Wild- und Rheingrafschaft
10. Pestordnunga
27. August 1597
Wir, Adolph Henrich, Wildt- unndt Rheingrave,
Grave zu Salm undt Herr zu Vinstingen etc., ent-
bieten euch allen, unßern Pfarrern, Schultheißen
und ganzen Gemeinden, unsere gnadt unndt füegen
euch hiemit zue wißen:
Demnach der almechdige Gott über die Sündt unßer
menschen dermaßen erzürnet, das er beides, anders-
wo und in unßerer herrschafft oder gebiet, dieselbige
mit der abscheulichen ansteckenden Pestilentz
straffet und die Leuth heuffig und plötzlichen hin-
nimmet, darneben uns auch allerhandt unordnun-
gen halbenn clagh und Bericht einkommen, allso ha-
ben wir, alls ein sorgfeltige wachende Oberigkeit,
wie hierinnen guete ordnung zue halten were, zeit-
lichen berathschlagen laßen.
Unnd ist hieruff unßer gnediger, ernstlicher Beve-
lich an euch, das, so baldt ein Mensch, jung oder
allt, in einer Gemein sich gelegt oder gestorben und
die gewieße erkündigung, das er peste lige oder ver-
schieden, eingenomen, alsdan unser Pfarrer mit vor-
wißen unßers Schultheißen oder hinwider der ubri-
gen gantzen Gemein mit der Glockhen zuesamen
ruffen laße. Wan sie dan erscheinen und beyhann-
den, der Pfarrer inen ein Bußpredigt oder verma-
nungh thue unnd Gemein Gebett wider diße obge-
nante seuchten spreche, darinen umb linderungh
oder abnemmung der straffe unnd gnedigen schutz
gebetten | werde, wie er auch sie, sich miteinander
christlich zu versönen und das heilige abendtmall
inen zue trosst zu gebrauchen, zu erinnern hat.
Unndt solle dis mit dem Gebett hinfurter alle dage
in beyweßen aller, so viell müglich, zur Zeit, die je-
dem orth am gelegnesten, erhollt werdenn.
Unnßer Schultheiß aber soll alsobaldt alle Leichtfer-
tigkeit mit Fluchen, schweren, zanckhen, freßen,
a Textvorlage (Handschrift): PfarrA Simmertal 06-1. Ab-
druck: Glaube und Heimat 1924, S. 149f.
sauffen, springen, tantzen, liegen und triegen ernst-
lich verbietten unnd die übertretter zu unnßerer
cantzley berichten und namhafftig machen, auch
alle und jede personen, fürnemblich die haußvätter,
erinnern, was sie in schulden, Testament und Erb-
schafft und dergleichen sachen zue thun und anzue-
stellen, das sie das uff das ehiste unnd beste verrich-
ten und versehen.
Nachdem nun die Gemeindt wider voneinannder, ist
ein Nottrufftb, das den Inficirten angesaget werde,
das sie sich auß christlicher Lieb gegen dem Nechs-
ten auß Gottes unnd wegen unßers Gebotts daheim,
zue hauß und innen halten unnd niemandt erschräk-
ken oder vergifften. Doch solle der Pfarrer den oder
die personen uff erforderunng und nach beschaffen-
heit der personen zue hauß besuchen, trösten, ver-
manen, mit den Sacramenten stärcken | unnd sein
gantz ambt thun. Die ubrigen gesunden aber in dem
hauße soll er in die kirch bescheiden und gleicher
gestallt mit inen verfahren, damit er nicht inen in
die stinkende winkell nachschlieffen dörffe. Glei-
chergestallt ist ein Nottrufft, das sie von dießer
kranckheit arth, von mitteln dargegen, alls dem Ge-
bett, praeservativen und recepten, auch rechter
Diaet guten Bericht von ime empfahen.
Damit auch an wärttern kein mangell seie, ist unßer
gnediger Bevelich an jeden Schultheißenn, das, wo
in einem inficirten hauß nicht wärtter vorhanden,
daselbst [durch] in ein alter oder frawe, irer zue war-
then, die Nottrufft zue zue dragen, zue waschen
unndt zue reinigen etc., bestellt werde, welchen dan
bey pflichten, fleißigh und treue zue sein, uffzuer-
legen ist, iren lohn entweder von den kranckhen
oder iren erben, wo sie es vermögen, habendt zu
empfahen.
b Sic!
