Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Bergholz, Thomas [Oth.]; Goeters, J. F. Gerhard [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0133
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
21. Kirchenordnung [nach 1603]

ten werden dich nit anruffen und die zur hölle fah-
ren, werden deinen nahmen nit preißen.137 Erhöre
unß, himlischer vatter, wie du erhöret hast deinen
knecht David zu der zeit, da 70000 man in dreyen
tagen an der pestilentz in Israel gestorben wahren,
da der engel seine hände außstrecket uber Jerusa-
lem, daß er sie verderbet, und David rüffe den herrn
an unnd bettet, da rewet es den herrn uber dem ubel
und sprach zu dem engell, dem verderber im volck:
Es ist genug, laß deine hande abe.138
O herr, unßer Gott, so wollestu auch auff diß-
mahl dießer schrecklichen plage ein ziel setzen und
dieselbe gnädiglich von unß abwenden. Herr, erhore
unß, wie du verheißen hast: Ruff mich an in der
noth, so wil ich dich erhören und du solt mich prei-
ßen.139
Dieß ist dein wortt, auff dein wortt und verhei-
ßung sprechen wir im nahmen Jesu Christi:
Vatter unser, der du etc.
Wie es mit den wochen predigten zu halten. |56r|
In den stetten und flecken, da ein caplan verhanden,
soll man wochentlich mitwochs und freitags eine
halten; wo keiner ist, ist es genug mit einer.
Da nun ein caplan ist, soll derselbig auff den
freitag die sontägliche episteln fein kurtz undt ver-
ständiglich erkleren, der pfarrer soll auff den mit-
wochen ein nutzlich buch auß dem alten oder newen
testament außlegen.
Und soll erstlich ein gesang gesungen werden,
und in stätten oder flecken mag man darauff ein
caput auß der bibell leßen. Hierauff wirt alßdann
abermahl ein kurtzer gesang gesungen unndt predi-

137 Ps 115,17.
138 2Sam 24,11-16.
139 Ps 50,15.
140 1 Kor 14,40.
141 Das Bonner Gesangbuch von 1550 (VD 16: G 1654;
Erstdruck von 1544 nicht nachweisbar); zahlreiche
Nachdrucke und Neuauflagen im 16. und 17. Jhd., da-
von etliche auch in Frankfurt (Main), z.B. 1582 (VD16:
G 1660, G 1659, ZV 6570), 1584 (VD16: G 1661) und
1594 (Nachweis lt. Gesangbucharchiv Mainz).

ger [geht] damit auf die cantzell. Nach der predigt
wirtt daß gemein gebeth und vatter unßer gethan,
ein Gloria gesungen undt dann der segen uf der
cantzel oder vor dem altar uber daß volck gespro-
chen.
Nota. Wann ein feiertag oder hochzeit oder leicht-
predigt einfelt, kann man eine wochenpredigt un-
derlaßen.
Von dem kirchengesang.
Eß ermahnet der h. apostel Paulus 1. Cor. 14 mit
vielen wortten, daß nit allein alles in einer christli-
chen gemein zur beßerung, sondern auch ehrlich und
ordentlich zugehe.140 Solches mit den kirchengesang
und -kleidung zu thun, achten wir auch nit unnötig.
Waß derwegen den gesang anlanget, wollen wir, daß
gleichwie alle predigten, gebett unndt dancksagung
in bekandter, deu[t]schersprache geschehen sollen,
auff daß alle, so in der gemein zusammen kommen,
gebeßert und zu allem, waß gehandelt wirtt, auch
|56v| daß Amen sprechen mögen, also auch die gesän-
ge in bekandter deu[t]scher sprachen fein andächtig
gesungen werden. Darumb kirchendiener und schul-
meister fleißig darob halten sollen, daß nit unge-
wöhnliche, frembte oder newe gesänge eingeführt
werden, sondern waß unß Gott durch thewre män-
ner mit dem aufgehenden evangelio an geistreichen,
schönen gesängen in den rechten, gutten lutheri-
schen, alß Bonnischen,141 Straßburgischen,142
Franckfurtischen143 etc. gesängbüchlein begreiffen,
gnädig mitgetheilt, dern auch die mehren theil ge-
wohnt und nach deß gemeinen manß verstandt ge-

142 Das Straßburger Gesangbuch von 1541 (VD16: G 1645),
erweiterter Nachdruck 1560 (VD16: G 3436).
143 Außer den Frankfurter Nachdrucken des Bonner Ge-
sangbuches (siehe Fußnote 141) kommen vor allem die
Gesangbücher aus Frankfurt (Main) von 1569 (VD16: K
925) und 1600 (kein Exemplar erhalten; Sigel des Main-
zer Gesangbucharchivs: Ffm 1600 RISM 1600-01 WB
1057 Z 353) und die Nachdrucke der Lutherlied-Samm-
lungen aus Frankfurt (Oder) von 1561 (VD16: G 867),
1569 (VD16: ZV 6468) und 1571 (VD16: G 886) in
Frage.

629
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften