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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0122
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Wild- und Rheingrafschaft

tus darfur gelitten hatt und gestorben ist. Und im
namen deßselben unßers herrn Jesu Christi, auff sei-
nen befelch und in krafft seiner wortt, da er sagt:
Welchen ihr die sünde erlaßet, |41v| denen seindt sie
erlaßet, unndt [denen] ihr sie furbehaltet, denen sol-
len sie auch fur behalten sein,78 spreche ich alß ein
beruffener diener der gemein Jesu Christi euch, die
bußfertigen und glaubigen, aller ewerer sünden frei,
ledig undt loß, daß sie euch alzumahl sollen verge-
ben sein, so reichlich und volkömlich, alß Jesus
Christus daßelbige durch sein leiden und sterben
verdienet und durchs evangelium in aller welt zu
predigen befohlen hatt.
Dießer tröstlichen zusagung, so ich euch jetz-
under im namen Jesu Christi gethan, wöllet ihr euch
tröstlich annehmen, ewere gewißen darauff zufrie-
denstellen undt festiglich glauben, ewere sünde
seindt euch gewißlich vergeben im namen Gottes,
des Vatters, deß sohns und deß h. geistes. Amen.
Dargegen aber sollen wißen alle unbußfertige
und unglaubige, daß ihnen ihre sünde seindt furbe-
haltten und will sie Gott ernstlich und gewißlich
straffen alhie zeitlich und dort ewiglich, wann sie
nicht umbkehren und buße thun, welches ich ihnen
auch verkündige im namen und auß befelch unßers
herrn Jesu Christi und vermahne sie an Gottes
statt, daß sie buße thun, dem evangelio glauben
unndt [sich] mit Gott in zeiten versöhnenlaßen.f
Endtlich soll Pfarrer mit dem Vatter unser beschlie-
ßen undt daß volck ermahnen, biß nach verrichtung
action deß abendtmahls beisammen zu bleiben und
deß segens erwartten. |42r| Nach solchen allem wirt
ein kurtzer gesang, so zum handel dienstlich, gesun-
gen und kehret sich der prediger am altar zum
volck, also sprechende:
gIhr aller liebsten in Christo Jesu, dieweil wir jetz
daß gnadenreich abendtmahl unßers liebsten hei-
landts begehen und halten wöllen, darin er unß sei-
nen warhafftigen leib zu einer speiß undt sein eigen
g Von hier bis Fußnote h S. 620 aus KO Kurpfalz 1556,
vgl. Sehling, EKO XIV, S. 252-254.

blutt zu einem tranck, den glauben damit zu ster-
cken, gegeben hatt, sollen wir billig mit großem fleiß
undt inbrünstiger andacht uns selbst, wie sant Pau-
lus vermahnet, prüffen. Dann dieß heilig sacrament
ist zu einem sondern trost und stercke gegeben den
armen, betrübten gewißen, die ihre sünde im hert-
zen empfinden und bekennen, Gottes zorn und den
todt förchten und nach der gerechtigkeit hungrig
unnd dürstig sein.
So wir aber unß selbst prüffen und ein jeglicher
in sein gewißen gehen wirtt,79 werden wir gewißlich
nichts anderst finden, dann allerlei greuliche sündt
und den ewigen todt, den wir mit der sündt ver-
schuldet haben, dann der soldt der sünden ist der
todt, wie Paulus sagt,80 unnd könden doch unß
selbst in keinem weg darauß helffen.
Darumb hat unßer lieber herr Jesus Christus
sich uber unß erbarmet und ist umb unßer sünden
willen mensch worden, auff daß er daß gesetz und
allen willen Gottes |42v| für unß und unß zu gut er-
füllet und den todt und alles, waß wir mit unßern
sünden verschuldt hetten, fur unß und zu unßer er-
ledigung auff sich nehme und bezalete.
Unnd daß wir je daß festiglich glauben, frölich in
seinem willen leben mögten, name er in dem abendt-
mahl daß brodt, saget danck, brachs und sprach:
Nemet hin und eßet, daß ist mein leib, der für euch
dargeben wirt, (daß ist) daß ich mensch bin worden
und waß ich leid und thue, ist alles ewer eigen, fur
euch und euch zu gut geschehen. Diß zu einem ge-
wißen anzeigen und zeugknus und daß ir immer in
mir bleiben und leben und ich in euch, gibe ich euch
mein leib zur speiß. Deßgleichen name er auch denn
kelch und sprach: Nemet hin und trincket alle dar-
auß, daß ist der kelch deß newen testaments in mei-
nem blut, daß fur euch und fur viel vergoßen wirtt
zur vergebung der sünden; so offt ihr daß thut, sollt
ihr mein darbei gedencken.
Daß ist: Dieweil ich mich ewer angenommen und
ewer sündt auff mich geladen hab, will ich mich
78 Joh 20,23.
79 1 Kor 11,28.
80 Röm 6,23.

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