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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0170
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7. Generalartikel
1571a

[Vom Besuch des Gottesdienstes.]
Uff den dörffern, da cappellen und glocken sindt, sol
der glockener alle sambstag und feiertabendt mit
den glocken zusammen leutten, das volck, volgen-
den tags sich zu der kirchen bey zeit zu verfertigen,
damit zu erinnern. Gleicher gestaldt soll gemelter
glockner am morgen zur rechter zeit ein zeichen mit
der grösten glocken gebenn, uff das sie samentlich
miteinander und nit so [un]zeitlich1 zur pfarkirchen
kommen und bei dem anfang erscheinen mögen.
In der kirchen sollen sich alle zuhörer von an-
fang biß zum ende mit aller gottes forcht, christli-
cher andacht und ehrerbietung als vor dem ange-
sicht Gottes fleissig und ernsthafft erzaigen, die
christliche geseng lernen und helffenn mitsingen,
ernstlich zu Gott ruffen im gebeth vor und nach der
predigt, das wort Gottes mit fleyß und andacht hö-
ren, die heylige sacrament mit gepürlicher reverentz
zu bringen, damit sie alweg mit nutz und fruchtbar-
keit, |2| sterckung des glaubens und besserung ires
lebens nach gesprochenem segen abscheiden und zu
haus kommen mogen.
Von der kinderlehre und catechismo.
Insonderheit nach dem wir baide, bey alten und jun-
gen, noch grossen unverstand in denn heuptstucken
christlicher lehre befunden, so wollen und bevehlen
wir ernstlich, das alle und jede pfarrverwandten je-
des orts, die alten so wol als die jungen, auch den
a Textvorlage (Handschrift): LkA Speyer 84-321.
Abdruck (modernisiert und gekürzt): Gümbel, Ge-
schichte, S. 92-102; Sehling, EKO XVIII, S. 459-461.
Paginierung vom Bearbeiter.

catechismum und kinderlehre fleissig besuchen, ire
heuptstuck von wort zu wort deutlich sampt der
außlegung und verstandt, so viel einem jedem mög-
lich, anhören und wol lernen, damit ein jeder seins
glaubens gut wissens habe und zu der noth rechen-
schafft geben konde (wie dan rechten christen ge-
purt), und gedencken wir auch die versaümer der
predigt und catechismi, auch alle die jenige, so die
heuptstuck christlicher lehre und catechisrnum nit
lernen wollen, ernstlich zu straffen. |3|
Darmit aber das volck den catechismum desto
leichter begreiffen und lernen möge, ist er in funfft-
zehen stuck getaihlet, deren stuck eins der pfarrer
drei sontag nach einander (wie dan das volck in drei
hauffen getaihlet) vornemen und alweg uff den son-
tag in der morgen predig zum beschluß und uff den
cappeln in der wochenpredig dem volck vermelden
und recitiren, wie ferrn sie im catechismo kohmen
und was man nach mittag handlen und fragen wer-
de, damit sie erinnert, dester baß sich bedencken
und lernen mögen. Und in der verhör soll er under-
stehn, das sie communi voce allesampt ihm nach-
sprechen, das ein malh oder etzlich repetirn und dan
einen nach dem andern fragen, also das ein jeder
einmalh oder zwei, so viel die zeit erleiden mage,
gefragt werde, ehe er von dannen gehe, darmit er
auch uber ein virtel stundt mehr predigen oder, so
die zeitt zu kurtzen, die predig ganz underlassen, biß
das erste jar herumb und sie den catechismum gelert
haben. |4|
1 Zeitlich = rechtzeitig, vgl. Grimm, DWb 31, Sp. 589.

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