer Gott und vatter, du
wöllest durch wirckung deines geistes uns diese ge-
dechtnuß unsers herrn Jesu Christi und verkundi-
gung seines todts zu täglichem zunehmen in wahrem

78 Röm 5,8-10.
79 Ps 145,21.
80 Vgl. Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20;
1Kor 11,23-25.

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