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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0726
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Ysenburg beide Linien

zue zeitt, wen man den catechismum heltt, dazu
ehrlicher weis geschehe, unnd das nachttan-
tzen29, desgleichen das abstoßen am tantzen, auch
das herumbwerffen, verdrehen unnd sonst alle un-
zuchtige geberde unnd wortt, gentzlich underlaßen
unnd vermitten werden. Doch wollen wir hiemit
gnediglich zugelaßen unnd bewilligt habenn, das
nach gehalttenem abendeßen ein ehrliches, zuchti-
ges, doch uber ein stund nicht werends dantzen ge-
haltten möcht werden, darauf dan jedesmahl unsere
statknecht gute achtung haben sollen, damit dieje-
nige, so dieser unser ordnung zuewieder einige
leichtfertigkeitt prauchen, in gepuerende | straf ge-
zogen werden mögen. Do auch die verordnete ufse-
her hierin unnd sonsten nachleßig durch die finger
sehen30 unnd sunser stadamptmans oder schulthei-
ßen, ‘amptsverweser' ichtwas in dem verschweigen
wöllen, sollen sie ernstlich darumb gestrafft unnd
angesehen werden.
Es sol auch niemand von weibs oder mans personen
sich bey den hochzeittsdäntzen eintringen31 noch ei-
nige unordnung anzustiefften gelusten laßen, er oder
die seien dan zur hochzeitt gepetten unnd zur kir-
chen unnd straßen in ihren hochzeittlichen kleidern,
dem breutgam unnd braut und also dem heiligen
ehestand zu ehrn und gefallen erschienen. Do aber
jemand daruber zuhandlen sich understehen woltt,
sol der statknecht oder andere bestelte ufseher ge-
gen denselben, er sey man, weib, knecht oder magd,
gepuerlichs einsehens haben unnd im fall, uf die er-
ste abwahrnung nichts darauf gegeben woltt wer-
den, alsdan mit derselben uberfahrender32 personen
zum gefencknus eilen unnd ferners bescheids erwart-
ten.

s-s Gestrichen, korrigiert in: unsere rethe.
Gestrichen.
Gestrichen.
v-v’ Gestrichen.
29 Ausschweifende Feierlichkeiten am Abend vor dem
Hochzeitstag, vgl. oben, S. 217 Anm. 35.
30 Etwas durchgehen lassen, Grimm, DWb 3, Sp. 1654.

Letzlichen. Nachdeme Gott der almechtig, uun-
ser schöpffer, erlöser unnd seligmacheru, inn den ze-
hen gepotten33, die ein jeder mensch bey seiner see-
len seligkeitt zuwießen unnd zuhaltten verbunden
ist, vunnd auch | inn einsetzung der h. christlichen
kirchen* heilsamlich geordnett hatt, das sein göttli-
cher nahme durch kein menschen vergebens, eitel
oder unnutz genantt noch geunehret werden soll,
demselben zu mehrer schuldiger nachvolge unnd
ehre Gottes, auch der menschen heil, gedeien unnd
wolfarth wollen wir hiermit alle unsere undersaßen
ernstlichen ermahnet unnd ihnen ernstlich gepotten
haben, alle von Gott verpottene unchristliche, le-
sterliche wortt unnd schweren bey seinem nahmen
Gotts, auch seiner göttlichen almacht unnd heylig-
sten gliedern zu vermeiden unnd dabeneben christ-
lichen zu bedencken, die vorstehende beschwerliche
zeitt unnd leufften, so sich itzo fast an allen ortten
gantz gefehrlich erregen34 unnd sonderlichen, daß
ein verbrecher unnd uberfahrer der gepotten Gottes
seiner gnaden unnd barmhertzigkeitt sich ewiglich
beraubt unnd unwurdig machet, dartzu auch inn die
schweren straff, im rechten bestimpt35, fallet, wie
auch alle diejenige, so solche unnd dergleichen gott-
slesterung unnd mißhandlung von andern hören, das
nicht wiederreden noch straffen, auch verschweigen
noch der obrigkeitt zu straffen nicht vorpringen, inn
| gleiche straf gerathen, hierauff ist unser gnediger,
ernster bevelch unnd gebott, alle unnd einem jeden
unser underthanen ermahnet, daß sie solche gott-
slesterung unnd mißhandlung gentzlich meiden, die
furcht Gottes in ihren hertzen tragen unnd damit
alle dißfals gesagte straff abwenden sollen. Do aber
einer oder mehr, es seye man oder weib, alt oder
jung, daruber solche und dergleichen eitel oder le-
sterwortt unnd schwuer bey Gott, seiner heiligen
marteren, wunden oder gliedern thun wurde, der-

31 Eindrängen, einschleichen.
32 Überführten.
33 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
34 Zeigen.
35 So in den Reichspolizeiordnungen von 1530 (Weber,
Reichspolizeiordnungen, S. 132f.), 1545 (erwähnt
DRTA.JR 16/2, S. 1064), 1548 (ebd., S. 169f., vgl.
DRTA.JR 18/3, S. 2074) und 1577 (ebd., S. 218).

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