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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0127
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21. Kirchenordnung [nach 1603]

Ihr geliebte im herrn, nachdem wir jetzundt Gottes
wortt gehört und gelernet, seindt wir schuldig nit
allein ihme darvon von hertzen zu dancken, sondern
haben auch hierbei ursach, in fernern nöthen und
anliegen seiner werthen Christenheit ihn anzuruffen.
Damit dann nun solch unßer gebeth Gott desto an-
genehmer seie, so demüdigt euwere hertzen und
sprecht mir nach die folgende beicht und empfahet
darauff die tröstliche absolution.
Ich armer sünder bekenne mich Gott, meinem
himlischen vatter, daß ich leider schwerlich und ma-
nigfaltig gesündiget hab, nit allein mit eußerlichen,
groben sünden, sondern vielmehr mit innerlicher an-
geborner blindtheit, unglauben, zweiffelung, klein-
mütigkeit, ungedult, hoffarth, bößen lüsten, geitz,
heimlichen neidt, haß und mißvergunst, auch an-
dern bößen dücken, wie daß mein herr Gott an mir
erkennet und ich leider so volkömlich nit erkennen
kan. Also rewen sie mich und seindt mir leidt und
begehre von hertzen gnade von Gott durch seinen
lieben sohn Jesum Christum.
Hierauff höret an die tröstliche absolution:
Der allmächtige Gott hat sich ewer erbarmet
und durch daß verdienst deß allerheiligsten leidens,
sterbens und aufferstehen unßers herrn Jesu Christi,
seines geliebten sohns, |48v| vergibt er euch alle eu-
were sünde, und ich, alß ein verordneter diener der
christlichen kirchen, verkündige auß befehl unßers
herrn Jesu Christi solche vergebung all ewerer sün-
de, im nahmen Gottes, des vatters undt deß sohns
und deß h. geistes, Amen.
Nachdem wir nun nachlaßung unßerer sünden im
glauben an Christum Jesum erlangt und die tröst-
liche absolution empfangen, so können wir nun des-
to getröster vor Gottes angesicht tretten in gewißer
vertröstung, waß wir bitten werden nach seinen wil-
len, daß er unß auch laßen widerfahren. Darauff
bettet mit mir von hertzen also:
Allmächtiger, barmhertziger, ewiger Gott und vat-
ter, ein herr himmels und der erden, wir bitten dich
hertzlich, du wollest deine heilige kirche mit ihren
dienern durch den h. geist regiren, auff daß sie bei
der rechtschaffene weide deines allmächtigen und

ewigen wortts erhalten und die, so abgetretten, wi-
der herbeigebracht werden, dardurch der glaube ge-
gen dir gestärcket und die liebe gegen allen men-
schen in unß erwachße und zunehme.
Wollest auch der weltlichen obrigkeit, dem rö-
mischen keißer, allen königen, Churfürsten und
herrn, insonderheit aber unßerer vorgesatzten hohen
obrigkeit (nominetur) gnade und einigkeit verlei-
hen, die underthanen nach deinem göttlichen willen
und wohlgefallen zu regiren, auff daß die |49r| gerech-
tigkeit gefordert, die boßheit verhindert und ge-
strafft werde, damit wir in stiller ruhe und gutem
frieden, alß Christen gebürt, unßer leben volstre-
cken mögen.
Daß auch unßere feinde und widersächer abla-
ßen und sich mit unß friedtlich und sanfftmütiglich
zu leben begeben wolten. Alle, die so in trübsall, ar-
mut, kranckheit, kindtsbanden und anderer anfech-
tung sein, auch die, so umb deines heiligen namens
und der warheit willen angefochten, gefangen sein
oder sonst verfolgung leiden, tröste sie, o Gott, mit
deinem h. geist, daß sie solches alles von deinem
vatterlichen willen auffnehmen und erkennen.
Wollest unß auch alle frücht der erden, zur zeit-
lichen notturfft gehörig, mit fruchtbarer wachßung
gerathen und gedeihen laßen.
Auch bitten wir für alles, darfür du, o ewiger
Gott, gebeten sein wilt, daß du unß solches gnedig-
lich verleihest durch daß bitter leiden und sterben
Jesu Christi, deines einigen sohns, unßers geliebten
herrn und heilandts, welcher mit dir und dem h.
geist lebt und regieret, wahrer und gleicher Gott,
hochgelobt in ewigkeit.
Zum beschluß bettet auch ein glaubiges vatter
unser.
Nota: Darin kann jeder pfarrer sonderliche anliegen
seiner zuhörer und dergleichen in specie mit ein-
schließen, da dern eine oder die ander angezeiget
oder verhanden.
Nach vollendem gebeth kan pfarrer von der cantzell
ankündigen, wann daß abendtmahl deß herrn zu
halten, wann fest- und feier- |49v| tage, wie auch or-
dentliche bethage einfallen, waß vor newe eheleute
zu proclamiren und waß dergleichen jedes orts

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