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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0692
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Ysenburg-Birstein

Die rjungen undr knaben sollen under dem ex-
amine auf der bohrkirchen24 nicht geduldet, sondern
unden in der kirchen an einem besondern ort gleich
den megdlein auß dem catechismo gefraget werden
bei obgesetzter straff.
Wer auß der kirchen leufft, ehe die predigt, gebet
und segen verricht ist (es seyen dann schwangere
weiber und krancke personen), soll von stundtan ein
torneß25 zu straff in gottscasten legen.
Es soll auch am sontag und feyertag under der
predigt kein zech an keinem ort gehalten werden (es
wehrenn dann frembte und wanderßleuth) bei poen
eines orths gülden, und soll der würth, so solches
gestattet und wein darzu gibt, doppel gestrafft wer-
den.
Welcher auch under der predigt und kirch- I19 |
gang underm spielhauß, wirthshauß, auf dem kir-
choff oder sonsten, es sey, wo es wölle, müßig und
spaziren gefunden wurdt, soll, so offt er ubertritt,
ein torneß zu straffe in gottscasten geben und soll
under der predigt vom schultheisen und senioribus
hierüber vleißigs aufsehen geschehen.
2. Articul: Vom gottslestern
Nachdem die gottslesterung und leichtfertige
freventliche flüch und schwüre bei dem nahmen,
crafft und macht Gottes, bei dem leib, glieder und
wunden unsers herren Jesu Christi und waß derglei-
chen mehr flüche die boßheit dess menschen ernen-
net und erdenckt, in Gottes wort26 und allen I20I
rechten bei hohen pöenen und strafen verbotten, bei
allen menschen, jungen und alten, so gar gemein
sindt, daß, wenn wir sonst keine sündt dann diese
auf unß hetten, kein wunder wehre, daß Gott beide,
die lesterer selbst und auch die obrigkeit, so solches

r-r B: junge.
s B: der.
t-t Fehlt B.
u B: und.
v Fehlt B.
w B: in.
x-x B: fluchen und schweren.
y Fehlt B.

zusiehet, sehr grewlich, auch mit leiblichen straffen,
wie dann auch gewißlich geschiehet, straffe, so be-
vehlen wir ernstlich und ordnen, tdaß ein jeder', weß
standts oderu würden der seye, keiner außgenom-
men, es sey mannß- oder weibßpersonen, der in
gottslesterung und obgemeltem grewlichem fluchen
und schweren begriffen wurdt, nachdem er zum er-
sten und andern mahl durch seinen pfarrern undv
schultheßen oder amptsverweßern, seniores oder
kirchenrüger trewlich darvon abgemahnet und ver-
warnet ist, und zum dritten mahl straf-I21I lich er-
funden, soll erstlich ein halben orts gülden in
gottscasten geben, zum andern mahl ein orts gulden,
zum drittenmahl ein halben gülden. Und so er auß
leichtfertiger gewonheit oder verachtunge dieser un-
serer ordnunge vomw gottslestern und fluchen nicht
abstehen wolte, soll er mit ernster straff oder auch
verweisung unserer herrschafft nach gelegenheit der
person und ihrer verwürckunge gestrafft werden.
Welcher auch obgemelte gottslesterung,
xfluch und schwurx hören und in seinem hauß wi-
ßentlich gedulden, darzu (nachdem er den ubertret-
ter davon abzustehen und deß hienfurt sich zu ent-
halten ermahnet, aber ohne frucht) stilschweigen
und solches den verordneten kirchenrügern odery se-
nioribus oder I22I auch der obrigkeit nicht anzeigen
noch eröfnen würde, soll allewegen umb ein gülden,
so offt daß kundt und offenbar wirdt, gestrafft wer-
den.
Die kinder, so fluchen oder schweren, sollen die
eltern darumb züchtigen. Wo aber solches vonz el-
tern nicht geschehe, sollen die eltern der kinder buß
erlegen, oder, wo die kinder verstendig2' und aber
mutwillig sich erzeigen würden, sollen sie von den
eltern selbst der obrigkeit zu straffen zugebracht
werden.

z B: von den.
24 Empore.
25 Tournosgroschen (Gros tournois), siehe Schrötter,
Wörterbuch, S. 242f.
26 Vgl. Ex 20,7; Dtn 5,11; Lev 24,15-16.
27 Vernünftig, Grimm, DWb 25, Sp. 1572.

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