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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0037
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1. Kirchenzuchtordnung 1563

Setzen und ordnen demnach mit rechter wissen-
schafft ernstlich gebietendt, das die von unsern und
unserer Pflegkinder Dienern, Underthonen unnd
Angehörigen strenglich gehalten, Auch die Uber-
tretter mit hierin angeregter oder andern gebürli-
chen Peenen unnachläßig gestrafft werden sollen,
Alles, wie hernach folget.
Vom Predigen und anhörung Göttlichs Worts.
Nemlich und zum ersten, dieweil wir Christenleuth
geheisen, auch hertzlich unnd würcklich sein sollen,
Darumb einem jeden gebürt, seinen schuldigen ge-
horsam und liebe Gott und dem Nechsten zu erzei-
gen, die Göttlich ehr und unser Seelen heil zu be-
dencken, Auch vor allen dingen sein Göttlichs wort,
darauß wir einig gnade, trost unnd ewigen Sige ge-
wißlich erlangen mögen,2 zu besuchen, fleißig anzu-
hören, umb wahren glauben zu bitten und unser
zeitlich leben darnach zu richten, So ordnen und
wöllen wir, das fürhin in allen unsern Flecken unnd
Dörffern unsers g[ebie]tsb zu den zeyten, so man das
wort Gottes verkündigt, bevorab an denn Sonn- und
Feyrtagen, durch jedermann, die es Leibs halb ver-
mögen da[...] fleißig besucht, Auch die jugend darzu
angehalten werde, Unnd niemandt außwendig den
Kirchen, auff Märckten, Gassen, auch andern
derg[leic]h[en] [...] bey oder vor den Thoren müßig
gehendt oder auch in Würthsheusern, Zechen, Spil-
pletzen, gewerben und geschefften, die sunst zu
and[ern zeiten] und an andern orten wol außgericht
werden können, sich finden lasse, noch andere, die
zum wort Gottes gehen, darüber verspotten solle
bey [vermei]dung eines halben gulden abtrags oder
der Thurnstraff nach gestalt der sachen und Perso-
nen, so offt einer das verbrechen thet. Und es sollen
jedes orts durch Schultheissen oder Burgermeister
darüber besondere auffsehen verordnet, auch in ge-
lübd und aydt auffgenommen werden, bey densel-
bigen die uberfarende Personen anzuzeigen.

b Text zerstört.
2 2Kor 2,14.

Von Gottslesterern und Schwerern.
Dieweil auch das grausam und erschrecklich Gottes-
lestern, unehren, fluchen, schweren nahe bey jeder-
mann, hoch und nider, Alt unnd Jungen, Manns-
und Frawen Personen, in diesen schweren zeiten
dermassen eingewurtzelt hat, das nit allein in mut-
willen, bey Yrten3und viel andern leichtfertigkeiten
unser Schöpffer und Erlöser offtmals zum höchsten
gelestert, geschmähet, sonder auch auß eyteler,
böser gewonheit fast in allem dieser welt thun durch
unnotwendigs fluchen die Göttliche hochheit und
seine Heiligen für und für freventlich angegriffen
und geunehret werden, So erkennen wir uns, alß der
unsern fürgesetzte, Vormünderliche Oberkeit schul-
dig, solch hohes, unchristlich, verdamlich ubel bey
unsern und unserer Pflegkinder Underthonen, so
viel immer müglich, mit dem ernst abzuscheiden.
Darumb, so ordnen wir hiemit Euch allen obgemel-
ten strenglich gebietend, Das keiner unsers Gebiets
Burger, Bawr, Einwohner, Underthonen, Hinder-
saß, Dienstvolck und andere, Männlich und Weib-
lich geschlechts, Alt und Jung, sich fürbaß mehr
Gott, den Allmechtigen, zu lestern so liederlich er-
zeigen, noch seinen und seiner Heiligen Namen,
auch keiner plagen der schweren seuchten, damit die
welt irem verschulden nach one das wol gestrafft
würdet, also unnütz und üppiglich füren, alles bey
vermeidung unserer ungnad und unnachleßlicher
Leib-, gelt- oder Thurnstraff nach gelegenheit der
uberfarung und Personen.
Die Jugendt aber sol durch ir Vatter, Mutter und
die, so sie in irer pfleg und befelch haben, ernstlich
davon abgehalten und im fall die wort nichts auß-
richten wöllen, mit rutten also gezüchtiget werden,
Damit sie von solchem laster in sonderem ernst ab-
gezogen werden.

3 Irte = Gasthausrechung oder auch das Trinkgelage, vgl.
Grimm, DWb 10, Sp. 2180f.

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