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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0703
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20. Konsistoriumsordnung 1608

nachlessig acht gehalten werde; erkandtnus offent-
licher kirchenbuesen oder scharpferer mittell zu
handhabung der christlichen publicirten kirchen-
und disciplinordnung7; item der kirchen- | und
schueldiener, sowohl der personen, als derselbigen
wie auch der kirchen und schuelen selbstendige oder
verbesserte underhaltungen, nutzungen und gefel-
len, rechten und gerechtigkeiten und derselben be-
stendigen renovaturmatricul.
Kirchenrechung aber sollen in maßen, [wie es]
mit vormunder- und vorstandtsrechnungen be-
schicht, durch unsern jedes ohrts ambtman abge-
hört und jedesmals nach abhörung zu unsern han-
den gestelt werden.
Erkandnuß in sachen der kirchen- und schuel-
diener under sich oder mit weltlichen dienern und
underthanen (so nit ein offentlich maleficium oder
actiones rei persecutorias vel aliunde quam ex sala-
rio annuo seu reditibus ecclesiasticis ortas betref-
fen), dieweil solche mißverstende zwischen kirchen-
und schueldienern oder mit dienern und undertha-
nen der kirchen ergerlich, derwegen nit fur die ge-
meine cantzley zu ziehen, sondern in diesem collegio
durch fried- | liche underhandlung oder gebürende
entscheidung in eil hin- und beizulegen pro evitando
seu avertendo scandalo publico ecclesiae, doch sol-
len uns durch den directorem die sachen, da diesel-
ben einer sonderlichen importantz und straffbar
sein, furbracht werden.
Erkandnuß in litigiosis causis desponsationum
matrimoniorum et divortiorum und was denen an-
hengig, welche erkandtnus durch die verordnete
consistoriales under dem nahmen eines ehegerichts
verhandelt werden soll, jedoch sol die kundtlich be-
gangene unzucht mit oder ohne eheverlobnuß von
den beambten gestalten sachen nach gestraffet,
auch die offene kirchenbues exequirt, aber in dubio
dieselben an das consistorium verwiesen werden.
Handhabung und vorstand der schuelen und was
deroselben sampt dero glieder underhaltung und be-
furderung anhengtt, durch anordnung gewisser

7 Kirchenordnung vom 1. Mai 1598, oben, Nr. 17; Kir-
chenzuchtordnung vom 15. Mai 1598, oben, Nr. 18.

scholarchen, generales et speciales visitationes | un-
serer herrschafft kirchen und schuelen sowohl zu er-
bawung der armen underthanen als zu beforderung
der kirchen wohlstandts nach inhalt unserer hierin
besonders uffgerichteten visitationsordnung8.
Zue uffsicht uf hospitalia, arme heuser und ge-
meine casten, derselben güter und gefelle sampt der-
selben jherlichen rechnungen und verbesserungen,
wollen wir sonderbare9 personen zu deputiren und
verordnen wißen. Und sollen unsere zu diesem col-
legio verordnete rähte in ihren brieffen und befel-
chen sich dieser underschrifft gebrauchen: Zum con-
sistorio verordnete rähte.
Titulus III: Von der zeitt der zusammenkunfft
dieses collegii
Die zeitt belangendt, so uf das colle- | gium consi-
storiale zu wenden, halten wir davor, obwohl an-
fenglich die sachen sich sehr heuffen werden, nach-
dem in sonderheit bei dem halben theil der herr-
schafft die reformatio vieler eingerissenen verord-
nungen viele geschefft verursachen wird, das jedoch
dasselbig under der handt, da man diesen stettigen
lauf und observantz des consistorii fleißig conti-
nuirt, sich von tag zu tag endern wird und derwegen
gnugsam sei, das wochentlich ein halber tag und
nemlich mitwochen nachmittag von ein uhr biß umb
vier oder funf hierzu ordinarie angewendet werde, es
were dan sach, das unverzügliche gescheffte einen
extraordinarium conventum der consistorialium er-
fordern würden, denselben dan anzustellen, bei des
directoris huius collegii discretion stehen, aber doch,
so viel möglich, anderer unserer herrschafft ge-
schefft wegen verhüten soll, und weren hiezu zu
rechter zeitt zu erscheinen, nemlich ante primam
auditam, die consistoriales bei einer geringen straff,
nemlich ein | batzen, in ein vor die armen verordnete
büchsen zu erlegen, anzuhalten, damit nit die zeitt
verlohren und die geschefft sich zu viel hauffen.

8 Siehe die Visitationsordnung von 1598, oben, Nr. 19.
Vgl. auch die Kirchenordnung von 1598, oben, S. 669.
9 Besondere.

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