Wild- und Rheingrafschaft
Die wortt oder stifftung des nachtmals.
Unßer herr Jesus, in der nacht, da er verrathen
ward und mit seinen jüngern zu tisch saß, nam er
daß brodt, dancket und brachs; er gabs seinen jün-
gern und sprach: Nemet hin und eßet, daß ist mein
leib, der fur euch gegeben wirdt, daß thut zu meiner
gedechtnuß. Deßelben gleichen nachdeme abendt-
mahl nam er den kelch, saget danck und sprach:
Nemet hin und trincket alle darauß, daß ist der
kelch des newen testaments in meinem blut, daß fur
euch und für viel vergoßen wirtt zur vergebung der
sünden. Solches thut, so offt ihrs trinckt, zu meiner
gedechtnuß.h
Darauff spreche der kirchendiener zum volck also:
Wer nun daß abendtmahl deß herrn begert, |44v|
der trette herzu in rechter erkandtnuß seiner sünde,
glaube an Jesum Christum und hab einen fursatz
eines gottseligen lebens.
Alsobaldt fängt man an zu singen: Jesus Christus,
unßer heilandt etc.,91 oder: Alß Jesus Christus, un-
ßer herr etc.,92 oder: Nun frewet euch, lieben Chris-
ten gemein etc.,93 oder: Nun lob mein seel den her-
ren etc.94
In außtheilung deß gesegneten brodts unnd leibs
Christi soll der kirchendiener zu einem jeden com-
municanten sagen:
Nimb hin und iß, daß ist der leib Jesu Christi,
der für dich in todt gegeben ist.
Unndt bei darreichung deß gesegneten kelchs
undt bluts Christi soll er also sagen:
Nimb hin und trinck, daß ist daß blutt Jesu
Christi, daß für deine sünde vergoßen ist.
Sobaldt die communion geendet, soll der kirchendie-
ner also sagen: Last unß unßerm herrn Christo Jesu
dancken und sprechet mir von hertzen also nach:
iWir dancken dir, o allmächtiger Gott, daß du
unß durch dieße heilsame gabe des leibs und bluts
deines sohns erquicket hast, und bitten deine barm-
hertzigkeit, daß du unß solches gedeihen laßest zu
einem starcken glauben gegen dir und zu einbrüns-
tiger liebe und[er] unß allen, durch denselben un-
ßern herrn Jesum Christum, deinen sohn, der mit
dir in einigkeit deß heiligen geistes lebt und regirt,
wahrer Gott immer und ewiglich, Amen.
Hierauff gibt der kirchendiener den segen und
spricht: |45r|
Der herr segne euch und behüte euch, der herr
erleuchte sein angesicht uber euch und seie euch
gnädig, der herr erhebe sein angesicht auff euch und
gebe euch den frieden, Amen.i95
Daß vierte Capitell:
Von den sonn-, fest- und feiertagen.
Gleichwie der mensch auß zweien underschiedtli-
chen theilen bestehet, alß nemblich dem eußerlichen
leib, so auß einem erdencloß formiret, unndt der see-
len, welche Gott selber dem menschen eingeblaßen,
also [be]darff der selbige gantze, naturliche, von
Gott erschaffene und gebildete mensch zu seiner un-
derhaltung nicht einerley, sondern underschiedtli-
che, darzu gehörige dinge. Und damit der leib er-
halten werde, mag Gott, der herr, wohl leiden, ja
hat es also geordnet, daß der mensch, waß zu erhal-
tung deß zeitlichen lebens gehöret, in 6 tagen mit
seiner handtarbeit ehrlich und auffrichtig durch den
segen Gottes erlange; die seel aber, dieweil sie geist-
lich ist unndt unsterblich, muß sie auch ihre geist-
h Von Fußnote g S. 618 bis hierher aus KO Kurpfalz 1556,
vgl. Sehling, EKO XIV, S. 252-254.
i-i Aus KO Kurpfalz 1556, vgl. Sehling, EKO XIV,
S. 255.
91 Luther, AWA 4, Nr. 6.
92 Sebaldus Heyden, Wackernagel III Nr. 606.
93 Luther, AWA 4, Nr. 2.
94 Nikolaus Herman, Wackernagel III Nr. 1410.
95 Num 6,24-26.
620
Die wortt oder stifftung des nachtmals.
