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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0729
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28. Ordnung gegen Ehebruch und Hurerei 1584

eSolchem nache, der gotlichen almacht zu lob
unndt ehrenn, unß, unsern underthannen unndt zu-
gehorigen zu gluck unndt gnadenf, dem gemeinen
nutz zur besserungg und zu abwendung unndt entt-
fliehung angeregter gottlicher straffen, auch in son-
derer bethrachtung, die gemeine beschriebene recht
vernünfftiglich zugeben, im fall, dieß oder jenes la-
ster gemein werden, wachßen unnd zunemen wolt-
ten, die ordenliche straffenn alßdan zuerhohen, zu
scherpffen oder newe zusetzen, haben wir alß die
oberigkeit nachvolgende ordnung furgenommen, ge-
tencken auch, obbemeltem leichtferttigem, ohn-
christlichem weßenn, hurerey, ehebruch unnd der-
gleichen lenger nit zuzusehen, sondern vielmehr
demselben mit der strenge zubegegnen, zu wehren
unnd dasselb mit ernst abzuschaffenn, wie wir auch
nach beschriebener verordnung alleß ires inhalts ge-
halten unnd gentzlich volnzogen haben wollenn.
Erstlich. Wo hinfuro in unser grave- unnd herschafft
ein eheweib fursetzlich mit | einem andern man ehe-
bruch treibet, so soll sie mit der straffe, die sonsten
dem eheman geordnet, dergleichen der man, ob er
wol ein ledig persohn, nach gelegenheit mit dem
schwerdt oder waßer, also man unnd weib mit glei-
cher straffe belegt werden. Daruber aber ordnen
unnd setzenn wir auch, daß nit allein die ehefrau, so
mit einem ehelichenn man ehebruch getriebenn, son-
dern auch der eheman, so mit einer ledigen diernen
oder ohnverehelichtem weib seine ehe brechen unnd
ohnzucht treiben wurde, mit dem schwerdt vom le-
ben zum todt soll gerichtet, die ledige diern aber in
solchem fall mit ruten schlagen unserer herschafft
ewig verwießen werden.
Jedoch wollen wir diese ordnung dahin erclert
unnd erleuttert haben, wan der ehegemecht einß
selbst pitten und sich erpietten wurde, dem schul-
digen, ohngeachtet gebrochener trew lenger ehelich
beyzuwohnnen, daß alßdan, dem ehestandt zu eh-
ren, die straffe gemilttert werden, der schuldige theil
neben der gefengknuß- oder geltstraffe, so im ufzu-

B: Solchs hernach.
f B: guttem.
g B: beschwerung.

legen, der herschafft ewig verwießen unndt der ohn-
schüldig seinem ehegemal folgen, | darinnen ferner
nit wohnenn oder sich wesenlichenn darinnen uff-
enthalten sollen. Eß soll aber der ledig man, so sich
mit einer ehefrawen vermischet, ohngeachtet, waß
die ehepersohnen einander remittirt unnd erlassenn,
nichts deßtoweniger vom leben zum todt mit dem
schwerdt gericht, deßgleichen die ledig weibßper-
sohn, so mit einem eheman unzucht getrieben, in
solchem fall der herschafft mit rutenschlagen ewig
verwießen werden. Wan aber ein eheman mit eines
andern eheweib die ehe gebrochen, so sollen sie beide
mit dem schwerdt oder waßer gericht werden unnd
dieß orts gantz keine der eheleut remission oder er-
lassung statthaben.
Zum andern. So soll die straffe deß schwerts uf den
oder die, so bei leben ires ehegemalß, wießentlich,
daß derselbig noch in leben, ein ander zur ehe
niempt, auch gerichtet, unnd wollen, daß dieselbige
wieder die verbrecher ohnnachlessig also exequirt
unnd volnstreckt werde. Wir wollen auch erst be-
rurte straffe dahin gemeindt haben, daß sie wieder
die, welche bei leben ires ehegemalß mit andern of-
fentlich ehegelübt gehalten | unnd sich daruff fleisch-
lich erkandt, furgenomen werden soll, obschon kein
kirchgang gehalten noch die zusamengebung durch
den kirchendiener beschehen were. Do aber daß bei-
schlafen dießfalß nit erfolgt, soll daß theil, welches
an seinem lebendigen ehegemal vergeßentlich ge-
handlet, mit entsetzung seiner ehren, gefengknuß
oder verweißung nach gestaldt der sachen gestrafft
werden.
Zum dritten. Wan under persohnen, soh einander
bluts halbenni verwandt, jin ufj und absteigender
linien bludtschanndt begangenn wurde, soll man
unnd weib mit dem schwerdt oder waßer, eß brechte
denn die jugendt oder andere wichtige umbstende
eine linderung mit sich, gestrafft, die andere persoh-
nen aber, so einander seitwerts im ersten oder

h Fehlt B.
i Fehlt B.
j-j Fehlt B.

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