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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0123
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21. Kirchenordnung [nach 1603]

selbst für die sünde in todt opffern, mein blut ver-
gießen, euch gnadt und vergebung der sünden er-
werben und also ein newes testament auffrichten,
darinnen die sündt vergeben und ewig nicht mehr
gedacht werden soll. Daß zu einem gewißen anzei-
gen unnd zeugnuß, zur stercke und fürderung mei-
nes lebens in euch, gib ich |43r| euch mein blutt zu
trincken. Wer nun also von dießem brot ißet und
von dießem kelch trincket, auch dießer worten, die
er von Christo höret, vestiglich glaubet unnd dießes
sacrament zu erinnerung und bestättigung seines
glaubens empfahet, der bleibt in dem herrn Christo
und Christus in ihm undt wirt ewiglich leben.
Also sollen wir nun sein darbei gedencken und sei-
nen todt verkündigen,81 nemblich daß er fur unßere
sündt sei gestorben unnd zu unßerer rechtfertigung
wider aufferstanden, unnd ihm ewig lob und danck
darumb sagen. Eß soll auch ein jeder sein creutz
auff sich nemen und ihm nachfolgen,82 und nach sei-
nem gebott einander lieben, wie er unß geliebet
hatt,83 dann wir alle seindt ein brodt und ein leib,
dieweil wir alle eins brots theilhafftig seindt und auß
einem kelch trincken. Dann zu gleicher weiß, wie
auch viel börlen84 zusammen gekeltert ein wein und
ein tranck fleust undt sich ineinander menget und
auß viel körnlein ein meel gemahlen [und] ein brodt
und kuchen gebachen85 wirtt, also sollen wir alle, so
durch den glauben Christo eingeleibt sein, durch
brüderliche liebe umb Christi, unsers liebsten hei-
landts willen, der unß zuvor so hoch geliebt hat, alle
ein leib, tranck, kuchen und brot werden und sol-
lichs gegeneinander nicht allein mit lären worten,
sonder mit der that und warheit, |43v| wie Johannes
leret,86 ohn allen trug trewlich gegeneinander bewei-
ßen. Daß helff unß der allmächtig, barmhertzig
Gott und Vatter unßers herrn Jesu Christi durch sei-
nen heiligen geist, Amen.

81 1 Kor 11,26.
82 Mt 16,24.
83 Joh 15,12.
84 Beeren, d.h. Weintrauben.
85 Bachen = backen.

Darauff soll ein gemein offentlich [ge]beth volgen
also:
Last unß betten.
Allmächtiger Gott, himlischer Vatter, seitemahl
wir dir nicht dann allein in deinem geliebten sohn,
unßerm herrn, wohlgefallen mögen, so heilige unßer
leib und seel und gib unß sein selige gemeinschafft in
seinem abendtmahl mit rechtgläubiger begierdt
unndt danckbarkeit zu empfahen, daß wir, deiner
ewigen güte und liebe gegen unß abermalß getröstet
und in dem newen leben gesterckt, dir zum preiß
deines göttlichen namens und beßerung deines
volcks mit mehr fleiß und forcht leben und dienen
mögen, durch denselben unßern herrn Jesum Chris-
tum.
Darauff folget das Vatter unser.
Auff solchs soll der kirchendiener, nachdem er zuvor
brodt und wein zu deß herrn nachtmahl fur sich ge-
stelt, die stifftung deß nachtmahls, wie es die Evan-
gelisten87 und San[c]t Paulus88 beschriben, mit lau-
ter, verstendtlicher stim verleßen. Dann wiewohl
die vermanung, so vorthin verleßen, ein einsatzung
des nachtmahls und die verkündigung des todts
Christi und derselben nutzung nach notturfft,89 |44r|
es were auch die kirch genugsam erinnert und be-
richt, daß gegenwirdig brodt und wein zur empfa-
hung deß warhafftigen leibs und bluts Christi durch
die erste stifftung unßers herrn Christi gesegnet und
geweihet were, jedoch nachdem die wortt der heili-
gen Evangelisten unnd Sanct Paulus90 von dem
nachtmahl Christi die bemelten stück in ein feine,
ordentliche, kurtze summa verfaßen, so sollen sie in
haltung deß nachtmahls nicht außgelaßen, sonder
offentlich und verstendiglich, wie volget, verleßen
werden.

86 1Joh 4,19-21.
87 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19f.
88 1 Kor 11,23-25.
89 Sic! Die Satzkonstruktion ist offenbar verderbt.
90 Sic!

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