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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0689
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18. Kirchenzuchtordnung 1598

allein unsern kirchendienern (weil bei dieser argen
welt beneben falscher lehr und unreinem gottes-
dienst die boßheit gantz und gar uberhandt nehmen
will) eine christliche kirchenordnung, wie mann es
hin derh kirchen mit predigten und außbreittung
deßi gottlichen worts, reichung der heiligen sacra-
menten und allen andern ceremonien und kir-
chenubungen christlich halten soll, ubergeben und
zustellen laßen5, sondern auch zu jerhaltung guter
christlicher po-I5I licej, zucht und erbarkeit, zu be-
serung deß sundthafften lebens, zu abwendung göt-
liches zorns und straffen, dann auch zu aufnehmung
und gedeyen gemeines nutzens, vorgedachte von
weiland unserm freundtlichen, lieben herrnk vatter
ufgerichte ordnung einer kirchen- und euserlichen
disciplin wiederumb furgenommen, ersehen, erwo-
gen und dieselbige an etlichen orten gemehrt und
verbesert, inmaßen' dieselbig euch allen sampt und
sonderlich hiemit verkündet wirt, deß ernsten fur-
habens, nichts, daß zu handthabungm deß furge-
nommenen wercks dienlich, an unß erwinden zu la-
ßen.
Ist demnach nit weniger unser will und meinung
alß auch ernster bevelch, daß gedachte erneuerte
unsere kirchen- und disciplinordnung nim jahr vier-
maln I6I bey ansehenlicher versamblung der zuhörer
und underthanen von der cantzeln offentlich und
verstandlich abgelesen werde, damit sich niemandts
der unwißenheit bey uberschreittung derselben und
verbüßung verwürckter peen und frevelß zubehelf-
fen habe.
Wir gebieten auch allen sampt und sonders, daß
ihr mehr angedeuter erneuerter unser ordnungo, al-
les ires inhalts gehorsamblich und festiglich fur euch
selbst gelebet und nachkommet und ewere amtsan-
gehörige dahien haltet, daß sie gleichfalß nach dieser

h-h B: mitt diesen.
i Fehlt B.
j-j B: underhaltung guter policey, christlicher.
k B: herrn und.
l B: inmaßen auch.
m B: underhaltung.
Fehlt B.
o B: kirchenordnung.
p-p Fehlt B.
q Fehlt B.

unser ordnung bey vermeidung einverleibter und
nach gelegenheit und gestalt der personen und ver-
brechung unß furbehaltener unnachleßlicher straff
sich richten.
[Kirchenrüger]
Und erstlich, wann daß presbyterium I7I der gebür
in einer jeden pfarr, wie under der rubric „von elti-
sten der kirchen“6 geordnet, bestellet ist, wie es
dann bestellet sein soll, sollen in einem jeden dorff
zween kirchenrüger, einer pauß den seniorn oder el-
testen, der anderp auß der gemeint, jerlich andere
und andere, welcher zeit allwege am neuen jarßtag
auß- und angehen soll, verordnet und mit aydts-
pflichten belegt werden, deßen sich keiner, so auß
den seniorn mit zuthun des pfarrherns wie auch deß
officialn und bevelhabers am selben ort hierzu de-
putirt und vorgeschlagen würdt, wieddern7 , sondern
zu befurderung Gottes ehr und der kirchen wol-
standt und ufnehmen gegen unsere verordnunge ge-
horsam und willfarig sich bezeigen, darbei aber auch
von niemanden angehauchetq 8, schumpfieret9, I8I
veracht, gelestert oder in einigen weg bey hoher
straff und unser ungnad angefochten und belestiget
werden soll.
Ihr ampt soll sein, daß sie bei ihren pflichten,
ehrn und auferlegtem bevelch vleißig aufsehen und
erkündigung haben, daß alles unerbars, unchristli-
ches wesen angezeigt und zur straff gebracht werde,
vornemblich aber die ubelthaten, so in folgenden ar-
ticuln begriffen, damit den offentlichen schanden
und lastern und dem ergerlichen leben, so viel im-
mer müglich, gesteuert und Gottes zorn, so durch
solch rohesr leben beide, wieder die thäter und auch
die obrigkeit, so solches nicht straffet, schwerlich

r B: böses.
5 Kirchenordnung von 1588, oben, Nr. 14.
6 In der Kirchenordnung vom 1. Mai 1598, oben, Nr. 17,
S. 656.
7 Weigern.
8 Beschimpft, vgl. FWb 2, Sp. 1223; Grimm, DWb 1,
Sp.369.
9 Verspottet, Grimm, DWb 15, Sp. 2000.

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