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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0039
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1. Kirchenzuchtordnung 1563

Von Füllerey, unmeßigen Gastungen und
andern Brassereyen.
Alß wir auch hiebevorn gespürt, was offentlicher
schande und mercklichs unraths auß ubermeßiger
Füllerey entstanden, dardurch nicht allein Mensch-
lichs wesen in Vihische natur verwendet, der milten
Gottesgaben, so zu unser leibs enthaltung, auch den
armen zur notturfft mitzutheilen auß gnaden ent-
zogen, Leib und Seel damit treffentlich beschwert,
Sonder auch der Allmechtig gegen uns so höchlich
zu zorn und straff bewegt, das er mißwachsung aller
frücht und andere hohen plagen, so uns leider heuf-
fig obgelegen, uber uns verhenget. Derhalben uns
notwendig ist, in diesem zeytig und gebürlich ein-
sehens zu thun. Also ordnen wir hiemit und wöllen
ernstlich, das all unser Hoffgesindt, Diener, Geist-
lich und Weltlich, Underthonen, angehörigen, Hin-
dersassen, Dienstvolck, Alt und Jung, Männlich
und Weiblich Personen, sich fürbaß aller uberentzi-
gen6 7 Füllerey und Trunckenheit gentzlich enthalten
bey vermeidung unnachläßiger straff, einem jeden
nach der schwere seiner uberfarung, Personen und
vermögens abzunemmen.
Unnd wo jemandts auß solcher ubertrettung der
Trunckenheit ein ubelthat begieng, der soll als ein
Weiniger des kein entschuldigung noch gnad haben,
sonder an Leib und gut nach gelegenheit seines ver-
würckens darumb so viel höher gestrafft werden.
Von Hochzeyten.
Dieweil auch von etlichen ubermessige Hochzeiten
und schier nichts anders dann ein pracht und uber-
schwencklicher kosten, mit welchen nicht allein alle
Proviandt auff ordentlichen Märckten, sonder auch
hin und wider im Landt eröset und in merckliche
theurung gebracht, angestelt unnd gehalten werden,
so wil auch in dem unsers einsehens und ordnung zu
statuiern von nöten sein. Setzen und ordnen also,
e Text zerstört.
6 Überflüssig, vgl. Grimm, DWb 23, Sp. 194.
7 Zu den Hagelfeiertagen vgl. die Generalartikel der Hin-
teren Grafschaft Sponheim 1608 (Sehling, EKO

das keiner in unserm und unserer Pflegkinder gebiet
hoch unnd nider Oberkeit, wer der seye, fürbaß zu
einer Hochzeit uber fünfftzig Personen, Männlich
unnd Weiblich geschlechts, sie seyen Freunde oder
Verwandte, zu Tisch beruffen, auch niemandts, so
geladen, uber ein halben gülden an gelt oder gelts
werth zu schänckung auff die Hochzeit verehren bey
vermeidung fünff gülden straff, einem jeden ver-
brechenden abzunemmen, Aber den Gesipten soll ih-
rer schänkung halb hierinn kein maß gesetzt sein.
Es soll auch fürbaß kein Hochzeit uber einen tag
wehren unnd zum höchsten den jenigen, so von den
allernechsten Freunden, hiemit gegönnet werden,
des andern tags noch ein Tisch kostens zu haben
unnd damit alle ding, sollicher Hochzeit halb, ge-
endet sein. Alles bey unnachlessiger nechst obge-
setzter straff.
Von etlichen Abergläubischen gebreuchen.
Uns langt auch gläublich an, das bey etlichen das
Babstumb unnd Abergläubische, verfürische, un-
christliche gedancken noch so tieff eingesessen, das
sie gegen das Ungewitter die Kirchenglocken anzie-
hen, der meinung, dieweil dieselbe getaufft und ge-
weihet, ir thon und klanck soll das v[...]hende unge-
witter abzuwenden mechtig sein. Und das noch
mehr und ärger ist, seind etliche, die ire benannte
Feyrtag, so sie Hagelfeyr heyssend, d[...] verbannen,
setzen und zu halten verpeenen, der hoffnung, wenn
sie die mit müßiggang also zubringen und (wie sie
nennen) heiligen, so sol da [...] Gemarck, alßweit
und fern sich die erstreckt, das Ungewitter nit an-
treffen.7 Unnd wiewol wir etlicher endts verschiener
zeit unsere schrifftlich [man]data dagegen außgehn
unnd durch die Pfarherr öffentlich in Kirchen ver-
künden lassen, so befinden wir doch, das sie weniger,
dann wir v[...], gefrüchtiget. Dieweil dann solches
Abergläubisch, verfürisch und, in dem sie den zorn
Gottes mit dem glockenthon und müssiggang abzu-
XVIII, S. 683), wo erklärt wird: Das seindt gewesen die 3
Sambstag nach den 3 hohen festen, darahn die leut müßig
gewesen und sich eingebildet, es konte ihres feyrens halben
[kei]n hagel das gantze jahr durch ke[in] schaden thun.

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