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10. Pestordnunga
27. August 1597
Wir, Adolph Henrich, Wildt- unndt Rheingrave,
Grave zu Salm undt Herr zu Vinstingen etc., ent-
bieten euch allen, unßern Pfarrern, Schultheißen
und ganzen Gemeinden, unsere gnadt unndt füegen
euch hiemit zue wißen:
Demnach der almechdige Gott über die Sündt unßer
menschen dermaßen erzürnet, das er beides, anders-
wo und in unßerer herrschafft oder gebiet, dieselbige
mit der abscheulichen ansteckenden Pestilentz
straffet und die Leuth heuffig und plötzlichen hin-
nimmet, darneben uns auch allerhandt unordnun-
gen halbenn clagh und Bericht einkommen, allso ha-
ben wir, alls ein sorgfeltige wachende Oberigkeit,
wie hierinnen guete ordnung zue halten were, zeit-
lichen berathschlagen laßen.
Unnd ist hieruff unßer gnediger, ernstlicher Beve-
lich an euch, das, so baldt ein Mensch, jung oder
allt, in einer Gemein sich gelegt oder gestorben und
die gewieße erkündigung, das er peste lige oder ver-
schieden, eingenomen, alsdan unser Pfarrer mit vor-
wißen unßers Schultheißen oder hinwider der ubri-
gen gantzen Gemein mit der Glockhen zuesamen
ruffen laße. Wan sie dan erscheinen und beyhann-
den, der Pfarrer inen ein Bußpredigt oder verma-
nungh thue unnd Gemein Gebett wider diße obge-
nante seuchten spreche, darinen umb linderungh
oder abnemmung der straffe unnd gnedigen schutz
gebetten | werde, wie er auch sie, sich miteinander
christlich zu versönen und das heilige abendtmall
inen zue trosst zu gebrauchen, zu erinnern hat.
Unndt solle dis mit dem Gebett hinfurter alle dage
in beyweßen aller, so viell müglich, zur Zeit, die je-
dem orth am gelegnesten, erhollt werdenn.
Unnßer Schultheiß aber soll alsobaldt alle Leichtfer-
tigkeit mit Fluchen, schweren, zanckhen, freßen,
a Textvorlage (Handschrift): PfarrA Simmertal 06-1. Ab-
druck: Glaube und Heimat 1924, S. 149f.
sauffen, springen, tantzen, liegen und triegen ernst-
lich verbietten unnd die übertretter zu unnßerer
cantzley berichten und namhafftig machen, auch
alle und jede personen, fürnemblich die haußvätter,
erinnern, was sie in schulden, Testament und Erb-
schafft und dergleichen sachen zue thun und anzue-
stellen, das sie das uff das ehiste unnd beste verrich-
ten und versehen.
Nachdem nun die Gemeindt wider voneinannder, ist
ein Nottrufftb, das den Inficirten angesaget werde,
das sie sich auß christlicher Lieb gegen dem Nechs-
ten auß Gottes unnd wegen unßers Gebotts daheim,
zue hauß und innen halten unnd niemandt erschräk-
ken oder vergifften. Doch solle der Pfarrer den oder
die personen uff erforderunng und nach beschaffen-
heit der personen zue hauß besuchen, trösten, ver-
manen, mit den Sacramenten stärcken | unnd sein
gantz ambt thun. Die ubrigen gesunden aber in dem
hauße soll er in die kirch bescheiden und gleicher
gestallt mit inen verfahren, damit er nicht inen in
die stinkende winkell nachschlieffen dörffe. Glei-
chergestallt ist ein Nottrufft, das sie von dießer
kranckheit arth, von mitteln dargegen, alls dem Ge-
bett, praeservativen und recepten, auch rechter
Diaet guten Bericht von ime empfahen.
Damit auch an wärttern kein mangell seie, ist unßer
gnediger Bevelich an jeden Schultheißenn, das, wo
in einem inficirten hauß nicht wärtter vorhanden,
daselbst [durch] in ein alter oder frawe, irer zue war-
then, die Nottrufft zue zue dragen, zue waschen
unndt zue reinigen etc., bestellt werde, welchen dan
bey pflichten, fleißigh und treue zue sein, uffzuer-
legen ist, iren lohn entweder von den kranckhen
oder iren erben, wo sie es vermögen, habendt zu
empfahen.
b Sic!
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