Unßer herr Jesus, in der nacht, da er verrathen
ward und mit seinen jüngern zu tisch saß, nam er
daß brodt, dancket und brachs; er gabs seinen jün-
gern und sprach: Nemet hin und eßet, daß ist mein
leib, der fur euch gegeben wirdt, daß thut zu meiner
gedechtnuß. Deßelben gleichen nachdeme abendt-
mahl nam er den kelch, saget danck und sprach:
Nemet hin und trincket alle darauß, daß ist der
kelch des newen testaments in meinem blut, daß fur
euch und für viel vergoßen wirtt zur vergebung der
sünden. Solches thut, so offt ihrs trinckt, zu meiner
gedechtnuß.h
Darauff spreche der kirchendiener zum volck also:
Wer nun daß abendtmahl deß herrn begert, |44v|
der trette herzu in rechter erkandtnuß seiner sünde,
glaube an Jesum Christum und hab einen fursatz
eines gottseligen lebens.
Alsobaldt fängt man an zu singen: Jesus Christus,
unßer heilandt etc.,91 oder: Alß Jesus Christus, un-
ßer herr etc.,92 oder: Nun frewet euch, lieben Chris-
ten gemein etc.,93 oder: Nun lob mein seel den her-
ren etc.94
In außtheilung deß gesegneten brodts unnd leibs
Christi soll der kirchendiener zu einem jeden com-
municanten sagen:
Nimb hin und iß, daß ist der leib Jesu Christi,
der für dich in todt gegeben ist.
Unndt bei darreichung deß gesegneten kelchs
undt bluts Christi soll er also sagen:
Nimb hin und trinck, daß ist daß blutt Jesu
Christi, daß für deine sünde vergoßen ist.
Sobaldt die communion geendet, soll der kirchendie-
ner also sagen: Last unß unßerm herrn Christo Jesu
dancken und sprechet mir von hertzen also nach:
iWir dancken dir, o allmächtiger Gott, daß du
unß durch dieße heilsame gabe des leibs und bluts
deines sohns erquicket hast, und bitten deine barm-
hertzigkeit, daß du unß solches gedeihen laßest zu
einem starcken glauben gegen dir und zu einbrüns-
tiger liebe und[er] unß allen, durch denselben un-
ßern herrn Jesum Christum, deinen sohn, der mit
dir in einigkeit deß heiligen geistes lebt und regirt,
wahrer Gott immer und ewiglich, Amen.
Hierauff gibt der kirchendiener den segen und
spricht: |45r|
Der herr segne euch und behüte euch, der herr
erleuchte sein angesicht uber euch und seie euch
gnädig, der herr erhebe sein angesicht auff euch und
gebe euch den frieden, Amen.i95
Daß vierte Capitell:
Von den sonn-, fest- und feiertagen.
Gleichwie der mensch auß zweien underschiedtli-
chen theilen bestehet, alß nemblich dem eußerlichen
leib, so auß einem erdencloß formiret, unndt der see-
len, welche Gott selber dem menschen eingeblaßen,
also [be]darff der selbige gantze, naturliche, von
Gott erschaffene und gebildete mensch zu seiner un-
derhaltung nicht einerley, sondern underschiedtli-
che, darzu gehörige dinge. Und damit der leib er-
halten werde, mag Gott, der herr, wohl leiden, ja
hat es also geordnet, daß der mensch, waß zu erhal-
tung deß zeitlichen lebens gehöret, in 6 tagen mit
seiner handtarbeit ehrlich und auffrichtig durch den
segen Gottes erlange; die seel aber, dieweil sie geist-
lich ist unndt unsterblich, muß sie auch ihre geist-
h Von Fußnote g S. 618 bis hierher aus KO Kurpfalz 1556,
vgl. Sehling, EKO XIV, S. 252-254.
i-i Aus KO Kurpfalz 1556, vgl. Sehling, EKO XIV,
S. 255.
91 Luther, AWA 4, Nr. 6.
92 Sebaldus Heyden, Wackernagel III Nr. 606.
93 Luther, AWA 4, Nr. 2.
94 Nikolaus Herman, Wackernagel III Nr. 1410.
95 Num 6,24-26.
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