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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0132
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Wild- und Rheingrafschaft

Ferners aber klagen wir dir alß unßerm gnädigen
beschützer und allmächtigen nothelffer, wie daß der
türck etc., alß ein geschworner feindt der kirchen
und religion sich an unß mit gewalt setzet, inwillens,
deine kirche und gemeinde under unß zu verunrei-
nigen undt unßer blut, so doch durch deines sohns
blutt so thewer erworben, gleich wie waßer zu ver-
gießen. Darumb ruffen wir dich, o gütiger Gott, alß
der du unßer hoffnung unndt trost in allen nöthen
bist, von grundt unßerer hertzen an und bitten in
dießer unßer vorstehenden noth dich gantz gehor-
samlich, du wollest dich der vorgenommen straff
widerumb gerewen laßen undt unß nit in ihre blutt-
dürstige hände ubergeben, damit sie nit mit unßerm
leib, blutt, gutt, ehre undt seelen ihren mutwillen
treiben. Sondern zerstöre sie in ihres hertzen sin und
gedancken, nimb ihnen daß hertz unndt den muth,
daß sie verzagen, und stürtze sie in die grub hinein,
die sie machen den christen dein.133 |54v|
Du wollest auch, o gütiger Gott, denjenigen,
welche zu rettung deines h. nahmens und dein volck
zu beschützen, außgezogen oder noch außziehen
mögten, gnädigen beistandt, glück, sieg unndt uber-
windung verleihen. Kom ihnen zu rechter zeit, wie
du wohl weist, zu hülff und tröste sie mit deiner
starcken handt und allmächtigen arm, dann eß ist
sonst niemandt, der für unß könte streiten, dann du,
unßer Gott, alleine.134 So werden sie erkennen doch,
daß du, unßer Gott, lebest noch, und hilff gewaltig
deiner schar, die sich auff dich verlaßen gar.
So wollen wir allesampt, jung und alt, solche dei-
ne barmhertzigkeit undt allmacht unßer lebenlang
preißen und rühmen durch deinen einigen sohn, un-
ßern erlößer undt seligmacher in Gott, dem h. geist,
Amen.
II. Wider thewer zeitten.
Herr, unßer Gott und heilandt, du lest unß er-
fahren viele und große angst und noth. Du hast uns
aber alß ein getrewer Gott niemahls uber unßer ver-
mögen versucht, sondern gemacht, daß die versu-
chung so ein endt genommen, daß wirs ertragen ver-
mocht. So klagen wir dir jetzo mit betrübtem hert-
133 Ps 7,16 parr.
134 Vgl. Luther, AWA 4, Nr. 30.

zen die große vorstehende thewrung und mangel deß
täglichen brodts, so wir mit unßern sünden verur-
sacht undt verdient. Weil du unß aber befohlen, daß
wir in unßern nöthen dich allein sollen anruffen,
auch gnädig vertröstet, unß darumb nach deinem
willen zu reißen, also kommen |55r| wir vor dein gött-
lich angesicht mit demütigen, rewenden hertzen und
bekennen, daß wir noch viel größer straffe, ja die
ewige verdamnuß mit unßern manigfaltigen sünden
verdientt unndt verursachet. Ist unß aber alles
hertzlich leide undt bitten dich gehorsamlich, du
wollest umb Jesu Christi willen dich unßerer erbar-
men unndt die gegenwertige schwere thewerung lin-
dern oder nach deinem vätterlichen willen abwen-
den. So wollen wir unß durch deß h. geistes erleuch-
tung nit allein in unßerm leben beßern und frömmer
werden, sondern auch deine gütte und wunder, die
du unß beweißet, rühmen, dich loben und preißen
von nun an biß in ewigkeit, Amen.
III. Wider pestilentz.
O allmächtiger Gott, vatter unßers herrn Jesu
Christi, du hast unß in nöthen dich anruffen heißen
und tröstlich zugesagt, waß wir in dem nahmen Jesu
Christi auff erden bitten werden, daß wollestu im
himmel erhören.135 Auff diß dein wortt und verhei-
ßung kommen wir jetzo zu dir, seuffzen und ruffen
von gantzen grundt unßers hertzens mit pitten, du
wollest doch die schwere plag der forchtsamen, hin-
reißenden, pestilentzischen krankheitten gnädiglich
von unß abwenden und hinweg nehmen.
Herr, wir bekennen, daß wir mißhandtlet haben,
sein gottloß geweßen und dich oft erzörnet, haben
derwegen dieße hartte und schwere plag |55v| wohl
verdient. Aber, herr, gedencke doch nit an unßere
vorige mißethat, sondern laß baldt deine barmhert-
zigkeit uber unß größer werden, dann du bist gnä-
dig, von großer güte unndt trewe undt hast nit lust
am todt deß sünders, sondern daß er sich bekehre
und lebe.136
Herr, verleihe unß gesundtheit und erlängere
unß daß ziel unßers lebens, auff daß wir dein heiliges
wortt hören undt unßer leben beßern, dann die tod-
135 Vgl. Mt 18,19.
136 Ez 33,18.

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